Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
Vom Netzwerk:
folgenden Nacht das Schloss von Little Faces Hütte mit einem Schraubenzieher aufgehebelt hatte. Die Sonne schien wieder über den Bäumen, der Himmel war blau und die Luft nach dem Regen kühl und frisch.
    »Du meinst, es ist derselbe Typ, der auch Zipper Clum erledigt hat, was?«, sagte Helen.
    »Meiner Ansicht nach schon«, sagte ich.
    »Er erzählt dem Barkeeper, dass er einer Familie namens Grayson, die es nicht gibt, ein Essservice liefern will, erwähnt dann beiläufig, dass die Graysons neben den Dautrieves wohnen, und findet so zu Little Face. Haben wir’s hier etwa mit einem Drecksack mit Grips zu tun?«
    Sie erwartete keine Antwort von mir. Sie blickte zur Bar zurück und schlug mit der Hand auf das Dach des Streifenwagens.
    »Was hältst du von dem Typ? Er muss doch gewusst haben, dass sein Auftrag einer Frau galt, aber trotzdem zieht er unverrichteter Dinge wieder ab«, sagte sie.
    »Sie hatte das Baby bei sich im Zimmer. Sieht so aus, als ob er darauf nicht gefasst war.«
    »Hat uns grade noch gefehlt, dass ein weiteres Stück Scheiße von New Orleans den Bayou rauftreibt. Was willst du jetzt machen, Boss?«
    »Gute Frage.«
    Wir wollten gerade in den Streifenwagen steigen, als der Barkeeper die Fliegendrahttür öffnete und sich herausbeugte. Er hatte irgendeinen bunt bedruckten Prospekt in der Hand.
    »Könnt ihr damit irgendwas anfangen?«, fragte er.
    »Was haben Sie da?«, sagte ich.
    »Der Mann, nach dem Sie sich erkundigt haben, der hat das auf dem Tresen liegen lassen. Ich hab’s aufgehoben, für den Fall, dass er noch mal vorbeikommt«, sagte der Barkeeper.
    Helen, die normalerweise immer so kampflustig wirkte, grinste übers ganze Gesicht. »Sir, fassen Sie das nicht mehr an als nötig. So ist’s gut. Ich hol bloß eine Beweismitteltüte, dann können Sie’s reinstecken … Das wär’s, werfen Sie’s einfach rein. Herrlicher Tag heute, nicht wahr? Sie dürfen jederzeit auf ein paar Donuts in der Dienststelle vorbeischauen. Vielen herzlichen Dank«, sagte sie.
    Ich wandte mich an das Automatische Fingerabdruck-Identifizierungs-System, kurz AFIS genannt. Es ist ein Wunderwerk der Technik. Man faxt einen Fingerabdruck an eine regionale Erfassungsstelle, wo man per Computer innerhalb von zwei Stunden feststellen kann, ob er mit einem Abdruck übereinstimmt, der schon irgendwo vorliegt.
    Falls diesem Abdruck die entsprechende Bedeutung zugemessen wird.
    Vorrangig behandelt werden normalerweise Mordfälle oder dringende Anfragen zu festgenommenen Personen.
    Der Mann, der die Tür von Little Face Dautrieves Hütte aufgestemmt hatte, hatte sich im Grunde genommen kaum mehr als einen Einbruch zu Schulden kommen lassen. Dass es sich möglicherweise um den gleichen Mann handelte, der auch Zipper Clum umgebracht hatte, war lediglich eine Vermutung meinerseits. Außerdem waren wir für den Mordfall Clum nicht zuständig.
    Der Abdruck von dem Geschirrprospekt, den der Barkeeper aufgehoben hatte, wurde nicht für wichtig erachtet. Ziehen Sie eine Nummer und warten Sie, hieß es. Die Warteliste in Louisiana ist lang.
    Ich rief im Büro von Connie Deshotel, der Generalstaatsanwältin, in Baton Rouge an.
    »Sie ist derzeit außer Haus. Kann sie Sie zurückrufen?«, sagte die Sekretärin.
    »Klar«, erwiderte ich und gab ihre meine Büronummer.
    Ich wartete bis Dienstschluss. Kein Anruf. Der nächste Tag war ein Sonnabend.
    Am Montagmorgen versuchte ich es erneut.
    »Sie ist außer Haus«, sagte die Sekretärin.
    »Hat sie die Nachricht erhalten, die ich am Freitag hinterlassen habe?«, fragte ich.
    »Das nehme ich doch an.«
    »Wann kommt sie zurück?«
    »Jeden Moment.«
    »Können Sie bitte dafür sorgen, dass sie mich anruft.«
    »Sie ist gerade sehr beschäftigt, Sir.«
    »Das sind wir auch. Wir versuchen einen Mörder zu fassen.«
    Dann kam ich mir dumm und unausstehlich vor, weil ich meinen Unmut an einer Sekretärin ausließ, die keinerlei Schuld traf.
    Einen Rückruf bekam ich trotzdem nicht. Am Dienstagmorgen ging ich in Helens Büro. Ihr Schreibtisch war mit Papieren übersät.
    »Hast du Lust auf einen Abstecher nach Baton Rouge?«, fragte ich.
    Connie Deshotels Büro befand sich im zweiundzwanzigsten Stockwerk des Capitols, hoch über den grünen Parks im Stadtzentrum, dem weiten Bogen des Mississippi und den Aluminiumhütten und Erdölraffinerien entlang seinen Ufern. Aber Connie Deshotel war nicht in ihrem Büro. Die Sekretärin teilte uns mit, dass sie unten in der Cafeteria sei.
    »Muss

Weitere Kostenlose Bücher