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Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Nase. Ihr Zuhälter hatte eingeölte schwarze Haare und trug eine rote Hose, die eng wie ein Torerokostüm saß.
    »Hast du dein Geld gekriegt, Kleiner?«, sagte er zu mir.
    »Ja, Sir.«
    »Dann mach lieber weiter«, sagte er.
    Ich fuhr auf meinem Fahrrad davon. Als ich wieder an der Hütte vorbeikam, saß sie neben ihm auf der Schaukel und schluchzte in ein rot geflecktes Geschirrtuch, während er den Arm um ihre Schulter gelegt hatte und sie tröstete.
    Ich konnte mich auch noch an die Zockerclubs erinnern, die es in den fünfziger Jahren in den Bezirken St. Martin und St. Landry gab. Die Barkeeper, die Rausschmeißer und die Blackjack-Croupiers trugen samt und sonders die Dienstabzeichen von Deputy-Sheriffs. Kein Minderjähriger wurde abgewiesen, weder von der Bar noch an den Tischen. Die Frauen, die in den klimatisierten Wohnwagen hinter den Clubs anschafften, wurden von den Giacanos und einer syrischen Familie aus Lafayette gestellt. Der Leiter der Staatspolizei, der für Recht und Ordnung sorgen und das Glücksspiel und die Prostitution in Louisiana unterbinden wollte, wurde zum meist gehassten Mann im ganzen Staat.
    Der Großteil dieser Clubs hielt sich bis in die sechziger Jahre. Passion hatte Recht. Menschen jedweder Couleur besuchten sie. Warum sollte Connie Deshotel jemand engagieren, damit er ein altes Foto stahl, das sie in Gesellschaft von Leuten zeigte, die sie möglicherweise nur flüchtig kannte?
    Ich wollte es herausfinden.
    »Tut mir Leid, dass ich Sie wegen einer Kleinigkeit behellige«, sagte ich, als ich sie an den Apparat bekam.
    »Ich freue mich, dass Sie anrufen, Dave«, erwiderte sie.
    »In Passion Labiches Haus wurde eingebrochen. Jemand hat einen Karton mit alten Fotos aus der Kleiderkammer gestohlen.«
    »Ja?«
    »Passion sagt, sie hätte Ihnen erzählt, dass sie Sie auf einem alten Foto gesehen hat, das sie besitzt. Fällt Ihnen vielleicht jemand ein, der so etwas aus irgendeinem Grund stehlen könnte? Ein politischer Gegner womöglich?«
    »Keine Ahnung.«
    »Aha. Ich dachte nur, ich frage lieber nach. Wie geht es Ihnen?«
    »Prima. Viel zu tun. Alle möglichen Sachen«, sagte sie.
    »Der Einbrecher hat das Foto übrigens nicht gekriegt. Ich habe es hier. Sie und Passions Eltern sind darauf zu sehen, irgendwann um die Weihnachtszeit im Jahr 1967.«
    »Kann schon sein. Ich weiß nicht viel über ihre Angehörigen. Möglicherweise bin ich ihnen irgendwann mal begegnet. Dave, wenn meine politischen Gegner mir mit irgendwelchen Bildern etwas anhaben wollen, pappen sie sie auf eine Dartscheibe. Richten Sie Bootsie schöne Grüße von mir aus.«
    Am darauf folgenden Nachmittag rief mich Dana Magelli vom NOPD an, nachdem ich zuvor eine Nachricht für ihn hinterlassen hatte.
    »Kannst du die Akte von einem Cop namens Axel Jennings rausholen?«, sagte ich.
    »Warum?«
    »Er, Don Ritter und noch ein anderer Typ haben Clete Purcel drunten in Cocodrie auf gemischt. Außerdem sollte man diesen Jennings meiner Meinung nach mal wegen des tödlichen Schusses auf Burgoyne unter die Lupe nehmen.«
    »Jennings soll drüben am Atchafalaya seinen eigenen Partner erschossen haben? Du kommst ja auf komische Ideen, Dave?«
    »Kommst du an seine Akte ran?«
    »Ich habe sie vor mir liegen. Ich wollte dich grade wegen Purcel anrufen. Wo ist er?«
    Ich war mitten hineingetreten.
    Axel Jennings wohnte in einem kleinen gelben Bungalow, an der Baronne Street, dort, wo er auch aufgewachsen war. Er hatte einen tipptopp gepflegten Garten, eine steinerne Veranda zur Straße hin, und zwischen den Garagen an der schmalen Seitengasse standen Palmen. Es war eine Wohngegend, in der es noch genauso zuging wie früher, im Zweiten Weltkrieg, als die Leute am späten Samstagnachmittag ihren Rasen gemäht, die Radiogeräte ans offene Fenster gestellt und sich ein Baseballspiel angehört hatten. Jedenfalls hatte das sein Vater gesagt.
    Axels Vater hatte unter General Curtis LeMay gedient und noch zwischen den beiden Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki Flächenangriffe auf japanische Städte geflogen. Le Mays Brandbomben richteten nichts aus. Man musste eine zweite Bombe abwerfen und eine weitere Stadt pulverisieren, damit der Krieg zu Ende ging. Die meisten Zivilisten, vor allem aber diese Friedensbewegten, hatten ja keinen Schimmer, was da drüben los gewesen war. Das hatte Axels Vater immer gesagt.
    Axel hatte drei Leidenschaften: Schusswaffen, Modelleisenbahnen und das Andenken seines Vaters hochhalten, dessen Bild,

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