Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
Vom Netzwerk:
Köderladen, als ich schließen wollte. Er öffnete eine Flasche Dixie-Bier und trank sie am Ladentisch. Ich setzte mich mit einem Dr. Pepper neben ihn.
    »Entschuldige, dass ich mich heute Nachmittag so aufgeführt habe. Ich mach mir manchmal bloß Sorgen um dich, Cletus«, sagte ich.
    »Meinst du, ich bin zu abgehalftert für Passion?«
    »Du hast mich eine Feuerleiter runtergetragen, obwohl du zwei Kugeln im Rücken hattest. Ich möchte nicht miterleben, wie man dir wehtut.«
    »Bei ihr fühl ich mich wieder jung. Was gibt’s dagegen einzuwenden?«
    Ich legte die Hand um seinen Nacken. Die trockenen Hautschuppen fühlten sich an wie abblätternde Farbe.
    »Dagegen gibt’s gar nichts einzuwenden«, sagte ich.
    »Und warum wolltest du mit mir unter vier Augen sprechen?«
    »Wir glauben, dass Zipper Clums Mörder aus Kentucky stammt und in Michigan groß geworden ist. Sein richtiger Name lautet Johnny O’Roarke, aber er nennt sich Remeta. Er hat zwei Jahre in Raiford gesessen. Außerdem scheint er ein Fachmann in Sachen Liebe hinter Gittern zu sein.«
    »Ist es derselbe Typ, der Little Face erledigen wollte?«
    »Meiner Ansicht nach ja.«
    »Der Schmieresteher hat gesagt, Remeta wär nicht vorbestraft.«
    »Hast du schon mal einen Schaumschläger erlebt, dessen Geschichte von hinten bis vorne stimmt?«
    »Dann hat Remeta den Hit also abgeblasen, und jetzt kriegt er von demjenigen, der ihm den Auftrag erteilt hat, Feuer unterm Arsch. Willst du darauf hinaus?«
    »So in etwa.«
    Er grinste und trank einen Schluck Bier. »Und du meinst, wir sollten dem ganzen Gesindel, das dahinter steckt, das Leben so schwer wie möglich machen?«
    »Wer kann einem im Raum New Orleans am ehesten ein kaltes Schießeisen beschaffen?«, fragte ich.
    »Früher war das mal Tommy Carrol, bis ihm jemand die Birne zerballert hat. Im Moment?« Er kratzte sich am Haaransatz und dachte nach. »Schon mal was von der Eighteenth Street Gang in Los Angeles gehört? Die sind hier, breiten sich wie die Wasserpest im ganzen Land aus. Ich hätte nie gedacht, dass mir die Schmalztollen mal fehlen würden.«
    Am nächsten Tag fuhr ich bei Sonnenaufgang die East Main Street entlang, unter dem Blätterdach der immergrünen Eichen hindurch, die zu beiden Seiten die Straße säumten, und holte Clete in der Wohnung ab, die er sich im Stadtzentrum gemietet hatte. Der Mond stand noch am Himmel, und die Luft roch nach nachts blühenden Blumen, nassem Laub und dem Wasser, das tief ins Erdreich eingesickert war und sich um die Stein- und Ziegelmauern gesammelt hatte.
    Drei Stunden später aber waren Clete und ich in einer ländlichen Gegend nördlich von New Orleans, die vermutlich, was die Belastung mit Schadstoffen und Umweltgiften anging, im ganzen Land nicht ihresgleichen hatte. Die petrochemischen Betriebe am Rande des Marschlands leiteten ihre Abwässer ungeklärt in die Gräben und die überfluteten Wälder ab, wo sie nach und nach jegliches Leben vernichteten und das Erdreich mit einer zähen, gelierenden Masse überzogen, die klebrig wie Kitt war und in sämtlichen Farben des Regenbogens schillerte.
    Der Mann, den wir aufsuchen wollten, hieß Garfield Jefferson, und er wohnte am hintersten Ende einer Reihe langer, schmaler Hütten mit Wellblechdächern, die aus der Zeit der großen Genossenschaftsplantagen übrig geblieben waren. Der Abwassergraben davor lag voller angewehtem Styropormüll, und im Garten türmten sich ausrangierte Polstermöbel.
    »Der Typ ist ein Waffenhändler?«, sagte ich.
    »Er sorgt dafür, dass es in der Dreckstadt regelrechte Kampfzonen gibt, in denen andere Leute leben müssen, und hält sich dabei selber bedeckt. Du solltest dich nicht von seinem Lächeln täuschen lassen. Das ist ein schwerer Junge, der lange Jahre in Pelican Bay gebrummt hat«, sagte Clete.
    Garfield Jeffersons Haut war so schwarz, dass sie beinahe lila schimmerte, jedenfalls in dem schummrigen Zwielicht, das in seinem winzigen Wohnzimmer herrschte, wo er breitbeinig auf einem Polstersofa saß und uns angrinste. Er grinste fortwährend, so als wären seine Mundwinkel an Angelhaken aufgehängt.
    »Ich komm da nicht ganz mit. Sie sagen, Sie sind ein Cop aus New Iberia, und jemand hat Ihnen meinen Namen genannt?«, sagte er.
    »Johnny Remeta sagt, Sie hätten ihm die Knarre verkauft, mit der er Zipper Clum erledigt hat. Damit stecken Sie tief in der Tinte, Garfield«, sagte ich.
    »Das is ja ganz was Neues, Mann. Wieso erzählt Ihnen der Typ so was überhaupt?

Weitere Kostenlose Bücher