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Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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hatte, etwas von ihr übrig ließ.
    »Ich will mich nicht mehr mit Ihnen streiten, Regenmann. Ich bin bloß ’n Nigger.«
    Sie zog die Decke weg und setzte sich auf die Bettkante, ließ die Füße baumeln und hatte die Augen gesenkt.
    »Solche rassistischen Ausdrücke sollst du nicht gebrauchen. Die haben euch bloß die Weißen beigebracht. Damit ihr euch minderwertig vorkommt«, sagte er und setzte sich neben sie. Er legte ihr den Arm um die Taille, schaute sie aber nicht an. Stattdessen bewegte er lautlos die Lippen, als ob er mit jemand anderem spräche.
    »Schnappst du jetzt über, Regenmann?«, sagte sie.
    »Du hast ja keine Ahnung, was mir durch den Kopf geht, Mädchen.«
    Sie löste seinen Gürtel, knöpfte seine Hose auf und zog den Reißverschluss halb herunter. Schob die Hand in seine Unterhose und schaute ihm in die Augen. Sie waren pechschwarz, und im Schein der Blitze, der durch das Fenster fiel, wirkten sie mit einem Mal betroffen, so als stünde er neben sich, sehe sich selbst zu und wüsste nicht genau, wer er überhaupt war.
    Ihre Hand bewegte sich wie von selbst, als hätte sie gar nichts damit zu tun. Sie betrachtete ihn von der Seite.
    »Mich willst du doch überhaupt nicht«, sagte sie.
    »Doch.«
    »Diejenige, die du willst, kriegst du nicht.«
    Er stand auf und stellte sich vor sie hin, die Beine leicht gespreizt, die Hose offen, sodass sie den Bund seiner Boxershorts sehen konnte. Sein Bauch war flach und wirkte im Schein der Blitze glatt wie Talg.
    »Zieh dich aus«, sagte er.
    »Das bringt nix, Regenmann. Du kannst mich und mein Baby umbringen. Aber befriedigen wird dich das nie und nimmer.«
    Er gab einen Laut von sich, den sie nicht recht deuten konnte, als ob er sich zusammenreißen, seine Wut bezähmen musste, nicht zulassen durfte, dass sie sich mit voller Wucht entlud.
    Er stopfte sich das Hemd in den Hosenbund, zog den Reißverschluss hoch, knöpfte seine Hose zu und wollte den Gürtel schließen. Doch seine Finger zitterten so sehr, dass er den Dorn nicht durch das Loch im Leder brachte.
    Sie beugte sich vor und wollte ihm helfen. Im gleichen Augenblick schlug er ihr die Faust ins Gesicht.
    Sie fand Bootsie und mich, als wir an diesem Sonntag beim Abendessen in einem am See gelegenen Restaurant auf Jefferson Island saßen, während die Sonnenglut durch die Eichen und das Virginiamoos fiel. Ich sah, wie sie den gewundenen Fußweg zwischen den Blumenbeeten und Touristengruppen entlang kam, ihr in Windeln gewickeltes Baby auf dem Arm, die Jeans-Shorts über die Schenkel hoch gerollt, das Gesicht blauschwarz verfärbt wie eine überreife Aubergine.
    Sie marschierte ins Restaurant und blieb vor unserem Tisch stehen.
    »Jemand hat dem weißen Jungen ins Hirn geschissen. Und ich bin’s nicht gewesen. Schaffen Sie ihn uns lieber vom Hals, trauriger Mann. Und zwar sofort. Wenn er nämlich noch mal wieder kommt, hab ich ’ne Knarre und baller ihm den verfluchten Schädel weg«, sagte sie.
    Ich ging mit ihr hinaus in den Garten, wo wir uns auf einer schmiedeeisernen Bank niederließen. Durch die Restaurantfenster sah ich Bootsie, die allein an unserem Tisch saß und hinaus auf den See starrte, ohne den Kaffee und ihr Dessert anzurühren.
    »Haben Sie in der Dienststelle Anzeige erstattet?«, fragte ich.
    »Die ham mir echt geholfen. Der Mann hat mir ständig in den Ausschnitt geglotzt, um sicherzugehen, dass Johnny Remeta sich nicht da drin versteckt hat.«
    »Ich glaube nicht, dass Remeta Sie noch mal behelligt.«
    »Wo is der fette Mann?«
    »Warum?«, fragte ich.
    »Weil er nicht so wie Sie is. Weil er sich nicht so blöd anstellt. Weil sich die Leute mit ihm bloß einmal anlegen.«
    »Remeta versucht möglicherweise meine Tochter umzubringen, Little Face. Das, was Ihnen passiert ist, tut mir Leid. Aber ich habe Ihre Wut satt«, sagte ich.
    Ich ließ sie mit ihrem Baby auf der Bank sitzen. Als ich wieder ins Restaurant ging, war Bootsie fort.
    Der Sheriff war am Montagmorgen vor Anbruch der Dämmerung beim Köderladen, aber er kam nicht gleich herein. Er stützte sich mit den Händen auf das Geländer des Bootsstegs und starrte über den Bayou hinweg auf die in Nebel gehüllten Zypressen. Mit seinen Cowboystiefeln, dem Nadelstreifenanzug und dem Stetson wirkte er wie ein Rinderzüchter, der gerade mit ansehen musste, wie seine ganze Herde nach einem Blitzschlag durchgegangen war. Er nahm den Hut ab und betrat den Laden.
    »Sie haben Jim Gable am Freitagabend eine Gehirnerschütterung

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