Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Streiflichter aus Amerika

Titel: Streiflichter aus Amerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bryson
Vom Netzwerk:
unterzogen hätte, durch ein Mikroskop zu lugen. Dank der unermüdlichen, phantasievollen Arbeit der Labors sind nun mindestens eintausend Schuldsprüche und vielleicht noch viele tausend mehr anfechtbar geworden.
    Zu den beständigen Hochleistungen des FBI zählt des weiteren, daß es bisher weder den Bombenattentäter von Atlanta gefunden noch die Anschläge auf Kirchen im Süden aufgeklärt hat. Es hat auch niemanden im Zusammenhang mit der mysteriösen, verheerenden Entgleisung eines Personenzugs in Arizona 1995 verhaftet, es nicht geschafft, den Unabomber dingfest zu machen (er wurde von seinem Bruder angezeigt), und ist immer noch außerstande zu sagen, ob der Absturz des TWA-Fluges 800 im letzten Jahr ein Verbrechen oder Unfall oder sonstwas war.
    Woraus nicht wenige Zeitgenossen den Schluß ziehen, daß das FBI und seine Agenten gefährlich inkompetent sind. Obwohl das zweifellos so ist, sollte man für die niedrige Moral und schlechte Arbeit des FBI mildernde Umstände gelten lassen. Letztes Jahr hat sich nämlich wahrhaftig eine Behördenspezies als noch inkompetenter erwiesen. Ich meine die Sheriff’s Departments in den USA.
    Leider reicht der Platz hier nicht, damit ich Ihnen einen umfassenden Überblick über die einzigartigen Erfolge dieser Herren Polizisten geben kann, also will ich nur zwei nennen. Als erstes die Tatsache, daß das Sheriff's Department des Bezirks Los Angeles letztes Jahr sich selbst übertraf, als es fälschlicherweise dreiundzwanzig Gefangene entließ, von denen einige ziemlich gefährlich und durchgeknallt waren. Nach Entlassung des dreiundzwanzigsten erklärte ein Verantwortlicher der Presse, daß ein Angestellter schriftliche Order erhalten habe, den Gefangenen nach Oregon zu schicken, wo dieser eine lange Strafe wegen Einbruchdiebstahls und Vergewaltigung absitzen sollte. Der gute Mann hatte aber seine Order dahingehend interpretiert, daß er dem Übeltäter seine Besitztümer aushändigen, ihn zur Tür begleiten und ihm eine gute Pizzeria um die Ecke empfehlen sollte.
    Getoppt wird das meiner Ansicht nach nur von den Sheriff's Deputies in Milwaukee, die mit einem Rudel Spürhunde zum Flughafen geschickt wurden, wo sie üben sollten, Sprengstoff aufzuspüren. Die Pfiffikusse versteckten ein Fünfpfundpaket scharfen Sprengstoff irgendwo auf dem Flughafen und – ist es nicht herrlich? – vergaßen, wo. Wen wundert es da, daß die Hunde es nicht fanden. Das war vor vier Monaten, und die Suche dauert an. Dabei gelang es dem Sheriff's Department in Milwaukee schon zum zweitenmal, auf dem Flughafen Sprengstoff zu »verlegen«.
    Ich könnte stundenlang weitererzählen, aber ich breche hier ab, weil ich sehen will, ob ich in den Computer des Pentagon komme.
    Sie finden vielleicht, daß ich Kopf und Kragen riskiere, aber es hat mich schon immer in den Fingern gejuckt, ein kleines Land in die Luft zu jagen, und es würde eh das perfekte Verbrechen. Denn die CIA merkt es überhaupt nicht, das Pentagon merkt es, verdödelt aber die Unterlagen, das FBI ermittelt acht Monate und arretiert dann Mr. Ed, das sprechende Pferd, und das Sheriff’s Department in Los Angeles County läßt Mr. Ed laufen. Wenn auch sonst nichts damit ereicht wäre, würde es die Leute wenigstens von all den Dingen ablenken, um die sie sich eigentlich sorgen müßten.

    Kein Anschluß unter dieser Nummer

    Von all den Einrichtungen auf Gottes weitem Erdboden, die meine Geduld auf die Probe stellen sollen – und Herr im Himmel, sind das viele! –, war über die Jahre keine erfolgreicher als die AT & T, die Telefongesellschaft.
    Wenn ich vor der Wahl stünde, mir ein Becherglas Salzsäure auf den Schoß zu kippen oder mit der AT & T zu verhandeln, würde ich mich jederzeit für die Salzsäure als das weniger Schmerzhafte entscheiden. AT & T hat die unverwüstlichsten öffentlichen Telefone der Welt. Das weiß ich genau, weil ich noch nie von einem dieser Dinger aus telefoniert habe, ohne daß ich zum Schluß wie wild darauf eingedroschen habe.
    Nun haben Sie vermutlich schon erraten, daß ich AT & T nicht besonders mag. Das geht aber in Ordnung, weil sie mich auch nicht mag. Sie mag ihre Kunden allesamt nicht, soweit ich sehe. Sie mag sie sogar so wenig, daß sie nicht einmal mit ihnen spricht. Für fast alles benutzt sie nun Computerstimmen, so daß man, einerlei, was alles schiefläuft – und natürlich läuft immer alles schief –, nie zu einem echten Menschen durchkommt. Das einzige, was man kriegt, ist eine

Weitere Kostenlose Bücher