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Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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arroganten, abfälligen weißen Grinsen, das Zipper sein Leben lang gesehen hatte, das ihm klar machte, dass er ein tanzender Affe war, das ungewollte Kind einer Hure von der Jane’s Alley.
    Er wollte dem Bauernlackel eine schwere Ladung verpassen, mitten in den Mund, und ihm den Hinterkopf wegballern, als ob eine Melone zerplatzt.
    Aber irgendwas stimmte nicht, ohne dass er es auf den Punkt hätte bringen können, wie bei einem Traum, der die dunkelsten Winkel des Bewusstseins zum Vorschein bringt, an den man sich bei Tageslicht aber nur noch flüchtig erinnern kann. Seine linke Hand wollte ihm nicht gehorchen. Der kühle Stahl, die geriffelten Griffschalen waren ihm entglitten. Die eine Seite von ihm fühlte sich leichter an als die andere, und er war aus dem Gleichgewicht geraten, als ob der Boden unter ihm weg gekippt wäre. Er schloss die Augen und sah das ganze Geschehen noch einmal vor sich, betrachtete es jetzt durch das rote Hautgeflecht seiner Lider, sah, wie der Bauernlackel eine auf dem Ladentisch liegende Machete hochriss, die sein Cousin am Schleifstein scharf gewetzt hatte, und auf seinen Arm einschlug, wie mit einem Fleischerbeil durch Sehnen und Knochen hieb.
    Zipper starrte auf den .38er und auf seinen abgetrennten Arm, auf die Finger, die nach dem goldenen Zwanzig-Dollar-Stück auf dem Ladentisch zu greifen schienen. Auf Zippers Ghettoblaster lief Louie Primas »Sing, Sing, Sing«, und er dachte an einen kleinen Jungen an der Bourbon Street, der sich mitten im Tanz bückte und die Münzen einsammelte, die an der Zigarrenschachtel zu seinen Füßen abgeprallt waren und quer über den Bürgersteig kullerten.
    »Es sollte ein sauberer Hit werden. Darauf leg ich nämlich Wert. Du bist also selber schuld«, sagte der Bauernlackel, war im Nu hinter dem Ladentisch und stieß Zipper zu Boden.
    Der Bauernlackel zog den Schlitten einer .25er Automatik zurück, stellte sich rittlings über Zipper, trat mit seinen Cowboystiefeln mitten in das Blut und drückte ab. Doch die Waffe klickte nur, ging aber nicht los.
    Der Bauernlackel warf die Patrone aus, richtete die Mündung dann aus allenfalls zwei Zentimetern Abstand auf Zippers Stirn und schirmte mit der anderen Hand sein Gesicht ab, damit es keine Spritzer abbekam.
    »Du bist die Spur, die zu Robicheaux’ Mama führt. Du hast einen Mund wie ein Mädchen. Du hast blaue Augen. Du hast eine Haut wie Milch. Du hast nie im Freien gearbeitet. Du bist eins achtzig groß. Junge, du bist ein ganz schlimmer Finger«, sagte Zipper.
    »Mit Letzterem hast du Recht«, sagte der Bauernlackel.
    Schon komisch, wie laut eine .25er war. Zwei Schüsse, und man konnte eine Stunde lang nichts mehr hören. Der Schütze hob die ausgeworfene Messinghülse und den Blindgänger vom Boden auf, zog sein T-Shirt aus, das jetzt mit Blut bespritzt war, wischte den Griff der Machete ab und ging mit dem zusammengeknüllten Shirt in der Hand zu seinem Laster.
    Dann machte ihm irgendetwas zu schaffen. Was war es? Er ging wieder hinein, fegte den Gettoblaster zu Boden und zertrat ihn mit dem Stiefelabsatz. Irgendwas war immer noch faul. Warum hatte sich der Zuhälter so über sein Äußeres ausgelassen? Einen Mund wie ein Mädchen? Was sollte dieses Zeug von wegen irgendeiner Mama? Vielleicht war der Zuhälter eine verkappte Schwuchtel. Heutzutage gab es allerlei Irrsinn auf der Welt. Tja, manchmal lief’s halt auf so was raus.
    Die alte Frau draußen, die taub war, winkte ihm zu, als er das Lenkrad seines Pick-up einschlug und sich, einen Taschenkamm zwischen die Zähne geklemmt, in den Verkehr einfädelte.

6
    A m Montagmorgen nahm Dana Magelli, ein alter Bekannter von der Mordkommission des NOPD, in meinem Büro Platz und spielte die Kassette ab, die man in dem zertrümmerten Gettoblaster am Tatort an der Magazine Street gefunden hatte. Magelli hatte dunkle, kurz geschnittene Haare, dunkle Haut, einen penibel gestutzten Schnurrbart und spielte nach wie vor drei Mal die Woche im New Orleans Athletic Club mit aller Leidenschaft und vollem Einsatz Squash. Fotos vom Tatort und Phantomzeichnungen vom Schützen waren auf meinem Schreibtisch ausgebreitet.
    »Warum bezeichnet Zipper den Killer als eine Spur, die zu deiner Mutter führt?«, fragte er.
    »Zipper sagt auf dem Band lediglich ›Robicheaux‹. Er erwähnt keinen Vornamen. Wie kommst du darauf, dass diese Aufnahme irgendwas mit mir zu tun hat?«, erwiderte ich.
    »Du und Clete Purcel, ihr wart im First District und habt euch nach ihm

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