Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Säuferhirn ersonnen hatte.
24
A m frühen Sonntagmorgen hörte ich, wie ein Auto mit kaputtem Auspuff in die Auffahrt stieß und auf den Hinterhof fuhr. Ich schlüpfte in meine Khakihose, ging in die Küche, schaute in den Garten hinaus und sah Clete Purcel allein am Picknicktisch sitzen, die Arbeitsmütze der Marineinfanterie auf dem Kopf. Er hatte einen Pappbecher mit Kaffee zwischen die Hände geklemmt und schaute ständig nach hinten, zur Straße hin.
Ich ging hinaus und zog leise die Fliegendrahttür zu, damit Bootsie und Alafair nicht aufwachten.
»Was machst du denn hier?«, fragte ich.
Er schaute zur Seite, zupfte sich an der Nase und stieß prustend den Atem aus.
»Ich hab mir Ritter vorgenommen. Ist noch niemand hier aufgekreuzt?«
»Nein.«
»Die Sache ist voll in die Hose gegangen.«
»Ich will nichts davon wissen.«
»Ich wollte dir doch bloß helfen. Oder hast du sonst noch jemand, der von sich aus dazu bereit ist, dir tagtäglich den Rücken freizuhalten?«
Er sah elend aus. Er rieb sich übers Gesicht, stieß dann den Pappbecher unrund kippte sich den Kaffee über die Hände.
»Erzähl’s mir«, sagte ich.
»Ritter hat einer Stripperin, Janet Gish heißt sie, Druck gemacht. Sie hat für ein paar Mafiosi aus Jersey in einem Indianercasino Geld gewaschen. Ritter hat die Mafiosi drangekriegt, sie aber verschont. Dafür muss sie ihn mindestens einmal im Monat drübersteigen lassen. Rat mal, wie’s weitergeht? Janet ist auf Ritter abgefahren, kannst du dir das vorstellen? Er weiß also, dass er da eine gute Sache am Laufen hat, und spielt ein bisschen mit ihr rum, sagt, dass er sie heiratet, sobald er seine Frau loswird. Und in der Zwischenzeit bumst er jeden Freitagnachmittag in einem Motel am Airline Highway mit Janet.
Letzte Woche geht sie in den Supermarkt, und wen trifft sie dort? Ritter und seine Alte. Ritter schaut durch Janet hindurch und mustert die Bohnendosen auf dem Regal, als ob er sie noch nie gesehen hätte. Aber was soll er auch machen?, sagt sie sich. Sie vorstellen? Inzwischen ist sie aber einen Gang weiter, und dort hört sie, wie Ritters Alte sagt: ›Hast du das gesehen? Die hat Möpse wie Milchkannen. Und auch noch tätowiert. Ist dir das etwa nicht aufgefallen?‹
›Diese Kuhtypen mit den dicken Brüsten haben mich noch nie gereizt‹, sagt Ritter. Die beiden fanden das furchtbar komisch.
Janet meint also, sie muss es ihm heimzahlen. Sie hat bei Nig und Wee Willie eine Kaution wegen Förderung der Prostitution stehen, und sie ruft mich an und fragt mich, ob ich den Staatsanwalt dazu kriegen kann, dass er sie wegen der Kuppelei nicht belangt, wenn sie über Ritter auspackt. Ich habe ihr erklärt, dass sie dann unter Umständen von der Staatsanwaltschaft wegen Geldwäscherei belangt wird und dass es eine bessere Möglichkeit gibt, wie man Ritter die Suppe versalzen kann.
Ich hab ihr gesagt, sie soll um Mitternacht Ritters Alte anrufen und ihr sagen, sie fände es schade, dass Don sie im Supermarkt nicht einander vorgestellt hat, weil sie möglicherweise viel miteinander gemein hätten. Dann plaudert sie ein bisschen aus dem Nähkästchen, erzählt ihr in allen Einzelheiten von Ritters Bettgewohnheiten, sagt ihr, dass es doch einfach ein Jammer wäre, dass Ritter bei seinen sämtlichen Bräuten dieselbe Leier ablässt – dass seine Alte zu Hause langweilig ist wie nur was, dass sie ihn bei den geselligen Zusammenkünften im Kreis der Kollegen blamiert und dass er sie abservieren will, sobald er dafür gesorgt hat, dass sämtliche Rechnungen und Abbuchungen unter ihrem Namen laufen.
Es hat keine zehn Minuten gedauert, bis Ritter über die Brücke gerauscht und vor Janets Haus an der West Bank aufgekreuzt ist. Sie hat die Hintertür verriegelt, worauf er einen Hammer aus seinem Kabrio geholt, das Türfenster eingeschlagen und versucht hat, an das Schloss ran zu kommen. In dem Moment hab ich ihm das Vogelbad über den Schädel gezogen.«
»Du hast ihn mit einem Vogelbad aus Zement niedergeschlagen?«, sagte ich.
»Lass mich ausreden, okay? Janets Bruder gehört die Autowaschanlage hinter ihrer Wohnung. Ritter ist also halb weggetreten, und ich lad ihn auf den Beifahrersitz von seinem Kabrio, häng ihn mit seinen Handschellen an der Tür fest und fahr seine Karre rauf zu der Waschanlage.
›Don, du bist ein korrupter Cop‹, sag ich. ›Wird Zeit, dass du all den Schmutz und deine Sünden loswirst, dass du in dich gehst und deinen Pimmel zur Abwechslung mal in der
Weitere Kostenlose Bücher