Street Art Love (German Edition)
mich von der Schule, wenn sie uns erwischen.«
»Ja, wenn sie uns erwischen. Für mich ist es ja auch ein Risiko.«
Maja schüttelt den Kopf. »Nein, deine Eltern werden sagen, die Schule sei schuld gewesen, und damit drohen, sie schließen zu lassen, wenn sie dich erwischen. Aber meine Mutter ist anders.«
Ich gebe nicht auf. Ich brauche Hilfe, und wen kann ich sonst in diese Aktion einweihen?
»Ich erkläre dir erst einmal, was ich vorhabe, okay?«
Maja seufzt. Es wäre nicht das erste Mal, dass ich sie nach und nach überzeuge. Denn erstens habe ich gute Argumente, und zweitens ist mir diese Sache wichtig. Sehr sogar.
Ich krame meine Skizze unter dem Bett hervor und zeige sie Maja.
»Oh, wow, ist das …«
»Ja.«
»Verstehe! Er sagt, er macht die Wand, aber du zeigst ihm …«
»Genau!«
Wir grinsen. Ich ziehe die Packpapierteile unter dem Bett hervor und erläutere Maja den ganzen Plan, alle Schritte.
Sie kichert. »Das ist wie in einem Krimi.«
»Du machst also mit?«
»Wenn ich am Samstag bei dir übernachten darf.«
»Du musst!«
Ich halte meine Hand zum High Five, und sie schlägt ein. Wir sind ein unschlagbares Team.
[zurück]
ICH ARBEITE BIS ZUM WOCHENENDE an meinem Plan. Am Vormittag übertrage ich die Skizze auf Packpapier, am Nachmittag kümmere ich mich um Material und die Vorbereitung. Ich habe Tapetenkleister besorgt und in einem Plastikbehälter mit Deckel angerührt, dazu große Pinsel. Eine leichte und ausfahrbare Aluleiter steht bei meinen Eltern im Keller. Das Beste wird sein, ich bringe sie schon an Ort und Stelle. Natürlich nachts, denn am Tag kann ich schlecht mit einer Aluleiter durch die Stadt rennen. Ich wickele sie in grüne Plastiksäcke ein und lege sie bei uns in den Garten, nah ans Haus, versteckt unter Laub. Freitagnacht werde ich sie in die Nähe der Schule bringen. Das Planen der Aktion nimmt all meine Zeit und Konzentration in Anspruch. Und das ist gut so, denn ich will Charly vergessen. Doch als ich am Donnerstag meine Mails checke, um nachzusehen, ob Maja endlich die Erlaubnis ihrer Mutter hat, bei mir zu übernachten, finde ich eine Mail von Charly. Sie hat keinen Betreff. Mein Herz schlägt heftig, und in meinem Magen flimmert es aufgeregt. Ich brauche einen Moment, bis ich die Mail öffnen kann.
Hi, Sophie, ich wollte mal fragen, was mit unserem Referat ist? Hast du schon was geschrieben? C.
Ich schnaube wütend. Natürlich, das Referat. Und warum soll ich etwas schreiben? Ich bin so aufgebracht, dass ich im Zimmer auf und ab renne und schließlich an meinen Computer zurückkehre und die Mail in den Papierkorb schiebe. Soll er das Referat doch mit Pia zu Ende machen, ich lasse mich nicht länger ausnutzen.
Zum Glück gibt es auch eine Mail von Maja.
Geht klar, ich darf! Komme am Samstagnachmittag. Maja.
Freitagabend schleiche ich aus dem Haus. Meine Eltern sind beschäftigt, sie haben Besuch, und Max übernachtet bei Theo. Alles ist günstig, nur dass die Leiter doch viel schwerer ist, als ich gedacht habe, und mir an der nächsten Straßenecke klar wird, dass ich auch hierzu Hilfe brauche. Ich versuche Maja zu erreichen, aber da ist nur die Mailbox. Also schleppe ich die Leiter zurück und verstecke sie wieder am Haus. Ich habe gelesen, dass Banksy ein Team hat, wenn er seine Aktionen startet. Also muss ich wohl akzeptieren, dass auch ich Hilfe brauche.
Samstagvormittag packe ich zwei Rucksäcke, in denen ich die Plakatteile, den Tapetenkleister und die Pinsel unterbringe. Dazu Handschuhe, denn in der Nacht ist es schon kalt, eine Stirnlampe, die ich bei meinem Vater gefunden habe, und mein Skizzenbuch, in dem der genaue Plan steht, wie wir die einzelnen Teile meiner Arbeit auf die Wand aufbringen müssen. Ich bin aufgeregt, aber das ist nichts gegen Maja, die rote Flecken im Gesicht hat, als sie am Nachmittag bei uns vor der Tür steht.
Sie knallt ihre Schultasche in den Flur.
»Was ist das?«
»Ich habe meiner Mutter gesagt, dass du mir Nachhilfe gibst. Sonst hätte sie es nicht erlaubt.«
Ich ziehe Maja schnell nach oben. Meinen Eltern habe ich gesagt, dass Maja und ich uns selber etwas kochen werden, so können wir uns in Ruhe auf die Nacht vorbereiten.
Ich zeige Maja die Rucksäcke und erkläre ihr das Problem mit der Leiter. Sie nickt und sieht mich dann fragend an.
»Äh …, Sophie, da ist noch was …«
»Ja?«
Wenn Maja jetzt Bedenken hat, dann könnte das die ganze Aktion gefährden.
»Charly hat mich heute in der Schule
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