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Streiflichter aus Amerika

Titel: Streiflichter aus Amerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bryson
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machte. Aber genau dann, wenn ich gestehen mußte, daß ich ein paar unkrautähnlich aussehende Gewächse mit einer unbekannten pulvrigen Substanz bestäubte, die ich in der Garage gefunden hatte, und die, da war ich einigermaßen sicher, entweder Stickstoff oder Mörtel war, kamen gottlob die Kinder aus dem Haus gerannt und verkündeten, daß Klein-Jimmys Haare in Flammen standen oder Ähnliches. Jedenfalls mußte meine bessere Hälfte, derart abgelenkt, ins Haus zurückstürmen, und ich konnte in aller Ruhe mit meinen Experimenten fortfahren. Es war ein gutes Arrangement, und unsere Ehe blühte und gedieh.
    Doch seit die Kinder so groß sind, daß sie sich selbst um ihre Schädelfeuersbrünste kümmern können, und wir in den USA leben, taucht Mrs. B. ständig hier draußen bei mir auf. Das heißt, ich bei ihr, denn offenbar habe ich längst die Nebenrolle übernommen, die im wesentlichen beinhaltet, im Trab die Schubkarre herbei- oder wegzubringen. Ich war ein passionierter Gärtner, jetzt bin ich Rikschaboy.
    Aber das Gärtnern ist hier ohnehin anders als in England. In Großbritannien ist die Natur mild und fruchtbar. Eigentlich ist das ganze Land ein Garten. Das sieht man ja daran, wie an den Straßenrändern die wilden Blumen sprießen und sich allüberall auf den Auen wiegen. Die Landwirte müssen sie sogar vernichten. (Also, sie müssen nicht, aber sie machen es verdammt gern.) In den Vereinigten Staaten will die Natur instinktiv eine Wildnis sein. Hier gibt es dreizackige Blattgewächse, die von allen Seiten her angekrochen kommen und ständig mit Säbeln und Macheten zurückgehackt werden müssen. Ich bin überzeugt, wenn wir einen Monat lang weg wären, würden wir bei unserer Rückkehr feststellen, daß die Pflanzen das Haus geentert und in die Wälder verschleppt haben, um es dort langsam, aber sicher zu verschlingen.
    Die Gärten hier bestehen meist aus Rasen, und die Rasen sind meist groß. Was bedeutet, daß man sein Leben lang mit der Harke zugange ist. Im Herbst fallen alle Blätter auf einmal mit einem einzigen großen Plumps herunter – in einer Art vegetativem Massenselbstmord –, und man verbringt etwa zwei Monate damit, sie zu Haufen zusammenzurechen, während der Wind sich nach Kräften bemüht, sie wieder dorthin zurückzubefördern, wo sie waren. Man recht und recht, karrt das Laub in den Wald, hängt dann den Rechen an die Wand und geht für die nächsten sieben Monate ins Haus.
    Aber kaum hat man den Blättern den Rücken zugekehrt, schleichen sie sich wieder an. Ich weiß nicht, wie sie das schaffen, aber wenn man im Frühling aus dem Haus tritt, sind sie, knöcheltief über den Rasen verteilt, alle wieder da und ersticken Dornenbüsche und verstopfen Abflußrohre. Also recht man sie in wochenlanger schweißtreibender Fron erneut zusammen und karrt sie in die Wälder. Wenn man den Rasen dann endlich picobello in Ordnung hat, hört man einen lauten Plumps, und begreift, daß es wieder Herbst ist. Ach, es ist entmutigend!
    Und um alldem die Krone aufzusetzen, hat meine liebe Frau nun plötzlich an sämtlichen, den häuslichen Gartenbau betreffenden Tätigkeiten ein überwältigendes Interesse entwickelt. Es ist mein Fehler, muß ich zugeben. Letztes Jahr habe ich den Rasensprenger mit einer selbstangerührten Mixtur gefüllt – hauptsächlich aus Dünger, Moosvernichter, Kaninchenfutter (anfangs aus Versehen, aber dann dachte ich: »Was soll's?« und warf den Rest auch noch dazu) – und mit einem Spritzer von etwas Kräftigem namens Buprimat oder Triforin versetzt. Zwei Tage später erglühte der Rasen vor dem Haus in solch faszinierenden, unverwüstlich leuchtenden orangefarbenen Streifen, daß die Leute von überall her kamen und es sich ansahen. Nun befinde ich mich also in einer Art permanenter Probezeit.
    Apropos, Probezeit, ich muß gehen. Ich habe soeben das harte, klinische Flappen vernommen, wie Gartenhandschuhe angezogen werden, und das unheilverkündende Geräusch, wie Metallwerkzeuge von ihren Haken genommen werden. Jetzt ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis ich den Befehl höre: »Los, bring die Schubkarre – aber ein bißchen dalli!« Und wissen Sie, was ich bei alldem am meisten hasse? Daß ich auch noch diesen blöden Kulihut aufsetzen muß.

    Warum sich alle Sorgen machen

    Das muß ich Ihnen erzählen! Im Jahre 1995 haben nach Angaben der Washington Post Hacker einhunderteinundsechzigtausendmal die Sicherheitssysteme des Pentagon geknackt. Im Klartext: Sie sind

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