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Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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aus, als ob Ihnen zu heiß wäre, Dave. Legen Sie die Jacke ab. So förmlich geht es hier nicht zu«, sagte die Bürgermeisterin. Sie war eine attraktive, liebenswürdige und intelligente Frau, deren Verhalten aufrecht und ehrlich wirkte, nicht wie das übliche Politikergehabe. Doch angesichts des freundlichen Lächelns, das sie Jim Gable zuwarf, als er ihr ein Glas Wein einschenkte, wunderte ich mich einmal mehr darüber, wie bereitwillig anständige Menschen jede Vorsicht über Bord werfen und sich wider alle Intuition dazu verführen lassen, selbst die schlimmsten Vertreter ihrer Art in ihrer Mitte aufzunehmen.
    Sein Verhalten hatte irgendetwas Unanständiges an sich, ohne dass ich es in Worte hätte fassen können. Er schürzte leicht die Lippen, als er die Weinflasche vom Glas der Bürgermeisterin hob. Dann fischte er eine schwimmende Rose aus der Silberschale, die in der Mitte des Tisches stand, schüttelte das Wasser ab und legte sie mit einem aufgesetzten jungenhaften Grinsen, das jede intelligente Frau beleidigen musste, neben ihren Teller. Als wir beim Essen saßen und uns zwanglos miteinander unterhielten, spielte er ständig mit der Zunge zwischen den Zähnen herum, so als wollte er etwas sagen, lächelte dann und blickte sich mit verschmitzter Miene um, als wäre ihm gerade etwas eingefallen, das er lieber für sich behalten wollte.
    Immer wieder blickte er zu Bootsie, musterte ihr Gesicht, ihre Kleidung, jeden Bissen, den sie zum Mund führte.
    Als er merkte, dass ich zu ihm schaute, wandte er sich mit freundlich gönnerhafter Miene an mich, wie ein Onkel, dem das Wohlergehen seiner Sippschaft am Herzen liegt.
    »Ihr seid ein prima Paar, Dave«, sagte er.
    Kurz bevor der Kaffee serviert wurde, schlug er mit einem Löffel an sein Glas.
    »Sehr verehrte Frau Bürgermeisterin, lieber Sheriff, lassen Sie mich ganz kurz auf das eigentliche Anliegen zu sprechen kommen, um das es bei unserem Besuch hier geht«, sagte er. »Unsere Leute werden diesen Schlamassel am Atchafalaya ganz genau untersuchen. Offensichtlich ist dort Einiges daneben gelaufen. Das ist allein unsere Schuld, nicht eure. Wir wollen euch bloß klar machen, dass wir alles in unserer Macht Stehende tun werden, um der Sache auf den Grund zu gehen … Dave, möchten Sie irgendwas dazu sagen?«
    »Nein«, erwiderte ich.
    »Bestimmt nicht?«, sagte er.
    »Von meiner Seite gibt’s dazu nichts zu sagen, Gable.«
    »Unter Freunden redet man sich nicht mit dem Nachnamen an«, sagte er.
    »Verzeihung«, sagte ich.
    Er lächelte, wandte mir dann sein ganzes Augenmerk zu. »Sie treiben Kraftsport, nicht wahr? Ich wollte das auch immer machen«, sagte er.
    »Ich bin in letzter Zeit nicht oft dazu gekommen. Ich leite nach wie vor die Ermittlungen in Sachen Little Face Dautrieve. Sie erinnern sich doch an Little Face? Eine schwarze Nutte, die für Zipper Clum angeschafft hat«, sagte ich.
    »Da fällt bei mir kein Groschen«, sagte er.
    »Sie kommen doch hoffentlich alle zu der Gartenparty, die wir ausrichten wollen, sobald es ein bisschen kühler wird«, warf Cora Gable ein. »Diesen Sommer ist es schrecklich heiß gewesen, nicht wahr?«
    Aber Gable achtete nicht auf seine Frau. Er hatte die Arme auf dem Tischtuch liegen und blickte mich mit ungerührter Miene an. Seine Finger waren eher klein, die Nägel rosig und kurz geschnitten.
    »Ich habe gehört, dass Clete Purcel am Wochenende mit ein paar Cops, die grade dienstfrei hatten, aneinander geraten ist. Sind Sie deswegen so bärbeißig, Dave?«, sagte er.
    Ich schaute auf meine Uhr, ohne ihm zu antworten. Gable zündete sich mit einem goldenen Feuerzeug eine dünne schwarze Zigarre an und steckte das Feuerzeug in die Brusttasche seines Hemds.
    »Gestalten gibt es«, sagte er, ohne näher darauf einzugehen, wen er meinte. »Sie und Purcel müssen ja ein tolles Gespann abgegeben haben.«
    »Rauch bitte nicht hier am Tisch«, sagte Bootsie.
    Gable stierte vor sich hin, als plötzlich alle schwiegen, und rang sich ein starres Lächeln ab. Er drückte seine Zigarre im Aschenbecher aus und drehte sie hin und her, bis die letzte Glut erloschen war, griff dann zu seinem Weinglas und trank einen Schluck, doch trotz erhobener Hand konnte er die Röte, die sich auf seinem Hals ausbreitete, nicht ganz verbergen.
    Cora Gable, die dickes Make-up aufgetragen hatte, betrachtete ihren Mann mit maskenhafter Miene, wie ein Habicht, der von einem Strommast aus ein Kaninchen beobachtet, das sich in einem Drahtzaun verheddert

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