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Street Art Love (German Edition)

Street Art Love (German Edition)

Titel: Street Art Love (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Bongard
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überhaupt gesagt habe. Es war nur so ein Gedanke, der mir wichtig vorkam, aber den ich mal wieder nicht in Worte fassen kann.
    Ich stecke das iPhone wieder ein. »Wollen wir einfach in die Richtung gehen und gucken, ob das Bild noch da ist?«
    Charly nickt, und wir folgen meinem Navi. Ich mag die Gegend, es gibt viele Cafés und Galerien und kleine interessante Läden. »Was sprayst du eigentlich für Bilder? Und wo?«, frage ich vorsichtig.
    »Überall.«
    »Auch hier in der Nähe?«
    »Nein, hier ist nachts zu viel los.«
    »Haben sie dich schon mal erwischt?«
    Charly grinst breit. »Klar. Aber da war ich dreizehn, und da konnten sie nicht viel machen.«
    »Ich weiß: strafunmündig.«
    Charly blinzelt mich ungläubig von der Seite an. »Woher weißt du das denn? Von deinen Eltern?«
    »Ja, und …« Ich breche ab. Was geht Charly das an? Doch er bleibt stehen und sieht mich direkt an. »Was?«
    »Ich habe mal, mehr aus Versehen, also, wirklich aus Versehen, einen Schokoriegel mitgenommen.«
    »Aus Versehen?«
    »Ich dachte, der wäre umsonst.«
    Jetzt grinst er breit. » Du hast was geklaut?«
    »Nicht geklaut, nur genommen.«
    »Und was haben deine Eltern gesagt?«
    Ich gehe weiter.
    »Waren sie sauer?«
    Ich schüttele den Kopf. »Nein. Sie haben dem Leiter des Supermarktes gedroht, ihn zu verklagen, weil sein Werbeaufsteller zweideutig war und zum Klauen verführt hat.«
    Charly lacht laut. »Cool!«
    Ich fand das damals nicht sehr cool, sondern habe mich zweimal geschämt. Einmal dafür, beim Klauen erwischt worden zu sein, und dann, als meine Eltern so einen Aufstand im Laden gemacht haben.
    Ich sehe auf mein iPhone. »Ich glaube, wir sind gerade falsch gelaufen.«
    »Macht nichts«, sagt Charly. »Ich hab nämlich Hunger. Wollen wir Pommes essen? Ich kenne eine Bude hier in der Nähe.«
    »Okay!« Ich lächele. »Aber diesmal bin ich wieder dran mit Zahlen.«

[zurück]

    ETWAS SPÄTER STEHEN WIR bei
Tom’s Fritten
. Charly hat recht, hier werden die Pommes aus frischen Kartoffeln gemacht und schmecken großartig. Dazu kann man viele verschiedene Soßen bestellen, doch ich nehme trotzdem rot-weiß wie immer. Charly probiert drei verschiedene Soßen aus, und zwischendurch tunkt er seine Pommes in meinen Ketchup. Komisch, aber bei ihm stört mich das nicht.
    »Woher kennst du diese Pommesbude?«, frage ich ihn beeindruckt. Ich bin immerhin auch Berlinerin, aber in der Stadtmitte kenne ich mich nicht so gut aus. Eigentlich gar nicht.
    »Mein Vater hat in der Nähe seine Galerie, und wenn er mich mitnimmt, gehen wir anschließend immer hier essen.«
    »Cool.«
    Wir essen schweigend, und ich sehe mir die Leute an der Bude an, den Verkäufer mit den Rastalocken unter einem Kopftuch, die Touristen, den Penner, der zahnlos seine Pommes mümmelt. Hier ist alles anders als in dem Außenbezirk, wo wir wohnen. Wir wohnen im Grünen, in der besseren Gegend, aber gerade finde ich es hier besser. Spannender auf jeden Fall.
    Charly ist schnell fertig mit seinen Pommes. Er streicht die leere Tüte glatt, in der hier die Pommes verkauft werden, holt einen Stift heraus und kritzelt darauf herum. Es sind seine typischen Comicfiguren mit großen Köpfen und extremen Bewegungen. Am Anfang gefielen sie mir gar nicht, doch der Style passt zu Charly und er passt zu den grauen Betonwänden, an die er sie vermutlich sprayt. Ich frage mich, wie er darauf gekommen ist, gerade diese Art von Kunst zu machen.
    »Was macht dein Vater eigentlich für Kunst?«
    Charly sieht auf. »Skulpturen.«
    »Er ist Bildhauer?«
    »Er macht Objekte aus gefundenen Sachen.« Charly zögert. »Interessiert dich das?«
    »Ja klar.«
    Er beugt sich wieder über seine Tüte und zeichnet.
    »Hast du Lust, mal rauszukommen …?«
    Was er sagt, verstehe ich im ersten Moment gar nicht.
    »Rauszukommen?«
    »Na, mein Vater hat sein Atelier in Potsdam. Das waren früher Kasernen für russische Soldaten, aber jetzt sind da überall Ateliers.«
    Mein Herz schlägt schneller. Ich spüre, dass mir Charly etwas ganz Besonderes anbietet. Vielleicht bereut er es auch gerade, denn er sagt: »Aber das ist sehr weit draußen. Da muss man ganz schön weit fahren.«
    »Das macht nichts. Wann denn?«
    Er zuckt mit den Achseln und wirft seine Tüte in den Müll.
    »In den Ferien?«, frage ich und halte die Luft an. »Oder fährst du weg?«
    »Nur die erste Woche«, sagt Charly und lächelt. Tatsächlich, es ist ein Lächeln.
    »Dann die zweite Woche?«
    »Ich komme Montag

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