Straße des Todes: Thriller (German Edition)
erledige das hier. Los!«
Jon Stone blickte nicht zurück. Er stieß die Fahrertür offen und stieg mit erhobenen Händen aus, um sich der nahenden Polizei zu stellen, rief ihnen zu, nicht zu schießen, und lieferte sich ihnen aus, um Pikes Flucht zu kaschieren.
Pike schlüpfte aus der Tür und rannte in die Dunkelheit zwischen den Häusern.
39.
Pike sprang über rasselnde Maschendrahtzäune zwischen tiefschwarzen Hinterhöfen und kletterte im dunklen Schatten zwischen den Häusern über Mauern aus Betonschalsteinen. Zweimal rettete er sich über Zäune, als ihm Hunde dicht auf den Fersen waren, und einmal verfolgte ihn ein herumstreundener Pitbull über eine leere Straße. Pike drehte sich zu dem Angreifer um und schlug ihm mit der .357er hart auf die Schnauze. Der Hund ließ von ihm ab, und Pike lief weiter, rannte schnell Richtung See, weg vom Highway.
Zweimal blieb er kurz stehen, um in die Nacht zu lauschen, nahm aber keine Verfolger wahr. Die Geräusche der Polizei waren nicht mehr zu hören. Keine Schüsse waren abgefeuert worden, also ging es Jon gut.
Pike bog am See nach Süden ab und lief eine weitere halbe Meile, bevor er in einem weiten Bogen zum Highway zurückkehrte. Ein Lastwagenfahrer auf Ritalin nahm ihn mit nach Norden, und achtunddreißig Minuten nachdem der Polizeieinsatz um sie herum losgegangen war, erreichte Pike den Flughafen von Palm Springs, benutzte den Notschlüssel, den er bei sich hatte, und stieg in Stones Rover.
Durchatmen.
Er schloss die Augen und füllte die Lunge mit Luft, dann drückte er sie mit dem Zwerchfell wieder raus. Er atmete erneut tief ein. Pranayama-Atmen aus dem Hatha-Yoga. Pike verlor sich auf einer kühlen, mit Sonnenlicht gesprenkelten Waldlichtung. Wenn er einatmete, roch er Moos und Sumach. Sein Puls verlangsamte sich. Er wurde ruhig. Fand seine Mitte.
Pike ließ den Rover an und erkannte sogleich, dass er gar nicht wusste, was er tun sollte. Also schaltete er den Motor wieder aus. Sein Bauchgefühl riet ihm weiterzumachen, aber Haddad, Washington und Pinetta waren weg. Und jetzt auch Jon. Cole und die beiden jungen Leute blieben weiterhin verschwunden, die Polizei hatte sich eingeschaltet, und wenn Ghazi al-Diri erfuhr, dass Pinetta verhaftet worden war, würde ihn das sicherlich verunsichern und ihm Angst einjagen.
Was gut war. Der Syrer würde überschwemmt mit Informationen, die jedoch kaum genügten, um seine Fragen zu beantworten. Er würde erstarren und sich nicht bewegen, würde fieberhaft Antworten suchen und dabei immer mehr in Panik geraten. Und Panik war gut, sofern sie den Gegenspieler traf.
Pike konzentrierte sich auf das, was er wusste. Das ATF tauchte in seinem Waffenladen auf, suchte nach Elvis Cole, und jetzt waren Pinetta und Washington bei einem groß angelegten Polizeieinsatz unter Beteiligung des ATF ausgeschaltet worden.
Er hatte keine Ahnung, ob diese beiden Ereignisse zusammenhingen, aber das ATF als eine kleine Elitebehörde verfügte nicht über die Manpower, eine Gegend mit Agenten zu überschwemmen, und daher war Pike überzeugt, dass dies alles kein Zufall war. Er nahm sein Telefon heraus und rief Ronnie an.
»Wann war das ATF da?«
»Heute Morgen. Kurz vor elf.«
»Was haben sie gesagt?«
»Nur dass sie Elvis wegen eines früheren Klienten von ihm sprechen wollten. War das Bockmist?«
»Ja.«
»Sie haben mir gesagt, er wäre nicht in Schwierigkeiten. Sie haben gesagt, ich solle es weitergeben für den Fall, dass er deshalb nicht auf ihre Anrufe reagiert hat.«
Pike fand das alles sehr interessant und fragte sich, wie oft sie angerufen hatten und seit wann sie schon versuchten, Cole zu erreichen.
»Und ich?«
»Sie haben gehofft, du könntest ihnen vielleicht sagen, wo er ist. Mehr haben sie nicht über dich gesagt.«
»Ein Agent oder zwei?«
»Zwei.«
»Haben sie eine Karte dagelassen?«
»Hab sie hier vor mir liegen. Special Agent Jason Kaufman, L.A. Field Division, drüben in Glendale.«
»Die Nummer?«
Pike notierte Namen und Telefonnummer, dann rief er bei sich zu Hause in Culver City an. Er hatte eine Geheimnummer, fand aber auf dem Anrufbeantworter eine Nachricht von einem ATF-Agenten, der sich als Special Agent Kim Stanley Robinson ausgab. Robinson erzählte eine ähnliche, aber nicht die gleiche Geschichte wie Kaufman. Er wolle mit Cole im Zusammenhang mit Anschuldigungen eines früheren Klienten sprechen, der sich inzwischen in Bundeshaft befinde, und hoffe, dass Pike ihnen helfen könne, Cole zu
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