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Street Art Love (German Edition)

Street Art Love (German Edition)

Titel: Street Art Love (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Bongard
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Charly vorsichtig an.
    »Wollen wir wieder gehen?«
    Er lächelt erleichtert.
    Wir verabschieden uns von der Galeristin und gehen. Zurück ins Leben, zurück zu den Geräuschen. Ich bin richtig froh, wieder auf der Straße zu sein. Und ich stelle mir vor, dass meine Bilder irgendwann in einer Galerie hängen. Das war einmal mein Traum. Aber – wäre das wirklich toll? Und dann denke ich daran, dass Charly sprayt. Und er gar keine Galerie braucht, um seine Kunst auszustellen.
    »Was grinst du?«, fragt Charly, aber ich lächele nur.

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    ICH SCHAFFE ES, vor der Dämmerung nach Hause zu kommen. Ich schaffe es knapp, und meine Mutter erwartet mich schon. Sie hat mich in der S-Bahn zweimal angerufen, und Charly hat mich jedes Mal verwundert angesehen.
    In Zehlendorf steige ich aus der S-Bahn aus und in den Bus um, und Charly fährt weiter nach Potsdam. Zu seinem Vater ins Atelier. Am liebsten wäre ich gleich mitgefahren und hätte mir angesehen, wo Charly seine Bilder malt.
    Auf dem Weg von der Bushaltestelle zu unserem Haus wird mir klar, dass ich Charly jetzt fast zwei Wochen nicht sehen werde. Normalerweise freue ich mich auf die Ferien, auf das Ausschlafen und die viele freie Zeit. Aber gerade weiß ich überhaupt nicht, was ich damit anfangen soll. Ohne Charly.
     
    Alle sitzen schon am Tisch und essen, als ich komme.
    »Dein Essen steht im Ofen«, sagt meine Mutter.
    Ich beeile mich nicht, denn am liebsten würde ich mich gar nicht an den Tisch setzen, sondern sofort hoch in mein Zimmer gehen und Musik hören oder malen. Und an Charly denken. Ich kenne das Gefühl. Natürlich. Hat Maja das gemeint, als sie mir gesimst hat? Dass ich aufpassen soll, mich nicht zu verlieben? Aber was ist, wenn wir uns beide ineinander verliebt haben? Ich denke an Charlys Lächeln, den Moment, als er mich zu sich eingeladen hat. Zehn Tage, wie soll ich das überstehen?
    »Sophie?«
    Mein Vater streckt den Kopf in die Küche. Ich hocke vor dem Herd und starre von außen auf den beleuchteten Auflauf, ohne ihn richtig wahrzunehmen.
    »Worauf wartest du?«
    »Äh …, ich mag es, wenn er knusprig ist.«
    »Alles in Ordnung? Wir haben auf dich gewartet, aber Max hatte solchen Hunger nach dem Fußball.«
    »Ist schon okay. Ich … esse gleich.«
    Ich habe keinen Hunger. Kein bisschen.
    Mein Vater kommt ganz in die Küche und hockt sich neben mich. »Deine Mutter hat sich Sorgen gemacht.«
    »Wieso?«
    »Sonst bleibst du doch auch nicht so lange weg.«
    Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Kommt nicht wieder vor? Es war schön mit Charly. Es war gut, an nichts anderes denken zu müssen. Weder an Max noch an seine oder meine Hausaufgaben.
    »Ich habe doch jetzt Ferien. Und ich bin fünfzehn.«
    Mein Vater nickt. Ich bin mir nicht sicher, ob er das verstanden hat. Irgendwann muss ich doch auch mal mein Leben leben und nicht nur das meiner Eltern unterstützen.
     
    Am nächsten Morgen ist Sonntag, und am Sonntag gibt es bei uns immer das große Sonntagsfrühstück. Eigentlich ist es mehr ein Mittagessen, weil wir alle dann bis elf oder zwölf schlafen, aber trotzdem. Jetzt beginnen die Ferien, und eigentlich ist alles perfekt. Bis auf die Tatsache, dass mir die Schule fehlt. Oder besser gesagt, die Leute dort. Oder noch genauer gesagt: Maja. Oder ganz genau gesagt: Charly.
    Wie soll ich die Ferien überstehen, wie soll ich es bis zum übernächsten Dienstag aushalten?
    Meine Eltern haben sich mit dem Frühstück Mühe gegeben, meine Mutter stellt Blumen auf den Tisch, mein Vater brät noch Spiegeleier mit Speck. Ich denke wieder an Charly.
    »Hm, das riecht lecker!« Ich betrachte das gelbe Eigelb in der Mitte des weißen Eiweiß in der schwarzen Pfanne. »Papa? Denkst du, ich könnte Malerin werden?«
    Mein Vater stellt die Herdplatte herunter. »Du bist gut. Das ist ein schönes Hobby.«
    »Ich meine, als Beruf.«
    »Tja, ich weiß nicht. Ich glaube, es können nicht viele Maler von ihrer Kunst leben.«
    Meine Mutter kommt in die Küche.
    »Mama? Würdest du viertausendfünfhundert Euro für ein Bild ausgeben?«
    »Um Himmels willen! Wenn ich viertausendfünfhundert Euro übrig hätte, würde ich eine neue Spülmaschine kaufen und Frau Werner zweimal die Woche kommen lassen.«
    Mein Vater lächelt. »Einige unserer Klienten geben viel Geld für Kunst aus. Denk mal an den Baumann!«, sagt er an meine Mutter gewandt.
    Meine Mutter schnaubt empört. »Ja, aber der kauft die Bilder doch nur, um zu spekulieren. Dann legt er sie in

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