Straße nach überallhin
Während er das tat, riß sein Hemd am Rücken auf. Er warf sich John über die Schulter und streckte die Hand aus.
„Vielen Dank für meinen Patienten, und viel Glück bei der Lösung Ihres … Problems.“
„Danke. Wiedersehen, Doc.“
„Wiedersehen.“
Er sah zu, wie der andere zu seinem Wagen ging, sein Bündel hineinwarf und wegfuhr.
„Tut gut zu sehen, daß dieser John nun doch seine Strafe bekommt“, sagte Mondamay und streckte eine metallene Hand aus. Die Röhre hatte er eingezogen. „Übrigens, er konnte deine Position mittels eines Senders lokalisieren, der irgendwo an deinem Fahrzeug angebracht ist. Er wurde in einer Werkstatt eingebaut, die du kürzlich besucht hast. Das hat er mir gegenüber erwähnt. Am besten lokalisieren wir ihn gleich und entfernen ihn, bevor wir uns anderen Dingen zuwenden.“
„Gute Idee, sehen wir uns die Sache mal an.“ Sie gingen zum Lastwagen. „Wieso konntest du ihn nicht aufspüren, Fleurs?“
„Scheint eine ganz ungewöhnliche Wellenlänge zu sein. Keine Ahnung. Ich werde aber sofort mit der Suche beginnen.“
„Du hast mich nicht vorgestellt“, sagte Mondamay.
„Hä? Oh, ich war so beschäftigt mit John, und außerdem wollte ich seinen Redefluß auf gar keinen Fall unterbrechen.“
„Ich meine nicht den Doktor – Fleurs du Mal hier. Ich wußte nicht, daß ich ein intelligentes Ding in Händen hielt, als du mir ein Buch gabst.“
„Tut mir leid. Außergewöhnliche Umstände. Mondamay, darf ich dir Fleurs du Mal vorstellen. Fleurs, das ist Mondamay, der Killerrobot.“
„Sehr erfreut“, sagte Mondamay.
„Ganz meinerseits. Ich finde deinen Zustand höchst bemitleidenswert – diese ganzen toten Stromkreise mit dir herumschleppen zu müssen, die schon lange nicht mehr funktionieren.“
„Oh, so schlimm ist das gar nicht. Mir gefällt das, was ich gegenwärtig tue, ebenso gut wie das, was ich früher getan habe.“
„Was ist das?“
„Unter anderem bin ich Töpfer. Jede künstlerische Präzisionsarbeit interessiert mich.“
„Wie faszinierend. Ich glaube, ich bin selbst bald bereit für schöpferische Tätigkeit. Ich werde es wenigstens versuchen. Ich würde gerne einmal deine Töpfe ansehen …“
„Fleurs“, fragte Red, „hast du den Sender inzwischen gefunden?“
„Ja, er ist an der Unterseite angebracht, ein Stück vor dem linken Hinterrad.“
„Danke.“
Red ging zum Heck des Wagens und kauerte sich dahinter nieder.
„Du hast recht“, sagte er wenig später. „Hier ist er.“
Er entfernte den Sender und ging hinüber zu dem anderen Fahrzeug, wo er ihn unter der vorderen Stoßstange anbrachte. Dann ging er zurück zu Mondamay, der in Fleurs blätterte.
„Nur damit sie auch wissen, daß wir ihn gefunden haben“, sagte er.
„Und dieses Paysage ist auch sehr hübsch“, sagte Mondamay gerade.
„Vielen Dank.“
„Es ist fast Essenszeit“, meinte Red. „Leistet mir Gesellschaft, dann kann Mondy mir erzählen, was inzwischen vorgefallen ist. Ich habe eine Menge Fragen an dich.“
„Sehr gerne“, antwortete Mondamay. „Übrigens, das Vorgefallene tut mir sehr leid.“
„War nicht deine Schuld. Aber ich wäre für einen Rat in dieser Angelegenheit sehr dankbar.“
„Gerne. Ich bin sehr gespannt auf deine Geschichte.“
„Dann gehen wir.“
„Nein, keinen Strom hier hineinsenden! Das nennt man einen Amüsierstromkreis. Aufhören!“
Red blieb stehen.
„Hä?“
„Tschuldigung. Ich merkte nicht, daß ich laut sprach. Fleurs interessierte sich für eine meiner Untereinheiten.“
„Oh.“
Sie überquerten die Veranda und betraten das Gebäude.
Zwei
Es war vorbei. Randy hatte Julie an diesem Morgen zur Bushaltestelle gefahren, ihre Koffer ein Stück getragen und auf Wiedersehen gesagt. Augenblicklich war sie bereits unterwegs zu ihren Eltern nach Virginia. Nichts mehr in dem kleinen Wohnzimmer oder der Küche erinnerte an ihre Gegenwart. Er wanderte ruhelos von einem zum anderen und bereitete sich Eistee zu, den er dann trank. Er hatte am gestrigen Tag sein letztes Examen bestanden und deshalb Julie in ein teures Restaurant zum Abendessen eingeladen. Er hatte sogar eine Flasche Wein spendiert. Keiner hatte deutlich ausgesprochen, daß es vorbei war, aber das Gefühl war geblieben. Nun war sie auf dem Weg nach Virginia, und er mußte sich etwas für den Sommer einfallen lassen. Sie hatte gewollt, daß er sie begleitete, hatte ihm gesagt, ihr Vater könne einen Sommerjob für ihn
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