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Streiflichter aus Amerika

Titel: Streiflichter aus Amerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bryson
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der Weltbevölkerung aus, verbrauchen aber zwanzig Prozent der Rohstoffe. Auf eine solche Statistik kann man wahrlich nicht stolz sein.
    Auf dem Umweltgipfel in Rio de Janeiro 1992 erklärten sich die USA und andere Industriestaaten bereit, bis zum Jahre 2000 den Ausstoß von Treibgasen auf das Niveau von 1990 zu reduzieren. Sie versprachen nicht, darüber einmal nachzudenken. Sie versprachen, es zu tun!
    Was ist seitdem passiert? Die Treibgasemissionen der USA steigen weiter gnadenlos an – seit der Konferenz in Rio um acht Prozent, allein 1996 um 3,4 Prozent. Wir haben unser Versprechen also nicht gehalten. Wir haben es nicht einmal versucht. Wir haben nicht einmal so getan, als ob wir es versuchten, was normalerweise ja genau die Art ist, in der wir mit solchen Problemen umgehen. Die Clinton-Regierung hat bisher lediglich eine Reihe unverbindlicher Richtlinien eingeführt, die die Industrie nach Belieben ignorieren kann, und meistens beliebt es ihr natürlich.
    Zum Energiesparen gibt es hier so gut wie keine Anreize. Alternative Quellen wie Windkraft werden nur selten genutzt und nun sogar noch weniger. 1987 erzeugten sie etwa vier Zehntel eines Prozentes der gesamten Stromproduktion im Lande; heute die Hälfte, zwei Zehntel eines Prozents.
    Nun will Präsident Clinton noch mal fünfzehn oder sechzehn Jahre haben, bevor er die Treibgasemissionen auf das Niveau von 1990 herunterschraubt. Und landauf, landab kümmert das niemanden. Nicht die Bohne. Es herrscht sogar eine zunehmende Feindseligkeit gegenüber der Idee des Umweltschutzes, besonders, wenn Kosten damit verbunden sind. Eine kürzlich von der kanadischen Gruppe Environics International durchgeführte Umfrage unter siebenundzwanzigtausend Menschen auf dem ganzen Globus ergab, daß die Bewohner praktisch aller Industrieländer bereit waren, zumindest geringe Einbußen im Wirtschaftswachstum in Kauf zu nehmen, wenn sauberere Luft und eine gesündere Umwelt die Folge wären. Die einzige Ausnahme waren die Vereinigten Staaten. Das ist doch der helle Wahn! Den Leuten hier ist wirtschaftliches Wachstum wichtiger als eine bewohnbare Erde!
    Selbst Präsident Clintons trickreiche zaghafte Vorschläge, das Problem dem Präsidenten zuzuschanzen, der ihm nach vier Amtsperioden folgt, sind auf heftige Opposition gestoßen. Eine Koalition aus Industriellen und anderen einschlägig Interessierten, die sich Global Climate Information Project nennt, hat dreizehn Millionen Dollar zusammengebracht, um so gut wie jede Initiative zu bekämpfen, die gegen ihre qualmenden Schornsteine anarbeitet. Auf allen Radiostationen im Lande lassen sie Werbespots laufen, in denen sie finstere Warnungen ausstoßen, daß die Benzinpreise bis zu fünfzig Cents pro Gallone hochgehen, wenn die Energiepläne des Präsidenten tatsächlich umgesetzt werden.
    Was soll's, daß diese Zahl vermutlich völlig übertrieben ist. Ganz egal, daß US-Bürger, selbst wenn sie stimmte, für Benzin nur einen Bruchteil dessen bezahlen würden, was die Menschen in den anderen reichen Ländern hinlegen. Macht nichts, daß alle davon profitieren würden. Das interessiert kein Schwein. Erwähnen Sie eine Erhöhung der Benzinpreise, zu welchem Zweck auch immer, wie gering auch der Betrag, wieviel gute Gründe auch dafür sprechen – und die Leute winden sich automatisch vor Entsetzen.
    Am traurigsten bei alldem ist, daß das Ziel, nämlich den Treibhauseffekt einzudämmen, praktisch gratis erreicht werden könnte, wenn man hier einfach nur nicht mehr so viel Strom verschwenden würde. Man schätzt, daß die gesamte Nation etwa dreihundert Milliarden Dollar im Jahr für Energie vergeudet. Es geht nicht um die Energie, die man durch Investitionen in neue Technologien sparen würde. Es geht um Energie, die man schlicht und ergreifend dadurch sparen könnte, daß man die Geräte ab- oder niedriger stellt. Das Wochenmagazin US News & World Report behauptet, daß die USA allein fünf Atomkraftwerke betreiben, um elektrische Geräte und Anlagen zu versorgen, die an sind, aber nicht benutzt werden – Videorecorder in Dauerbereitschaft, Computer, die die Leute anlassen, wenn sie zum Mittagessen oder abends nach Hause gehen, all die stummen Fernseher, die oben an der Wand in Kneipen vor sich hin flimmern, ohne daß einer hinguckt.
    Ich weiß nicht, wie besorgniserregend die globale Erwärmung ist. Niemand weiß es. Ich weiß auch nicht, wie sehr wir unsere Zukunft gefährden, weil wir so einzigartig gedankenlos in unserem

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