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Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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sodass das Dach aussah, als wäre ein Feuerwerkskörper darauf hochgegangen.
    »Was machst du hier?«, fragte ich.
    »Ich musste eine Zeit lang aus New Orleans raus. Dieser Magelli von der Mordkommission hat mich gestern wegen Zipper Clum ausgequetscht und wieso er abgeknallt worden ist. Als ob ich über jedes Verbrechen Bescheid weiß, das in den Bezirken Orleans und Jefferson begangen wird«, sagte Clete.
    »Normalerweise ist es doch auch so.«
    »Danke. Komm, wir holen uns was zum Mitnehmen und essen im Park. Ich möchte mit dir reden, Großer.«
    »Über was?«
    »Das sag ich dir im Park.«
    Wir bestellten uns Styroporbehälter mit frittiertem Wels, Krautsalat und ungeschältem Reis und fuhren über die Zugbrücke, die an der Burke Street den Bayou Teche überspannt. Regenringe zeichneten sich auf dem Wasser ab. Clete parkte den Cadillac neben einem Picknickpavillon, und wir saßen da und aßen zu Mittag, während der Regen auf das Blechdach trommelte und ein warmer Wind wehte. Insgeheim und trotz aller Rüpelhaftigkeit war Clete wie eine Art Priester, ein sehr weltlicher allerdings, der stets fest entschlossen war, seine Freunde aus jeder Bredouille herauszuhauen, ob sie seine Hilfe wollten oder nicht. Ich wartete darauf, dass er zu seiner Predigt anhob.
    »Sag schon, was du auf dem Herzen hast, oder hör auf, mich so anzugucken«, sagte ich schließlich.
    »Dieser scharfe Hund von der Mordkommission, dieser Magelli, weißt du? Der hat gehört, dass du einen ziemlichen Wirbel wegen deiner Mutter veranstaltet hast. Er denkt, dass du womöglich jemand was antun könntest.«
    »Wen kümmert’s, was er denkt?«
    »Ich glaube, er liegt richtig. Du ziehst durch die Gegend, sagst nichts, lässt die Leute abblitzen, und dann, wenn du meinst, du hast genug rausgefunden, machst du irgendjemand die Hölle heiß.«
    »Vielleicht hast du Recht.«
    »Das ist nicht dein Stil, mein Bester. Deshalb hab ich vor, mich eine Weile hier in der Stadt aufzuhalten. Ich war heut früh draußen bei Passion Labiche.«
    »Weshalb?«
    »Weil ich mir nicht sicher bin, ob der Mord an Zipper Clum irgendwas mit dem Tod deiner Mutter zu tun hat. Diese Politsäcke in Baton Rouge wollen, dass Letty Labiche hingerichtet wird, Fall erledigt, begraben und vergessen, damit sie sich wieder ins pralle Leben stürzen können. Du machst ständig Wirbel, seit du Zipper Clum auf dem Dach die Knarre in den Mund gesteckt hast.«
    »Ich?«
    »Dann hab ich eben ein bisschen mitgeholfen. Diese Passion Labiche ist eine verdammt scharfe Braut, nicht wahr? Ist die mit jemand liiert?«
    »Wie wär’s, wenn du mal etwas drüber nachdenkst, wie du über Frauen sprichst?«
    »Das war ein Kompliment. Jedenfalls hast du Recht. Sie verbirgt irgendwas. Auch wenn ich es nicht nachvollziehen kann. Was haben sie und ihre Schwester denn bei diesem Stand der Dinge noch zu verlieren?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Ich glaube, wir sollten mit dem Killer anfangen, dem weißen Typ von dem Tonband«, sagte ich.
    »Ich hab eine Frage an dich. Kannst du dich an Jack Abbott erinnern, diesen Erzknacki, den ein Schriftsteller vor ein paar Jahren aus dem Staatsgefängnis von Utah rausgeholt hat? Wohin ist der gegangen, nachdem er in New York einen Kellner erstochen hat?«
    »Nach Morgan City.«
    »Was soll ich dazu sagen? Große Denker kommen immer aufs Gleiche. Ich habe bereits zwei Anrufe gemacht«, sagte Clete grinsend, während er sich den Mund abwischte.
    Aber ich war nicht allzu zuversichtlich, dass wir den Mörder von Zipper Clum in Morgan City finden würden, auch wenn die Stadt dafür bekannt war, dass dort jemand, der auf der Flucht war, jederzeit inmitten der Heerscharen von Arbeitern untertauchen konnte, die draußen auf den Fischerbooten und den Bohrinseln vor der Küste beschäftigt waren. Clete hatte das Band nicht gehört, auf dem Zipper gesagt hatte, dass der Killer noch nie im Freien gearbeitet hätte, dass er eine Haut wie Milch hätte. Außerdem glaubte ich, dass es Clete mehr darum ging, mich zu überwachen, als Nachforschungen zum Tod meiner Mutter anzustellen. Kurz vor Feierabend kam er zur Sheriff-Dienststelle und wollte mit mir zusammen nach Morgan City fahren.
    »Ich kann heute nicht«, sagte ich.
    »Warum?«, fragte er.
    »Häusliche Verpflichtungen.«
    »Aha?« Er stand mitten in meinem Büro, hatte seinen Porkpie-Hut schief auf dem Kopf sitzen, eine nicht angezündete Lucky Strike im Mund, und sein Bauch hing über den Gürtel. Er schmiss die Zigarette mit

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