Streiflichter aus Amerika
folgendermaßen beschrieben (und jedes Wort ist original zitiert):
»Als Basis dieser unglaublichen Kreation servieren wir Ihnen knusprige, knackige Waffel-Pommes-frites. Darauf häufen wir üppig würzigen Chili, geschmolzenen Monterey Jack und Cheddar-Käse und geben einen Berg Tomaten, Frühlingszwiebeln und saure Sahne darauf.«
Verstehen Sie, worauf ich hinaus will? Und das war noch eines der bescheideneren Angebote. Am deprimierendsten ist, daß meine Gattin und meine Kinder das Zeugs futtern können und kein Gramm zunehmen. Als die Kellnerin kam, sagte meine Frau: »Die Kinder und ich nehmen den Maxi-Papp-Pfannenschmaus deluxe mit extra viel Käse und saurer Sahne und als Beilage Zwiebelringe mit heißer Karamellsauce und Kekstunke.«
»Und für unser Michelinmännchen hier?«
»Ach, bringen Sie ihm ein wenig trockene Kleie und ein Glas Wasser.«
Als ich am nächsten Morgen beim Frühstück, bestehend aus Haferflocken und -spreu, meiner Frau gegenüber die Ansicht kundtat, daß das bei allem Respekt die dümmste Diät sei, die ich je ausprobiert hätte, sagte sie, ich solle mir eine bessere suchen. Also begab ich mich zur Bücherei. Dort standen mindestens einhundertundfünfzig Werke über Diäten und Ernährung – Dr. Bergers Diät zur Stärkung der Immunkräfte , Ein paar deutliche Worte zur Gewichtsüberwachung , Die Rotationsdiät -, sie waren aber für meinen Geschmack ein wenig zu ernst und kleiebesessen. Dann sah ich eines, das genau nach meinem Gusto war. Und zwar von Dr. Dale M. Atrens. Es hieß Machen Sie keine Diät . Na, mit dem Titel konnte ich was anfangen.
Meine übliche Abneigung gegen eine Autorin hintanstellend, die so affig ist, ein Dr. vor ihren Namen zu setzen (das mache ich in meinen Büchern schließlich auch nicht – und zwar nicht nur, weil ich keinen habe), ging ich mit dem Buch in den Lesebereich, den die Büchereien für Leute einrichten, die ein bißchen komisch sind und nicht wissen, wo sie nachmittags hingehen sollen, aber trotzdem noch nicht soweit sind, sich einweisen zu lassen. Dort gab ich mich einer einstündigen intensiven Lektüre hin.
Die Grundannahme des Buches war, wenn ich es recht verstanden habe, daß der menschliche Körper im Lauf der Evolution einen klaren Auftrag bekommen hat: Er soll für Kälteperioden Fettgewebe zwecks Wärmeisolierung aufbauen, ein Schutzpolster, um bequemer sitzen und liegen zu können, und Energiereserven für Zeiten von Mißernten. (Bitte verzeihen Sie mir, wenn ich einige Details ein wenig flüchtig wiedergebe, aber ich wurde von dem Mann neben mir abgelenkt, der leise einen Schwatz mit einem Wesen aus der nächsten Dimension hielt.)
Diese Aufgabe nun meistert der Körper extrem gut (meiner sogar noch besser). Waldspitzmäuse können es überhaupt nicht. Sie müssen jeden wachen Moment fressen. »Das ist wohl der Grund, warum Waldspitzmäuse so wenig große Kunst und Musik hervorgebracht haben«, scherzt Atrens. Ha, ha, ha! Es kann doch auch daran liegen, daß Waldspitzmäuse oft nur Blätter finden, während ich Ben-andJerry's-Edelvollmilch-Schokoladenkaramelleis schnabuliere.
Des weiteren betont Atrens, daß Fett äußerst stur ist. Selbst wenn man sich zu Tode hungert, erweist sich der Körper als höchst widerborstig und greift seine Fettreserven ungern an.
Bedenken Sie, daß jedes Pfund Fett etwa fünftausend Kalorien verkörpert – etwa die Menge, die der Durchschnittsmensch in zwei Tagen zu sich nimmt. Was bedeutet, daß Sie nach einer Woche Hungern – überhaupt nichts essen! –, nicht mehr als dreieinhalb Pfund Fett verlieren und, seien wir ehrlich, in Badekleidung immer noch keine Augenweide sind.
Wenn Sie sich trotzdem auf diese Weise sieben Tage lang gemartert haben, schlüpfen Sie natürlich sofort in die Speisekammer, wenn niemand hinschaut, und putzen dort bis auf eine Tüte Trockenerbsen alles weg. Womit Sie den gesamten Gewichtsverlust wieder wettmachen, plus – und das ist das Dilemma – ein wenig extra zulegen, weil Ihr Körper nun weiß, daß Sie versucht haben, ihn auszuhungern, und er Ihnen nicht trauen darf. Also legt er ein wenig Extraschwabbel an für den Fall, daß Sie mal wieder auf dumme Gedanken kommen.
Deshalb ist es so frustrierend und schwer, eine Diät durchzuhalten. Je mehr Sie versuchen, das Fett loszuwerden, desto heftiger klammert sich Ihr Körper daran fest. Aus diesem Grunde habe ich eine alternative Diät erfunden. Sie ist genial. Sie läuft unter dem Slogan »Verarschen Sie Ihren
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