Streiflichter aus Amerika
vergegenwärtigen, wie unwahrscheinlich es ist, daß überhaupt ein Lebewesen just in dem Moment auf dem Highway auftaucht, wenn ein Fahrzeug vorbeifährt, dann könnten Sie ermessen, wie erstaunlich diese Zahlen sind.
Noch erstaunlicher aber ist, daß der Elch trotz seiner Unbedarftheit und seltsam abgestumpften Überlebensinstinkte zu den ältesten Tierarten in Nordamerika gehört. Elche gab es schon, als Mastodone auf der Erde herumlatschten. Und im Osten der Vereinigten Staaten wuchsen und gediehen einmal Kältesteppenmammute, Wölfe, Karibus, Wildpferde und sogar Kamele. Doch sie starben nach und nach alle aus, während der Elch, unbeirrt von Eiszeiten, Meteoriteneinschlägen, Vulkanausbrüchen und dem Auseinanderdriften von Kontinenten, weiter stampfte.
Das war nicht immer so. Um die Jahrhundertwende schätzte man die Zahl der Elche auf nicht mehr als ein Dutzend in ganz Neuengland und vermutlich null in Vermont. Heute geht man davon aus, daß fünftausend Elche in New Hampshire, noch eintausend mehr in Vermont und bis zu dreitausend in Maine leben.
Damit diese massive und noch wachsende Population nicht überhandnimmt, hat man allmählich wieder mit dem Jagen begonnen. Doch dabei entstehen zwei Probleme. Zunächst einmal sind die Zahlen wirklich nur Schätzungen; die Tiere treten ja nicht gerade zur Volkszählung an. Zumindest ein führender Naturforscher meint, daß die Zahlen bis zu zwanzig Prozent zu hoch angesetzt sind, was bedeuten würde, daß die überschüssigen Elche nicht etwa mit Bedacht erlegt, sondern sinnlos abgeschlachtet werden.
Mein Haupteinwand gegen die Jagd auf sie ist freilich, daß es sich einfach nicht gehört, ein so dümmliches, argloses Tier zu jagen und zu töten. Einen Elch abzuknallen ist keine Kunst. Ich bin in der Wildnis auf welche gestoßen und kann Ihnen versichern, daß man auf sie zugehen und sie mit einer gefalteten Zeitung erschlagen könnte. Die Tatsache, daß neunzig Prozent der Jäger in einer Jagdsaison, die nur etwa eine Woche dauert, erfolgreich Beute machen, bezeugt, wie leicht ein Elch zur Strecke zu bringen ist.
Und genau deshalb schlage ich vor, daß alle die armen, verseuchten Rindviecher hierhergeschickt werden. Sie würden unseren Nimrods die Art männlicher Herausforderung bieten, nach der sie offenbar lechzen, und es könnte dazu beitragen, den einen oder anderen Elch vor dem sicheren Tode zu bewahren.
Also schickt die wahnsinnigen Kühe ruhig her. Per Adresse Bob Smith. Er ist einer unserer Senatoren in New Hampshire, und nach seinem Abstimmungsverhalten im Senat zu urteilen, ist er mit geistigen Behinderungen wohlvertraut. Wenn Sie mich nun bitte entschuldigen wollen, ich muß sehen, ob an dem gräulichen Stück Faden noch ein Fetzchen Fleisch hängt.
Konsumentenfreuden
Ich glaube, ich habe soeben den endgültigen Beweis sichergestellt, daß die Vereinigten Staaten das ultimative Einkaufsparadies sind. Und zwar in einem Videokatalog, der unangefordert heute mit der Morgenpost gekommen ist. Unter den üblichen vielfältigen Angeboten – Der Fiedler auf dem Dach , Fit und gesund mit Tai Chi , alle Filme, in denen John Wayne je mitgespielt hat – war ein Selbsthilfevideo mit dem Titel Tanz den Macarena splitterfasernackt , und es verspricht, dem nackten Zuschauer zu Hause »die Bewegungen dieses heißen lateinamerikanischen Tanzes beizubringen, der im ganzen Land Triumphe feiert«.
Unter den interessanten Offerten des Katalogs befand sich weiterhin ein Dokumentarfilm mit dem Titel Antike landwirtschaftliche Traktoren und eine reizvolle Sammlung mit dem Titel Nackte Hausfrauen Amerikas (Folge 1 & 2) , in der normale Hausfrauen »ihre täglichen Haushaltspflichten im Evaskostüm erledigen«.
Oje, und ich Trottel hab mir zu Weihnachten einen Schraubenschlüssel gewünscht!
Es gibt also beinahe nichts in diesem außergewöhnlichen Land, das Sie nicht käuflich erwerben können. Natürlich ist Shopping seit Jahrzehnten hier Volkssport, aber drei signifikante Entwicklungen im Einzelhandel haben die Konsumentenfreuden in den letzten dreißig Jahren auf ein schwindelerregend hohes Niveau gehoben. Als da wären: Teleshopping. Ein brandneuer Geschäftszweig, in dem Heerscharen von Verkäufern mehr oder weniger willkürlich wildfremde Menschen anrufen, ihnen entschlossen einen vorbereiteten Text vorlesen und ein Gratisset Bratenmesser oder ein Kofferradio versprechen, wenn sie ein bestimmtes Produkt oder eine bestimmte Dienstleistung kaufen. Diese Leute
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