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Straub, Peter

Straub, Peter

Titel: Straub, Peter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die fremde Frau
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gegen Sheila. Alle Ehen machen diese Probleme einmal durch …«
    »Nein! « unterbricht er mich brutal. »Ich bin ganz sicher! Halb möchte ich sie verlassen, halb möchte ich sie umbringen. Für mich ist das kein › Problem ‹ , für mich ist es ein Alptraum! « Er verzieht das Gesicht, als wollte er weinen.
    »Nun, als erstes sollten Sie sich beruhigen «, sage ich hastig. »Es nützt nichts, wenn Sie brüllen oder wütend werden. Haben Sie nicht gesagt, dass unten jemand auf mich wartet? « Er nickt mit gesenktem Kopf. »Ich erwarte einige Unterlagen von me i ner Sekretärin, und ich habe ihr gesagt, dass ich heute Abend hier sein würde. «
    Er streicht sich mit der Hand über das Gesicht. »Mein Gott, Owen, es tut mir leid. Ich verliere nur einfach den Kopf, weil Sheila so komisch ist und meine Arbeit zum Teufel geht! Ja, unten im Foyer wartet eine Frau. Sie hat einen großen Ordner bei sich. Sie wollte nicht heraufkommen. «
    Noch bevor er aufgehört hat zu reden, haste ich die Stufen hinunter. Im Schatten bei der Eingangstür kann ich den R e genmantel der Frau glitzern sehen. Sie steht gleich neben der Tür und sieht zu mir auf. Ich gehe langsam die letzten Stufen hinab. Ihr Gesicht ist wild und wütend.
    »Komm mit mir «, flüstert sie. »Sofort. Ich muss mit dir r e den. Ich ertrage das nicht länger. «
    Ich winke ihr zu, was bedeuten soll: Bin gleich wieder da. Dann eile ich die Treppe wieder hinauf. Jack ist oben, er kickt mit den Schuhen gegen den Sockel.
    »Es ist unmöglich, aber ich muss weg «, sage ich ihm. »E t was Wichtiges steht auf der Kippe. Wenn Sie wieder hinei n gehen, dann sagen Sie Morgan, ich bin bald wieder da. «
    »Was, zurrt Teufel, ist hier los? « Jacks Gesicht wird wieder weich; er tritt mit solcher Wucht gegen den Sockel , dass dieser an einer Stelle splittert. Er lehnt den Kopf an die Wand. »Kö n nen Sie nicht bleiben? «
    »Bin gleich wieder da «, sage ich. »Ich muss etwas mit me i ner Sekretärin klären, dann komme ich wieder. Wird keine Stunde dauern. Machen Sie sich wegen Sheila keine Sorgen. Sie ist ein ehrliches Mädchen. Wenn etwas Ernstes im Gange ist, werde ich versuchen, es herauszufinden. «
    »Ich gehe wieder nach unten «, sagt er. »Ich möchte noch ein wenig spazieren gehen. Ich warte unten auf Sie. «
    Ich drücke ihm kurz die Hand, womit ich ihm sagen möc h te, er soll sich keine Sorgen machen, während ich weg bin, dann haste ich wieder die Treppe hinunter. Die Frau wartet immer noch neben der Tür, ihr Regenmantel glitzert in der Dunkelheit wie eine Auster. »So eine Beleidigung «, sagt sie, als sie mich sieht. »So eine Beleidigung. « Sie hat eine große schwarze Tasche in der Hand.
     
    Eine halbe Stunde später sitzen wir in meinem Auto, sie fährt ziellos um den Regent ’ s Park herum. »Diese grässlichen kle i nen Studenten und ihre verhurten Weiber «, sagt sie. »Wie kannst du sie nur ertragen? « Sie schäumt vor Wut. »Ich hasse den August «, sagt sie. »August ist immer randvoll Blut. «
    Der Tag zuvor war unser Tag im Park House, und ich hatte ihr ohne böse Hintergedanken gesagt, was Morgan und ich heute Abend vorhatten. Sie ist mit dem Taxi zum Haus gefa h ren, wo die Goldsmiths wohnen, und sie hat eine Stunde lang verfolgt, wie die Gäste den Summer gedrückt haben und nach oben gegangen sind. Sie schäumt. Ich finde, sie ist betrunken. Ihre hohen Wangen sind gerötet, ihre Stimme überschlägt sich.
    Sie sagt: »Diese elenden kleinen Studenten, dieser A b schaum. Das ist deiner nicht würdig, eine Beleidigung für dich. « Sie reißt heftig das Lenkrad herum und fährt nach Bloomsbury zurück.
    »Ich werde heute Abend dein Auto nehmen. Du musst zur Party zurück, aber ich muss noch eine Weile herumfahren. Ich kann nie selbst irgendwohin fahren. Hol es morgen ab. Ich stelle es in eine Garage, 24 Russel Mews. Sie gehört uns. «
    »24 Russel Mews. « Ich nicke.
    Vor dem Haus der Goldsmiths fährt sie an den Straßenrand und macht den Motor aus. » Las es uns machen, gleich hier «, sagt sie. »Ich habe unter dem Mantel nur einen Slip und einen Pullover an. « Mit einer Hand knöpft sie den Regenmantel von unten nach oben auf. Fünfzehn Minuten später, ich bin immer noch atemlos betrunken, strenge ich mich schrecklich an, den Höhepunkt zu erreichen, aber ich schaffe es nicht. Mein Kopf prallt unabsichtlich gegen das Lenkrad; die Hupe ertönt.
     
    Wir, die Frau und ich, stehen unter einer triefenden Eiche in Aixen-Provence in

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