Strawberry Summer
Sie hatte ihm gesagt, dass er auf diesem Weg reinkommen solle – da war sie sich sicher. Sie schien entschlossen, Rory hier unmöglich zu machen, sodass sie rausgeworfen würde. Und so wie es bisher lief, wäre es ein Wunder, wenn nicht genau das passieren würde.
Im Stockwerk darüber lag Isabel auf ihrem Bett, und der Boden schwankte so heftig nach rechts und links, dass ihr schlecht wurde. Sie hatte gerade etwas gehört, das nach einem Schrei in dem Raum unter ihr klang, und dann das Geräusch von Mike, der über den Rasen rannte, gefolgt von Bianca, die jemanden abkanzelte. Jemand hatte Mike dabei erwischt, wie er in das untere Gästezimmer reingeschlichen war, und es war nicht Bianca gewesen. Wer war das?
Rory. Das musste Rory gewesen sein.
Und jetzt hatte sie Bianca bestimmt schon erzählt, dass es Isabels Freund war, und das war es dann. In den letzten vier Jahren, in denen sie hier Hausdame war, hatte Bianca noch nie eine Gelegenheit ausgelassen, Isabel bei jeder Kleinigkeit zu verpfeifen. Es schien ihr Spaß zu machen, Lucy auf den neuesten Stand von Isabels Missetaten zu bringen. Wenn sie morgen früh aufwachte, dann würde ihre Mutter schon alles darüber wissen, dass sie irgendeinen Typ in das Haus reingeschmuggelt hatte, und sie würde Glück haben, wenn sie nicht für den Rest des Monats Hausarrest bekam. Ach, egal, dachte sie und schloss die Augen. Dann sollten sie ihr eben Hausarrest geben. Sie würde ihn wiedersehen. Und nächstes Mal würde sie sichergehen, dass er sie küsste, egal was sie dafür tun musste.
Rory wachte am nächsten Tag im Morgengrauen auf. Vögel zwitscherten wie verrückt in den Bäumen und graues Licht schien durch die Vorhänge. Sie streckte sich und gähnte. Sie ließ sich mit dem Aufwachen Zeit, bis ihr die Erinnerung an letzte Nacht wieder ins Gedächtnis kam. Mit einem Ruck saß sie aufrecht im Bett und drückte die Laken an die Brust. Heute Morgen würde jeder wissen, dass jemand versucht hatte, sich in ihr Zimmer zu schleichen. Die Rules würden stinksauer sein. Sie hatte keine Erklärung zur Hand. Ihnen zu sagen, dass es Isabels neuer Freund gewesen war, kam nicht infrage. Sie konnte damit umgehen, dass die Rules sauer auf sie waren, aber nicht Isabel. Sie war ohnehin schon furchterregend genug.
Schließlich stieg sie aus dem Bett und ging unter die Dusche. Als sie in die Halle trat, trug sie ihre Lieblingsjeans und ihr hübschestes Tanktop aus Baumwolle. Das Haus war still. Anscheinend schliefen die Rules sonntags aus.
Sie lief durch die Halle und drückte die Schwingtür auf. Glücklicherweise war nur Fee in der Küche, die gerade Gläser aus der Spülmaschine nahm.
»Guten Morgen«, sagte Rory so fröhlich wie möglich.
Fee schaute sie kaum an, während sie die Gläser mit einem Tuch trocknete. »Morgen«, sagte sie knapp. »Wie hast du geschlafen?«
Sie weiß es , dachte Rory. Natürlich weiß sie es . »Fee, gestern Abend, das war nicht das, was du denkst«, sagte sie. »Für den Fall, dass du davon gehört hast.«
»Du kannst keine Jungs auf dein Zimmer bringen«, sagte Fee langsam und sah sie dabei immer noch nicht an. »Das ist die einzige wichtige Sache, Rory. Du kannst hier keine Flirts haben.«
Sag ihr einfach, wer wirklich eine Affäre hat , dachte Rory. Aber sie konnte es nicht. Sie beugte sind hinunter und zog eine schwere bemalte Platte aus der Geschirrspülmaschine. »Wissen es die Rules?«
»Ich habe Bianca gebeten, nichts zu sagen.« Fee nahm die Platte aus Rorys Hand. »Und sie hat tatsächlich versprochen, dass sie es nicht tun wird. Jetzt bin ich dieser eingebildeten Kuh natürlich etwas schuldig. Das ist das Letzte, was ich wollte.«
»Das tut mir leid. Vielen Dank.«
»Ich verstehe es nur nicht«, sagte Fee. »Ich dachte nicht, dass du so eine bist.«
Bin ich nicht , wollte Rory gerade sagen, als die Küchentür aufschwang. Rory wandte sich in der Erwartung um, Biancas missbilligenden Blick zu sehen, aber stattdessen kam Isabel in den Raum, langsam und auf unsicheren Beinen. Sie sah aus, als hätte sie kaum geschlafen. Ihre Augen waren blutunterlaufen, ihre Haut war fahl und ihre Haare hingen ihr wirr ins Gesicht. Kater , dachte Rory. Und zwar ein gewaltiger .
»Gibt es noch was von dem grünen Saft, den Eduardo immer gemacht hat?«, fragte sie mit rauer Stimme.
»Ich glaube, da ist noch welcher«, antwortete Fee, öffnete den Kühlschrank und suchte darin herum. Sie schien Isabels Kater nicht zu bemerken. Oder sie war daran
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