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Straße nach überallhin

Straße nach überallhin

Titel: Straße nach überallhin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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mir entgangen?“
    „Du bist argwöhnischer als ein Dutzend Frauen. Ich habe dir eben ein tolles Angebot gemacht …“
    „Jetzt hör schon auf! Willst du mich loswerden?“
    „Ich …“
    „Ich kenne dich wahrscheinlich besser als ein Dutzend Frauen. Also laß den Quatsch. Komm zum Wesentlichen. Was ist los?“
    „Ich glaube einfach nur, ich werde deine Dienste nicht mehr sehr lange benötigen. Du warst eine gute und aufrichtige Angestellte. Daher ist es das mindeste, dich auf diese Weise zu belohnen.“
    „Das hört sich an, als würdest du dich auf den Ruhestand oder den Tod vorbereiten. Was von beidem?“
    „Keines. Beides. Ich bin nicht sicher … Ich beabsichtige einen Statuswechsel, und ich möchte nicht, daß du bei eventuellen Nebenerscheinungen verletzt wirst.“
    „Wofür hältst du mich eigentlich, für einen Taschenrechner? Nach all der Zeit behandelst du mich, als hätte ich keinerlei Neugier. Jetzt hast du soviel gesagt, daß du mich garantiert nicht los wirst, bevor ich die ganze Geschichte kenne.“
    „Hmm.“
    „… Und wenn du daran denkst, mich abzuschieben, ohne mich zu fragen, dann vergiß nicht, ich kann dieses Vehikel hier in einen Käfig verwandeln.“
    „Du bist garstig. Ich wollte aus allem hier rauskommen, aber ich schätze, ich bin dir eine Erklärung schuldig. Okay. Es wird wahrscheinlich für dich schwer zu verstehen sein, was ein Traum ist. Es geht besonders um einige neuere, die ich in letzter Zeit hatte und die mich verfolgen …“
    „Ich bin gut in Theorie. Mach weiter.“
    „Mein jüngster Traum war immer der des Schwebens, des Gleitens in warmen Luftschichten. Ich hielt mich bewegungslos über einer unglaublichen Landschaft, manchmal auch über der See. Das kann ich immer tun, wie es scheint, und dabei in das Herz von allem unter mir blicken. Es erzeugt in mir eine erfreuliche Kombination von Friede und Zynismus wie auch einiger anderer Gefühle, die ich nicht näher beschreiben kann. Tage und Nächte scheinen ohne besondere Emphasen abzurollen. Ich beziehe eine grundlegende Freude daraus, einfach zu sein, und eine Art von Verstehen, die ich dir unmöglich vermitteln kann. Da ist auch Macht, eine furchtbare Macht, zu deren Einsatz ich fast zu lässig bin. Ich schwebe …“
    „Klingt nach einer netten Denkpause. Du kannst dich glücklich schätzen.“
    „Es ist mehr als das, und verschiedene Dinge passieren in verschiedenen Träumen.“
    „Zum Beispiel?“
    „Ich sagte schon, ich bewege mich über verschiedenen Orten – Ländern, wo Krieg herrscht, oder großen Städten oder beides, Wildnis, ausbrechende Vulkane, Schiffe auf Ozeanen, Kleinstädte, unfaßbare Stadtgebiete, in denen nichts Natürliches mehr übriggeblieben ist. Vieles davon kenne ich – Babylon, Athen, Rom, Karthago, New York –, die ganzen Jahrhunderte hindurch. Aber es gibt auch viele noch seltsamere Städte, an die ich mich nicht erinnern kann. Ich beginne mit meinen Flügeln zu schlagen. Ich donnere über der Straße dahin. Sie ist ein Spielzeug. Sie ist ein verkleinerter Maßstab, wie Symbole auf einer Karte. Wir haben sie dorthin gebracht. Komisch, den wenigen zuzusehen, die das erkannt haben, wie sie von Wahrscheinlichkeit zu Wahrscheinlichkeit taumeln. Ich weiß nicht genau, aber …“
    „Wir? Wer ist ‚wir’ Red?“
    „Die Drachen von Bel’kwinith, das ist der beste Ausdruck, der mir momentan einfallt, in der Sprache, die wir benützen. Ich erinnerte mich bereits früher an diesen Teil und …“
    „Du bist in deinen Träumen ein Drache?“
    „Damit könnte man das Gefühl am besten beschreiben, wenn es auch nicht ganz exakt den Sachverhalt wiedergibt.“
    „Interessant, wenn auch nicht sehr einleuchtend, Red. Aber was hat das alles mit deinen gegenwärtigen Problemen und dem Entschluß zu tun, mich abzuschieben?“
    „Es sind nicht nur Träume. Sie sind real. In letzter Zeit erkenne ich das immer deutlicher; immer wenn mein Leben in Gefahr ist, tauchen mehr Erinnerungen auf. Ich scheine eine Art Verwandlung durchzumachen.“
    „Wirklich? Du träumst, nicht ein Drache zu sein, sondern in Wirklichkeit ist es umgekehrt?“
    „So etwa. Oder beides. Oder keines davon. Ich weiß es nicht. Aber je mehr ich wieder parat habe, desto realer wird alles.“
    „Diese Drachen von Bel’kwinith … glaubst du, daß sie … du, wer auch immer … diese Straße gebaut haben?“
    „Nicht exakt gebaut. Sie haben sie erschaffen, komponiert oder gesammelt, wie das Inhaltsverzeichnis eines

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