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Streiflichter aus Amerika

Titel: Streiflichter aus Amerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bryson
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sein könne, sondern die Tatsache, daß er den Namen des Ortes »Norritch« aussprach, also wie das englische Norwich. Ich war überrascht, weil alle Menschen in Norwich und meilenweit im Umkreis es »Nor wich« aussprechen, d. h. mit dem w wie in Sandwich.
    Meine Neugierde war geweckt.
    »Aah-ja«, erwiderte er mit dem neuenglischen Allzweckbegriff, der langsam und gedehnt ausgesprochen und normalerweise vom Ziehen der Mütze und einem nachdenklichen Kopfkratzen begleitet wird. Er bedeutet: Vielleicht sage ich gleich etwas, vielleicht aber auch nicht. Walt erklärte mir, daß man den Namen des Dorfes bis in die fünfziger Jahre hinein »Norritch« ausgesprochen habe, aber dann seien Auswärtige aus Städten wie New York und Boston zugezogen und hätten, aus welchem Grunde auch immer, die Aussprache verändert.
    Nun sagt also jeder, der jünger als Walt ist (und das ist praktisch jeder), »Nor- w ich«. Daß eine traditionelle lokale Aussprache nur deshalb verlorengeht, weil Hinzugezogene zu faul oder zu nachlässig sind, sie zu bewahren, fand ich ziemlich traurig. Aber es ist symptomatisch für einen viel umfassenderen Trend.
    Vor dreißig Jahren waren dreiviertel der Bevölkerung in Vermont auch dort geboren. Heute ist der Anteil auf fast die Hälfte gesunken, mancherorts noch darunter. Folglich hört man viel seltener, daß Ortsansässige »so don't I« sagen, wenn sie »so do I« meinen, oder die bildhaften, wenn auch kryptischen Wendungen benutzen, für die der Staat einst bekannt war. »Schwerer als ein toter Pfarrer« kommt mir in den Sinn, wenn auch leider vielen Leuten in Vermont nicht mehr über die Zunge.
    Fährt man in die abgelegeneren Ecken des Staates und verirrt sich in einen Tante-Emma-Laden, hört man eventuell noch, wie ein paar alte Farmer (»fahmuhs« ausgesprochen) um »noch eine Froschhaut Kaffee« bitten oder »Na, das macht doch das Eingemachte deiner Mutter ein« sagen, unter Garantie aber sieht man Stadtflüchtlinge in
    Ralph-Lauren-Klamotten, die den Ladeninhaber fragen, ob er Guajavafrüchte hat.
    Und so läuft's im ganzen Land. In einer Untersuchung des Dialekts auf Martha's Vineyard, vor der Küste von Massachusetts gelegen, stellte man fest, daß bestimmte traditionelle Arten der Aussprache dort – wie zum Beispiel das Dämpfen des offenen »au« in Wörtern wie »house« und »mouse«, die eher wie »hawse« und »mawse« klangen –, einen unerwarteten Aufschwung erlebte, nachdem es schon fast ausgestorben war. Die treibende Kraft waren Insulaner, die woanders gelebt hatten, auf ihr Eiland zurückgekehrt waren und sich gern wieder der alten Sprachformen und Akzente bedienten, um sich von der Masse der dort nicht Geborenen abzusetzen.
    Heißt das, daß sich der Vermonter Akzent und der reiche kernige Dialekt gleichermaßen erholen werden und wir erwarten dürfen, daß die Leute wieder sagen, daß ihnen »etwas Qualen verursacht, wo sie nicht einmal einen Schmerz gespürt haben«, oder daß sie sich »mistiger als das Hinterteil eines Ebers fühlen«? Leider offenbar nicht.
    Es scheint alles darauf hinzudeuten, daß Dialekte auf Inseln oder in Gegenden Wiederaufleben, die auf die eine oder andere Weise immer noch verhältnismäßig isoliert sind.
    Es ist also wahrscheinlich, daß, wer auch immer den Platz des alten Walt einnimmt, wenn der Säge und Hammer an den Nagel hängt, nicht mehr klingt wie ein alter Vermonter, selbst wenn er hier geboren und aufgewachsen ist. Das frühe Aufstehen, das sollte er dann aber auch lassen.

    Ineffizienzbericht

    Neulich fiel mein Blick auf einen Artikel in unserer Lokalzeitung: Der Kontrollturm unseres Flughafens und die dazugehörigen Einrichtungen sollen privatisiert werden. Weil der Flugplatz Verluste macht, versucht die FAA, die staatliche Luftfahrtbehörde, die Kosten zu reduzieren, indem sie die Flugsicherung hier jemandem überträgt, der es billiger macht. Insbesondere ein Satz fesselte meine Aufmerksamkeit. Er lautete: »Die Sprecherin des Regionalbüros der FAA in New York City, Arlene Sarlac, konnte den Namen der Firma, die den Tower übernehmen wird, nicht nennen.«
    Na, das ist ja sehr beruhigend. Vielleicht bin ich überempfindlich, weil ich den Flughafen von Zeit zu Zeit benutze und ein besonderes Interesse daran habe, daß die Maschinen dort in einer annähernd normalen Weise herunterkommen, aber mir wäre doch wohler, wenn der Tower nicht von der Neuenglischen Rollhandtuch & Co. KG oder der Absturz- und Pannendienst (Panama) GmbH

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