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Streiflichter aus Amerika

Titel: Streiflichter aus Amerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bryson
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Messing« und einer »Gummidichtungsmanschette für außergewöhnliche Stabilität« (alles für nur 49,95 Dollar) und – sich als Küchenpapierhalter herausstellte.
    Natürlich steht nicht in dem Katalog: »Einerlei, wie Sie es betrachten, das hier ist schlicht und ergreifend ein Küchenpapierhalter, und Sie wären bekloppt, wenn Sie ihn kauften«, sondern man versucht, mit dessen exotischer Herkunft und technischen Komplexität zu blenden.
    Folglich rühmen sich selbst die banalsten Gegenstände in den Katalogen zahlreicherer Designermerkmale als ein 1954er Buick. Vor mir liegt die Hochglanzbroschüre einer Firma, die mit unverhohlenem Stolz verkündet, daß ihre Flanellhemden neben vielem anderen mit Stulpenknöpfen, extralangen Ärmelschlitzen, Rückenpasse mit verdeckter Falte, doppelten Nähten an besonders strapazierten Stellen, praktischen Garderobenschlaufen und Kentkragen versehen und aus zweifädigem 40-S-Garn (»für einen hochwertigeren Flor!«) gewebt sind, was immer das alles ist. Selbst Socken sind mit weitschweifigen wissenschaftlich klingenden Beschreibungen versehen, die ihre nicht auftragenden Nähte, Eins-zu-eins-Faserschlingen und handgekettelten Spitzen preisen.
    Ich gebe zu, daß ich durch diese verführerischen Ausschmükkungen bisweilen kurz versucht bin, etwas zu kaufen. Doch vor die Wahl gestellt, 37,50 Dollar für ein Hemd mit hochwertigerem Flor und besonders strapazierfähigen Stellen hinzublättern oder Sie nun nicht länger mit hochwertiger Unterhaltung zu strapazieren, entscheide ich mich für letzteres.
    Eins muß ich allerdings noch sagen: Wenn mir jemand ein spitterfasernacktes Schraubenschlüssel-Macarena-Trainingsheimvideo mit praktischer Garderobenschlaufe in einer breiten Auswahl von Farben anbietet, kaufe ich es sofort.

    Im Junkfood-Paradies

    Neulich beschloß ich, den Kühlschrank sauberzumachen. Normalerweise machen wir unseren Kühlschrank nicht sauber – wir packen ihn nur alle vier, fünf Jahre in einen Karton und schicken ihn zum Institut für Seuchenbekämpfung in Atlanta mit einem Begleitschreiben, man möge sich mit allem bedienen, was wissenschaftlich verheißungsvoll aussieht. Aber wir hatten eine der Katzen schon seit ein paar Tagen nicht mehr gesehen, und ich glaubte mich vage zu erinnern, daß ich im untersten Fach hinten etwas Pelziges erblickt hatte. (Es stellte sich als großes Stück Gorgonzola heraus.)
    Als ich nun also vor dem Kühlschrank kniete, Sachen aus Folien wickelte und vorsichtig in Tupperbehälter lugte, stieß ich auf ein interessantes Produkt namens Frühstückspizza. Ich untersuchte es mit der wehmütigen Zärtlichkeit, die aufkommt, wenn man ein altes Foto von sich selbst betrachtet, auf dem man Kleidung trägt, von der man sich später nicht mehr vorstellen kann, daß man sie jemals schick fand. Die Frühstückspizza war nämlich das letzte überlebende Relikt eines sehr ernsten Konsumanfalls meinerseits.
    Ein paar Wochen zuvor hatte ich meiner Frau angekündigt, daß ich sie beim nächsten Einkauf zum Supermarkt begleiten wolle, weil sie mit dem Zeug, das sie immer mit nach Hause brachte, nicht ganz – wie kann ich es ausdrücken? – nicht ganz auf der Höhe der US-amerikanischen Eßkultur war. Nun lebten wir schon im Junkfood-Paradies – dem Land, das der Welt Käse in Sprühdosen geschenkt hat –, und Mrs. B. kaufte immer noch gesunden Kram wie frischen Brokkoli und Knäckebrot.
    Natürlich, weil sie Engländerin ist. Sie hat ja noch nicht begriffen, welch vielfältige, unübertroffene Auswahl an Schmier und Pamps die Lebensmittelhändler hier bereithalten. Ich lechzte nach künstlichen Speckscheiben, Schmelzkäse in einem in der Natur nicht bekannten Gelbton und cremigen Schokoladenfüllungen, womöglich alle im selben Produkt. Ich wollte Essen, das spritzt, wenn man hineinbeißt, oder einem in solchen Mengen auf die Hemdbrust platscht, daß man sich ganz behutsam vom Tisch erheben und zum Spülbekken tappen muß, um sich dort sauberzumachen. Also begleitete ich meine Gattin zum Supermarkt, und während sie losging, Melonen drückte und sich nach dem Preis von Shiitakepilzen erkundigte, eilte ich in die Junkfood-Abteilung – die den Hauptteil des gesamten Ladens ausmachte. Na, es war der Himmel auf Erden!
    Allein mit den sogenannten Frühstückscerealien hätte ich mich für den Rest des Nachmittags beschäftigen können. Es müssen etwa zweihundert Sorten dagewesen sein, und ich übertreibe nicht. Jede Substanz, die man nur

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