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Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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werden dir weggenommen, wie die Schale von einer Banane abgezogen wird. Wenn du durch ein Fenster auf die Straße blickst, wird dir klar, dass dich die so genannten freien Menschen nicht einmal am Rande wahrnehmen. Wenn du wieder rauskommen willst, kannst du nur auf einen Kautionssteller hoffen, der aus sämtlichen Poren billiges Haarwasser ausschwitzt, oder auf einen Anwalt, der in den Gelben Seiten damit wirbt, dass er rund um die Uhr erreichbar ist, Zirkonringe an den Fingern trägt und ständig ein Pfefferminzdrops im Mund hat. Und wir reden hier nur über den ersten Tag.
    An diesem Nachmittag bekam ich endlich Dana Magelli an den Apparat.
    »Clete sagt, die Einschusslöcher sehen aus, als ob sie von einer .22er oder .25er stammen.«
    »Bestell ihm meinen Dank für die Rückmeldung.«
    »Er ist es nicht gewesen, Dana. Das war ein Profikiller. Ich glaube, wir haben es mit Johnny Remeta zu tun.«
    »Wenn man mal davon absieht, dass Purcel die Angewohnheit hat, auf Schritt und Tritt eine Riesenscheiße zu hinterlassen.«
    »Soll ich ihn vorbeibringen?«
    »Rate mal.«
    »Wir sind in drei Stunden da.«
    Danach herrschte eine Zeit lang Stille, und ich wusste, dass er sich besann, dass sich seine grundanständige Art wieder durchsetzte.
    »Die Dienstaufsicht hat seit Monaten ein Auge auf Ritter. Bestell Purcel, dass er vorbeikommen und eine Aussage machen soll. Danach schaffst du ihn aus der Stadt«, sagte er.
    »Wie bitte?«
    »Janet Gish bestätigt seine Geschichte. Wir können hier im Augenblick keine Zootiere gebrauchen, die nichts als Schlamm aufwirbeln. Hast du mich verstanden?«
    »Habt ihr noch andere Cops im Auge?«
    Er ging nicht auf die Frage ein. »Ich meine es ernst, was Purcel angeht. Er ist nicht nur ein ewiger Störenfried. Meiner Ansicht nach ist er kaum einen Deut besser als das Volk droben in Angola. Wenn er sich noch einmal in unsere Angelegenheiten einmischt, sperr ich ihn eigenhändig ein«, sagte Magelli.
    Ich legte den Hörer auf die Gabel des Telefons, das auf dem Ladentisch stand. Durch das Fliegengitter sah ich Clete an einem Kabelrollentisch sitzen und ein vorbeifahrendes Motorboot beobachten, das Gesicht halb im Licht, halb im Schatten. Ich ging aus dem Köderladen und schaute auf ihn herab.
    »Das war Dana Magelli. Du kommst noch mal davon«, sagte ich.
    Er strahlte mich an, und mir wurde klar, dass all die Lehren, die er hätte ziehen sollen, soeben vom Wind verweht worden waren.
    Am nächsten Tag stellte man beim NOPD fest, dass die .25er Kugeln, die man aus Don Ritters Leiche geholt hatte, mit der gleichen Waffe abgefeuert worden waren wie die, die Zipper Clums Stirn durchschlagen hatte.
    An diesem Abend ging Alafair mit ein paar Freunden zum McDonald’s an der East Main Street. Sie kam später heim, als wir erwartet hatten, ohne uns einen Grund zu nennen. Ich folgte ihr in ihr Schlafzimmer. Tripod saß vor dem Fliegengitter auf dem Fenstersims, aber sie hatte keinerlei Anstalten gemacht, ihn hereinzulassen. Das Licht war ausgeschaltet, und Alafairs Gesicht lag im Dunkeln.
    »Was ist heute Abend gewesen?«, fragte ich.
    »Jedes Mal, wenn ich dir die Wahrheit sage, wirst du bloß sauer.«
    »Auch ich liege mal daneben. Ich bin manchmal ein bisschen begriffsstutzig.«
    »Ich habe mich mit Johnny getroffen. Ich bin mit ihm rumgefahren.«
    Ich strich mir mit der Hand am Kopf entlang. Spürte förmlich, wie sich meine Adern zusammenschnürten, so als hätte ich einen Hut auf. Ich atmete tief durch, ehe ich etwas sagte.
    »Mit Remeta?«, fragte ich.
    »Ja.«
    »Er wird wegen eines weiteren Mordes gesucht. Wieder Schüsse aus nächster Nähe, wieder eine Hinrichtung, diesmal in einer Auto Waschanlage.«
    »Ich habe ihm gesagt, dass ich mich nicht mehr mit ihm treffen kann. Ich will jetzt schlafen, Dave. Ich möchte nicht mehr über Johnny reden«, sagte sie.
    Sie saß auf der Bettkante und wartete darauf, dass ich hinausging. Auf dem Regal über ihrem Bett sah ich die bemalte Keramikvase stehen, die Remeta ihr gegeben hatte, sah den konföderierten Soldaten und seine Liebste aus Friedenszeiten im Mondschein schimmern.
    Der Anruf kam um vier Uhr morgens.
    »Sie haben Ihrer Tochter gesagt, dass sie sich nicht mehr mit mir treffen soll?«, fragte er.
    »Nicht mit so vielen Worten«, erwiderte ich.
    »Das war eine echt feige Nummer von Ihnen.«
    »Sie sind zu alt für Sie, Johnny.«
    »Kann man etwa nicht miteinander befreundet sein, bloß weil man ein paar Jahre auseinander ist? Mit Ihren Lügen

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