Streiflichter aus Amerika
irgendwie trocknen, aufpuffen und mit Zucker glasieren kann, war vertreten. Gleich auf den ersten Blick faszierend war ein Getreideprodukt namens Cookie Crisp, das versuchte so zu tun, als sei es ein nahrhaftes Frühstück, während es in Wirklichkeit aus Schokoladensplitterkeksen bestand, die man in eine Schale gab und mit Milch aß. Super.
Erwähnenswert sind auch die Erdnußmus-Knusperflocken, Zimtminibrötchen, Graf Schokula (»mit Monster-Marshmallows«) und ein Angebot für Hardcorefans namens Cookie Blast Oat Meal, in dem vier Sorten Käse enthalten waren. Ich schnappte mir von allem eine Packung plus zwei von der Haferflockendröhnung und eilte zurück zum Einkaufswagen. (Wie oft habe ich schon gesagt, man sollte den Tag nicht ohne eine Orgie mit einer großen, dampfenden Schüssel Kekse beginnen!)
»Was ist denn das?« fragte meine Frau in dem speziellen Tonfall, mit dem sie mich oft in Läden anspricht.
Ich hatte keine Zeit für Erklärungen.
»Das Frühstück für die nächsten sechs Monate«, keuchte ich im Vorbeiflitzen. »Und komm bloß nicht auf die Idee, auch nur ein Paket wieder zurückzustellen und Vollkornweizenflocken zu holen.«
Ich ahnte ja nicht, wie sich der Markt für Junkfood ausgeweitet hatte. Wo ich mich auch hinwandte, stand ich vor Lebensmitteln, nach deren Verzehr man garantiert watschelte, und die meisten waren mir völlig neu – Mondpastetchen, Wackelpeter-Butterkremküchlein, Pecannußschnecken, Pfirsichfruchtgummis, Kräuterlimonadentaler, Schokofondant-Höllenhunde und ein schaumig geschlagener Marshmallow-Brotaufstrich namens Fluff, der in einem Wännchen verkauft wurde, in dem man ein Kleinkind hätte baden können.
Sie können sich die überreiche Vielfalt an nichtnahrhaften Nahrungsmitteln, die dem Kunden eines amerikanischen Supermarktes angeboten und die Mengen, in denen sie verzehrt werden, einfach nicht vorstellen. Kürzlich habe ich gelesen, daß sich jeder US-Bürger durchschnittlich achttausendundvierundsiebzig Kilogramm Brezel im Jahr einverleibt.
Gang sieben (»Leckerlis für die ernsthaft Fettleibigen«) erwies sich besonders ergiebig. Dort war eine ganze Abteilung ausschließlich einem Produkt namens Toastergebäck vorbehalten, darunter neben vielem anderen auch acht verschiedenen Arten Toasterstrudel. Und was ist ein Toasterstrudel? Schnurzpiepe! Er war mit Zucker überzogen, sah schön klitschig aus, und ich lud mir die Arme voll.
Ich gebe zu, ich verlor ein wenig den Kopf – aber es war so viel da, und ich war so lange weggewesen.
Bei der Frühstückspizza riß meiner Frau der Geduldsfaden. Nach einem Blick auf die Schachtel, sagte sie: »Nein.«
»Wie bitte, mein Liebes?«
»Du bringst mir nichts ins Haus, das Frühstückspizza heißt. Du darfst...« Sie langte in den Wagen und ergriff ein paar Kostproben. »...Kräuterlimonade und Toasterstrudel und...« Hier hob sie ein Paket heraus, das ihrer Aufmerksamkeit bisher entgangen war. »Was ist das?«
Ich schaute ihr über die Schulter. »Mikrowellenpfannkuchen«, sagte ich.
»Mikrowellenpfannkuchen«, wiederholte sie deutlich weniger begeistert.
»Ist der technische Fortschritt nicht wunderbar?«
»Du ißt alles auf«, sagte sie. »Alles, was du jetzt nicht zurück auf die Regale stellst! Bis zum letzten Krümel. Hast du das verstanden?«
»Natürlich«, erwiderte ich todernst.
Und wissen Sie was? Sie hat mich wirklich gezwungen, alles zu essen. Wochenlang futterte ich mich durch eine bunte Palette amerikanischen Junkfoods, und alles war ekelhaft. Bis zum letzten Krümel. Ich weiß nicht, ob das amerikanische Junkfood schlechter oder meine Geschmacksnerven reifer geworden sind, aber selbst die Lekkerbissen, mit denen ich aufgewachsen bin, schmeckten nun hoffnungslos fade oder abartig übelkeiterregend.
Am allergrauenhaftesten war die Frühstückspizza. Ich habe drei oder vier Anläufe gemacht. Ich habe sie im Ofen gebacken, mit Mikrowellen unter Beschuß genommen und sie in meiner Verzweiflung sogar einmal mit einer Beilage von Marshmallow Fluff probiert, aber es war und blieb eine zugleich schlaffe und zähe schale Masse. Schließlich gab ich es ganz auf und versteckte die Schachtel in dem Tupperbehälterfriedhof auf dem untersten Fach des Kühlschranks.
Als ich neulich also wieder darauf stieß, betrachtete ich sie mit gemischten Gefühlen. Ich wollte sie schon wegwerfen, zögerte dann aber und öffnete den Deckel. Sie roch nicht schlecht - wahrscheinlich
war sie so vollgepumpt mit
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