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Streiflichter aus Amerika

Titel: Streiflichter aus Amerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bryson
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ist, würden es mit überwältigender Mehrheit frequentieren, weil sie es kennen und sich dort wohl fühlen.
    Die Leute haben sich so an die Uniformität gewöhnt, daß sie wie hypnotisiert davon scheinen. Etwa acht Kilometer von unserem Wohnort entfernt gab es bis vor kurzem ein nettes, altmodisches familiengeführtes Restaurant. Vor ein paar Jahren eröffnete direkt gegenüber ein McDonald's. Prompt verlegte sich der Großteil der Laufkundschaft auf die andere Straßenseite. Im letzten Sommer machte der Familienbetrieb zu. Kurz danach redete ich mit einem Nachbarn darüber, wie enttäuschend ich es fand, daß die Leute ein ortsansässiges Lokal zugunsten der uniformen Genüsse eines McDonald's aufgeben, die sie überall haben können.
    »Jaaa«, sagte mein Nachbar derart nachdenklich und gedehnt, daß ich schon wußte, daß er diese Sicht der Dinge nicht ganz teilte. »Aber bei McDonald's weiß man wenigstens, was man hat, finden Sie nicht?«
    »Ja, genau das ist doch das Problem!« rief ich erregt. »Sehen Sie das denn nicht?«
    Ich wollte ihn am Kragen packen und ihm erklären, daß wegen dieser Haltung der Konsumenten Weißbrot in den USA wie Polstermaterial schmeckt, Schokolade keinen Pep mehr und Käse hundert Namen (Colby, Monterey Jack, Cheddar, American, Provolone), aber nur einen Geschmack, eine Konsistenz und eine grellgelbe Farbe hat.
    Doch ich sah schon, daß es keinen Zweck hatte. Er war wie einer der Schotenmenschen in Die Dämonischen . Die Kräfte der Uniformität hatten ihm die Seele gestohlen, und er würde sie nie zurückbekommen. Er war ein McPerson geworden.
    Er schaute mich besorgt an – in unserer Straße regen sich die Leute normalerweise nicht auf –, und dachte bestimmt: »Puh! Der ist aber unbeherrscht!«
    Vielleicht hatte er recht. Ich muß zugeben, daß ich in den letzten Monaten ein bißchen daneben war. Ich glaube, es liegt an ernsthaften Schokoladenentzugserscheinungen.

    Fettliebe

    In letzter Zeit habe ich viel über Essen nachgedacht. Weil ich keins kriege. Meine Frau hat nämlich (fies, wenn Sie mich fragen) gesagt, ich sähe allmählich aus, als könne ich als Ballon die Welt umsegeln.
    Sie hat mich auf eine interessante, von ihr ersonnene Diät gesetzt, die im wesentlichen vorschreibt, daß ich alles, was ich will, essen darf, solange es weder Fett, Cholesterin, Natrium, noch Kalorien enthält und nicht schmeckt. Um mich vor dem gänzlichen Verhungern zu bewahren, ist sie zum Supermarkt gegangen und hat alles gekauft, was »Kleie« im Namen hat. Ich bin nicht sicher, aber ich glaube, gestern abend habe ich ein Kleiekotelett zum Abendessen verspeist. Ich bin sehr deprimiert.
    Fettleibigkeit ist in den Vereinigten Staaten ein ernsthaftes Problem. (Na ja, auf jeden Fall ernsthaft für die Fettleibigen.) Die Hälfte aller erwachsenen US-Bürger ist übergewichtig, und mehr als ein Drittel wird als fettleibig eingestuft (das heißt, so dick, daß man es sich zweimal überlegt, ob man in einem Aufzug mit ihnen fährt).
    Nun, da kaum noch jemand raucht, ist es bei den Gesundheitsproblemen an die erste Stelle gerückt. Jedes Jahr sterben ungefähr dreihunderttausend US-Bürger an Krankheiten, deren Ursache Übergewicht ist, und das Land gibt einhundert Milliarden Dollar für die Behandlung von Gebrechen aus, die vom zu vielen Essen kommen – Diabetes, Herzkrankheiten, hoher Blutdruck, Krebs und so weiter. (Es war mir nicht klar, aber Übergewichtigkeit kann die Möglichkeit, daß man Dickdarmkrebs kriegt – und die Krankheit wünscht man doch seinem ärgsten Feind nicht –, um bis zu fünfzig Prozent erhöhen. Seit ich das gelesen habe, stelle ich mir immer vor, wie ein Proktologe in mir herumprokelt und sagt: »Holla! Und wie viele Cheeseburger haben Sie in Ihrem Leben verspachtelt, Mr. Bryson?«) Für Dickwänste sind auch die Chancen geringer, eine Operation zu überleben und eine nette Freundin oder einen Freund zu finden.
    Vor allem aber müssen sie sich gefallen lassen, daß Leute, die ihnen theoretisch lieb und teuer sind, sie »Michelinmännchen« nennen und jedesmal, wenn sie eine Küchenschranktür öffnen, fragen, was sie da schon wieder wollen, und rein zufällig eine große Tüte Erdnußflips wegnehmen.
    Ich wundere mich immer nur, wie überhaupt noch jemand in diesem Land dünn sein kann. Neulich abends sind wir in einem Restaurant gewesen, in dem für »Gourmetfreuden aus der Bratpfanne« geworben wurde. Die Chili-Käse-Kartoffel-Pfanne wird in der Speisekarte

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