Streiflichter aus Amerika
gekauft und der nächste Flieger, mit dem ich hereinschwebe, nicht von einem besenschwingenden Typen auf einer Trittleiter herunterdirigiert wird. Zuallermindest hoffe ich, daß die FAA eine vage Vorstellung davon hat, wem sie den Tower verscherbelt. Nennen Sie mich überkorrekt, aber mir scheint, den Namen desjenigen sollte man doch irgendwo in den Akten vermerkt haben.
Die FAA ist ohnehin nicht die allereffizienteste. Im April wurde in einem Regierungsbericht festgestellt, daß sie sich seit Jahren mit Stromausfällen herumplagt, schlechter Organisation und veralteten Anlagen, überarbeiteten, gestreßten Mitarbeitern, ungenügenden Ausbildungsprogrammen und Mißmanagement wegen nicht lücken
los funktionierender Befehlsstrukturen. Hinsichtlich des schlechten Managements konstatierte der Bericht, daß »einundzwanzig verschiedene Dienststellen einundsiebzig verschiedene Anordnungen, sieben Normrichtlinien und neunundzwanzig Sondervorschriften erteilten«. Im Fazit hieß es, die FAA habe keine Ahnung, welche Ausrüstungen sie besitze und wie diese gewartet würden, geschweige denn, wer mit Kaffeekochen dran sei.
Die Los Angeles Times behauptete sogar, daß »zumindest drei Unfälle hätten vermieden werden können, wenn die FAA nicht mit der geplanten Modernisierung der Flugsicherungsanlagen im Verzug gewesen wäre«.
Ich erwähne das, weil unser Thema der Woche Inkompetenz in großem Maßstab lautet. Trotz meiner verzweifelten Bemühungen ist es mir bisher nicht gelungen, den immer noch allenthalben herrschenden schrecklichen Mythos endgültig zu begraben, daß in den Vereinigten Staaten Effizienz großgeschrieben wird. Das krasse Gegenteil ist der Fall.
Das liegt zum Teil an der schieren Größe des Landes. Große Länder bringen große Bürokratien hervor. Große Bürokratien bringen massenhaft Abteilungen hervor, und jede dieser Abteilungen erläßt massenhaft Vorschriften und Anordnungen.
Bei vielen Abteilungen hat das zur Folge, daß nicht nur die linke Hand nicht weiß, was die rechte tut, sondern nicht einmal weiß, daß es eine rechte Hand gibt. Tiefkühlpizza ist ein interessantes Beispiel dafür.
In den Vereinigten Staaten unterliegt Tiefkühlkäsepizza natürlich der staatlichen Lebensmittelkontrolle. Die Produktion von Tiefkühlpepperonipizza dagegen wird vom Landwirtschaftsministerium geregelt. Beide Institutionen setzen ihre eigenen Normen hinsichtlich Inhalt, Kennzeichnung und so weiter fest, haben eigene Kontrollteams und eigene Vorschriften, die allerlei teure Papierarbeit erforderlich machen. Und das nur bei Tiefkühlpizza. Ein solcher Irrsinn wäre in einem kleinen Land wie Großbritannien nicht möglich. Dafür braucht man die Europäische Union.
Hier schätzt man, daß sich die Gesamtkosten, die aufgewendet werden müssen, um den ganzen Bettel an Vorschriften zu erfüllen, für das Land auf sechshundertundachtzig Milliarden Dollar im Jahr belaufen, durchschnittlich siebentausend Dollar pro Haushalt. Na, wenn das nicht effizient ist.
Was der amerikanischen Ineffizienz aber ihre besondere Note verleiht, ist der Umstand, daß immer an den falschen Stellen gespart wird. Hier herrscht ein derart kurzsichtiges Gewurschtel, daß man nur noch staunen kann. Passen Sie auf, was den Finanzämtern hier passiert ist.
In jedem Jahr werden in den Vereinigten Staaten einhundert Milliarden Dollar Steuergelder – eine wahrhaft horrende Summe, die ausreichen würde, das staatliche Defizit auf einen Schlag auszugleichen – am Fiskus vorbeigeschmuggelt. 1995 veranstaltete man ein Experiment. Die Finanzämter erhielten eine Summe von einhundert Millionen Dollar, um das ihnen zustehende Geld aufzuspüren. Am Jahresende hatten sie achthundert Millionen gefunden und eingetrieben – nur einen Bruchteil des eigentlichen Betrags, aber unterm Strich immerhin siebenhundert Millionen Dollar zusätzliche Regierungseinnahmen; für jeden ausgegebenen Dollar kamen acht herein.
Was zu der durchaus nicht unberechtigten Überzeugung führte, daß man im nächsten Jahr mindestens zwölf Milliarden Dollar zusätzlicher Steuergelder eintreiben werde und in den folgenden Jahren noch mehr, wenn man das Programm weiter ausbaute. Doch statt dies zu tun, kippte der Kongreß es als – warten Sie's ab! – Teil des »Haushaltsdefizitreduzierungs«-Programms. Begreifen Sie in etwa, wovon ich rede?
Oder nehmen wir die Lebensmittelkontrolle. Um Fleisch auf Verseuchung durch Mikroorganismen wie Salmonellen und Kolibakterien zu
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