Streiflichter aus Amerika
seltsam metallische, eigenartig pampige, roboterhafte Stimme, die sagt: »Die Nummer, die Sie gewählt haben, befindet sich nicht innerhalb eines anerkannten Wählparameters.« Es ist ungeheuer frustrierend.
Wie frustrierend, mußte ich erst neulich wieder erleben, als ich am Flughafen Logan in Boston festsaß, weil mich die Minibusfirma, die mich abholen und nach Hause bringen sollte, vergessen hatte. Daß sie mich tatsächlich vergessen und nicht etwa einen Motorschaden oder Verkehrsunfall gehabt hatte, wußte ich. Denn als ich an der vereinbarten Haltestelle stand, das vertraute »Dartmouth Mini Coach«-Gefährt sich näherte und ich mich bückte, um meine Taschen hochzunehmen, zog es elegant an mir vorbei und entschwand fröhlich in der Ferne, Richtung New Hampshire.
Also begab ich mich auf die Suche nach einem öffentlichen Telefon, um die Minibusfirma anzurufen – ich wollte artig guten Tag sagen und kundtun, daß ich da und bereit war loszufahren, wann immer der Fahrer eines ihrer Busse eine Tür aufschieben und so langsam fahren würde, daß ich aufspringen konnte. Da ich aber die Nummer nicht dabeihatte, mußte ich AT & T anrufen. Bei der Aussicht entfuhr mir ein gequälter Seufzer. Ich hatte einen langen Flug hinter mir, hing müde und hungrig auf einem reizlosen Flughafen fest, wußte, der nächste Minibus kam erst in drei Stunden und sollte mich nun mit AT & T auseinandersetzen. Böses ahnend, schritt ich auf eine Reihe öffentlicher Telefone außerhalb des Flughafengebäudes zu.
Dort studierte ich die Anweisungen, wie man die Auskunft anruft, und wählte. Nach einer Minute kam eine synthetische Stimme dran und instruierte mich barsch, eine Anzahlung von einem Dollar und fünf Cent in dem Apparat zu deponieren. Das verblüffte mich. Früher war die Auskunft immer gebührenfrei. Ich suchte in meinen Taschen, fand aber nur siebenundsechzig Cents. Da unterzog ich den Hörer einem kurzen Elastizitätstest – jawohl, immer noch unverwüstlich –, schnappte meine Taschen und marschierte zurück in den Terminal, um mir Kleingeld zu besorgen.
Natürlich bekam ich es in den Läden nicht, ohne etwas zu kaufen. Also erstand ich eine New York Times , einen Boston Globe und eine Washington Post – jede einzeln und mit einem neuen Geldschein, da keine andere Vorgehensweise mir zu meinen Münzen verhelfen hätte, und hatte endlich einen Dollar und fünf Cent in diversen Silberstücken beisammen.
Dann ging ich zurück zum Telefon und fing wieder von vorn an. Doch es gehörte zu den Apparaten, die längst nicht jede Münze nehmen. Es hatte insbesondere was gegen Zehncentstücke mit Roosevelt darauf. Leicht ist es nicht, Münzen in einen Schlitz zu stecken, wenn man den Hörer mit der Schulter ans Ohr drückt und drei Zeitungen unter den Arm geklemmt hat, und vor allem dann nicht, wenn jedes dritte Geldstück, das man hineinbugsiert, wieder ausgespuckt wird. Trotzdem meldete sich nach etwa fünfzehn Sekunden die Roboterstimme und begann mich zu schelten. Ich schwöre, sie beschimpfte mich! In verdrießlichem synthetischem Tremolo herrschte sie mich an, wenn ich nicht ruckzuck sagte, was ich wollte, würde sie mich abhängen. Und dann hängte sie mich ab. Einen Moment später purzelten die Münzen, die ich als Vorschuß gezahlt hatte, wieder aus dem Apparat. Aber nun kommt's. Er gab mir nicht alle zurück. Mit denen, die er mir zurückgab, und denen, die er nicht akzeptiert hatte, besaß ich nun genau neunzig Cents.
Also führte ich einen weiteren, etwas ausgiebigeren Elastizitätstest durch, trottete wieder in das Flughafengebäude, kaufte ein Providence Journal und einen Philadelphia Inquirer und kehrte zum Telefon zurück. Diesmal kam ich bis zur Auskunft durch, bat um die Nummer, die ich brauchte, und zückte rasch Stift und Block. Ich wußte ja aus Erfahrung, daß die Auskunft einem die Nummer nur einmal gibt und dann auflegt: Man muß also sofort mitschreiben. Ich hörte genau zu und wollte notieren ... Der Stift war ausgetrocknet. Ich vergaß die Nummer sofort.
Zurück im Terminal kaufte ich eine Bangor Daily News , ein Poughkeepsie Journal und einen Plastikkugelschreiber und ging wieder zum Telefon. Diesmal bekam ich die Nummer, notierte sie gewissenhaft und wählte. Endlich Erfolg!
»Guten Morgen! Dartmouth College!« meldete sich am anderen Ende der Leitung eine fröhliche weibliche Stimme.
»Dartmouth College?« stotterte ich entsetzt. »Ich wollte die Dartmouth Mini Coach Company.« Dieser Anruf
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