Streit Ist Auch Keine Loesung
Markus haben nicht oft Streit wegen dieses Unterschieds zwischen ihnen. Sie streiten in diesem Punkt sogar ausgesprochen selten. Ein paar Mal im Jahr aber wird die Stimmung zwischen den beiden gereizt – weil Markus einfach so vor sich hinpuzzelt, ohne sich lange mit Ines abzusprechen. Ein- oder zweimal im Jahr endet der fehlende Samstagsplan der beiden sogar in einer Katastrophe. Sie streiten. Sie streiten sich heftig und sie streiten sich laut.
Schallplattenstreit – immer die gleichen Argumente
Das Interessante an diesen Streiten ist ein Detail, über das die beiden nach nunmehr zwölf gemeinsamen Jahren sogar schmunzeln können. Natürlich aber erst dann, wenn ihr alljährlicher Streit über diesen Punkt hinter ihnen liegt und sie sich wieder vertragen haben: Sie streiten jedes Mal mit den gleichen Argumenten, den gleichen Vorwürfen, ja, mit den gleichen Worten! Die beiden könnten problemlos eine Schallplatte auflegen, wie man früher sagte, oder – etwas moderner gesprochen – eine CD in die Stereoanlage schieben.
Glauben Sie mir: Die beiden haben schon eine Menge versucht, um diesen seltsamen Schallplattenstreitzu verhindern. Ines hat mehrfach mit ihrer Freundin Renate gesprochen, in der Hoffnung, dass die eine kluge Idee hat, was sie machen können. Auch Markus hat mit seinen Freunden gesprochen. Bei alledem ist nichts Brauchbares herausgekommen. Markus’ Freunde konnten ihn gut verstehen und haben lange und ausgiebig den Kopf geschüttelt über Ines’ Planungswünsche. Nein, ganz ehrlich, ich könnte so etwas auch nicht ertragen!
Nicht viel anders lief das Gespräch zwischen Ines und Renate. Renate hat Ines selbstverständlich beigepflichtet. „Was ist denn schon dabei, sich einmal ein wenig abzusprechen? Ich finde, du solltest dich ruhig auch mal durchsetzen gegen deinen Mann!“
Na, super! Beide werden von ihren Freunden in ihrer Meinung bestärkt. Wie kann das sein? Nun, könnte man vermuten, es sind eben ihre Freundinnen und Freunde und die wollen sie halt unterstützen. Ja, das ist sicherlich richtig. Diese unterstützende Haltung hat allerdings noch einen weiteren, einen tieferen Grund. Freundschaften basieren auf der Sympathie zwischen zwei Menschen. Und die wiederum beruht auf dem Prinzip der Ähnlichkeit. Wir finden Menschen sympathisch, die uns ähnlich sind. Renate ist, so wie Ines, ein eher planender Charakter. Und Markus’ Freunde sind durch die Bank freiheitsliebende Menschen, die einem Samstagsplan nichts Positives abgewinnen können, ja, die so eine Form der Planung als Freiheitsberaubung empfinden und deshalb zutiefst verabscheuen. Da verwundert es wenig, dass die Gespräche, die Markus und Ines geführt haben, den beiden nicht geholfen haben, sondern ihr Problem miteinander beinahe sogar vergrößert hätten.
Mit ewigen Problemenumgehen
Eine Lösung für ein ewiges Problem sieht ganz anders aus als eine Lösung für ein lösbares Problem. Ist ein Konflikt nicht lösbar, dann kann und sollte es auch nicht gelöst werden. Stattdessen sollten Sie die Frage klären: Wie können wir damit umgehen, in dieser Frage nicht einer Meinung zu sein? Wie können wir damit umgehen, an diesem Punkt so unterschiedliche Bedürfnisse zu haben?
Ein Paarexperte hat das einmal wie folgt zugespitzt: Letztlich hängen Wohl und Wehe einer Partnerschaft davon ab, ob wir mit den ewigen Problemen, die der Partner in die Beziehung einbringt, auch gut umgehen können. Gelingt das, ist die Beziehung stabil und glücklich. Gelingt es nicht – ja, dann ist sie zumindest unglücklich, aller Voraussicht nach aber auch vom Zerfall bedroht.
Drei Lösungsphasen für ewige Probleme
Einer Lösung für ein ewiges Problem nähern sich Paare in der Regel in drei Stufen.
Zunächst einmal erkennen sie das Problem, glauben aber immer noch, dass es lösbar sei. In dieser Phase diskutieren manche Paare viel oder machen sich gegenseitig Vorwürfe. Ohne greifbares Ergebnis natürlich, denn sowohl das Diskutieren als auch die Vorwürfe sind unnütz. Ewige Probleme lassen sich nicht ausdiskutieren.
In der zweiten Phase schauen Paare dem Gegensatz mutig ins Auge. Sie akzeptieren die Unterschiede, mehr oder weniger zähneknirschend allerdings. Aber was bleibt ihnen schließlich anderes übrig? Sie würden den anderen immer noch gerne ändern, ahnen nun aber, dass das unmöglich ist. Aussichtslos! Und so beginnen sie sich zu fragen, wie sie sich mit ihren Unterschieden arrangieren können.
In der dritten Phase richten sich
Weitere Kostenlose Bücher