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Streiflichter aus Amerika

Titel: Streiflichter aus Amerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bryson
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lasse, sehe ich in einem Umkreis von drei Metern keine einzige Gefahrenquelle – es sei denn, ich stecke den Kopf in den Laserdrucker oder ersteche mich mit der Schere.
    Aber so ist das ja mit Haushaltsunfällen, falls Tabelle 206 irgendwelche Anhaltspunkte bietet – sie widerfahren einem allenthalben. Überlegen Sie mal mit: 1992 (dem letzten Jahr, aus dem Zahlen verfügbar sind) haben sich hier mehr als 400 000 Menschen an Sesseln, Sofas oder Schlafcouchen lädiert. Was lernen wir daraus? Etwas Entscheidendes über das Design moderner Möbel oder nur, daß die Leute hier außergewöhnlich sorglose Hinsetzer sind? Auf jeden Fall, daß das Problem immer schlimmer wird. Gegenüber dem Vorjahr hat sich die Zahl der Sessel-, Sofa- und Schlafcouchunfälle um 30 000 erhöht, was ein besorgniserregender Trend selbst für diejenigen von uns ist, die Polstermöbeln offen und furchtlos entgegentreten. (Das mag natürlich die Kernursache der Misere sein – blindes Vertrauen.)
    Wie vorauszusehen, war die aufregendste Kategorie »Treppen, Rampen und Flure« mit fast zwei Millionen verdutzter Opfer; ansonsten waren gefährliche Gegenstände jedoch viel harmloser als ihr Ruf. An Stereoanlagen haben sich mit 46 022 Fällen mehr Menschen verletzt als an Skateboards (44 068), Trampolins (43 655) oder sogar Rasierapparaten beziehungsweise -messern (43 365). Lediglich 166 670 übereifrige Hacker haben sich mit Beilen und Äxten verstümmelt, und selbst Sägen und Kettensägen forderten nur die relativ
    bescheidene Zahl von 38 692 Opfern. Papiergeld und Münzen übrigens fast soviel wie Scheren (30 274 zu 34 062).
    Doch während ich mir durchaus vorstellen kann, daß jemand eine Zehncentmünze verschluckt (»He, Leute wollt ihr mal einen guten Trick sehen?«) und dann wünscht, er hätte es nicht getan, weiß ich partout nicht, was man mit Geldscheinen anstellen muß, um anschließend bei der Ersten Hilfe zu landen. Interessant wäre natürlich, ein paar der Patienten kennenzulernen.
    Ja, ich würde mit fast allen der 263 000 Menschen, die sich an Zimmerdecken, Wänden und Innenraumverkleidungen Schaden zugefügt haben, gern mal einen Schwatz halten. Ich bin sicher, wer mit einer Zimmerdecke aneinandergeraten ist, hat eine hörenswerte Geschichte zu erzählen. Desgleichen würde ich Zeit für die 31 000 Unglücksraben erübrigen, die mit ihren »Putz- und Pflegeutensilien« Schwierigkeiten hatten.
    Doch am allerliebsten würde ich mit den 142 000 Pechvögeln plaudern, die sich in ärztliche Behandlung begeben mußten, weil sie durch ihre Kleidung Verwundungen erlitten haben. Was haben sie nun? Eine komplizierte Schlafanzugfraktur? Ein Trainingshosenhämatom? Da läßt mich meine Phantasie im Stich.
    Ein Freund von mir ist orthopädischer Chirurg, und hat mir erst neulich erzählt, daß eines der Berufsrisiken in seinem Job ist, daß man sich fast überhaupt nicht mehr traut, was zu tun, weil man ständig Leute flickt, die in der unwahrscheinlichsten, unvorhersehbarsten Art und Weise auf die Nase fallen. (Gerade an dem Tag hatte er einen Mann behandelt, dem – zur Verblüffung beider Beteiligter – ein Elch durch die Windschutzscheibe geflogen war.) Dank Tabelle 206 dämmerte mir plötzlich, was mein Freund meinte.
    Übrigens hatte ich in der Bücherei ursprünglich etwas über die Kriminalitätszahlen für New Hampshire, wo ich nun wohne, nachlesen wollen. Ich hatte gehört, es sei einer der sichersten Staaten der USA, was sich auch bestätigte. Im letzten erfaßten Jahr hatte es nur vier Morde gegeben – im Vergleich zu mehr als dreiundzwanzigtausend im gesamten Land – und sehr wenig schwere Verbrechen.
    Aber das alles bedeutet natürlich, daß es statistisch gesehen viel wahrscheinlicher ist, daß ich durch meine Zimmerdecke oder Unterhosen zu Schaden komme – um nur zwei potentiell tödliche Gefahrenquellen zu nennen – als durch einen Fremden. Und ehrlich gesagt, finde ich das kein bißchen tröstlich.

    Baseballsüchtig

    Manchmal fragen mich Leute: »Was ist der Unterschied zwischen Baseball und Cricket?«
    Die Antwort ist einfach. Es sind beides Spiele, die große Geschicklichkeit, Bälle und Schläger erfordern, aber einen entscheidenden Unterschied aufweisen: Baseball ist aufregend, und wenn man am Ende des Tages nach Hause geht, weiß man, wer gewonnen hat.
    War nur ein kleiner Scherz am Rande. Cricket ist ein wunderbarer Sport, voll herrlicher winziger Augenblicke echter Action, über eine lange Spielzeit verteilt.

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