Streitfaelle außergerichtlich loesen
Begriff des Verständnisses bezieht sich in diesem Zusammenhang nur darauf, dass die Parteien einsehen, warum die Gegenseite den Konflikt auf diese Weise wahrnimmt oder empfindet. Es ist nicht Ziel der Konfliktklärung , dass die Parteien die Position der jeweils anderen Partei billigen können oder gar für richtig erachten.
Der Mediator unterstützt die Parteien dabei, indem er offene Fragen zu den Konflikten stellt und den Parteien die Schilderung überlässt. Wie schon bei der Sammlung der Konfliktthesen sind hier oft Schilderungen von Emotionen und Schuldzuweisungen Ausgangspunkt der Kommunikation. Aber in diesen (unproduktiven) Emotionen werden die Interessen und die Bedürfnisse der Beteiligten deutlich. Die Aufgabe des Mediators ist es, sich durch kontinuierliche offene Fragen dem Problem stückweise anzunähern und den Berg an Emotionen so lange abzuschleifen, bis der Kern der Problematik offenbar wird. Zugleich müssen die Beteiligten das Gefühl bekommen, vom Mediator und der Gegenseite verstanden zu werden. Ist dies nicht der Fall, fällt es dem Betroffenen naturgemäß schwer, Lösungsvorschläge (der Gegenseite) zu akzeptieren.
Ein wichtiger Aspekt ist in diesem Zusammenhang, dass Missverständnisse aufgedeckt und aufgeklärt werden. Ebenso soll – in der Regel bestehendes – Misstrauen zwischen den Beteiligten abgebaut werden. Anderenfalls drohen diese Missverständnisse in der Zukunft neue Konflikte herbeizuführen.
In verfahrenen Situationen kann es zudem hilfreich sein, die sogenannten Nichteinigungsalternative n zu thematisieren, um die Parteien wieder „auf Kurs“ zu bringen. Die Beteiligten sind ja gerade wegen der verfahrenen und belastenden Situation in der Mediation gelandet. Die Alternativen zu einer (einvernehmlichen) Lösung sind daher in aller Regel für keine der beteiligten Parteien attraktiv.
Durch die Diskussion der Nichteinigungsalternativen kann die Sinnlosigkeit einer Blockadehaltung oder die zu optimistische Einschätzung einer (Rechts-)Position aufgedeckt werden, sodass hierdurch der Einigungswille und damit die Bereitschaft, für die Gegenseite Verständnis aufzubringen, steigen kann.
Zum Abschluss der Phase III formulieren die Parteien gemeinsam mit dem Mediator schriftlich die für die Mediation relevanten Interessen.
Beispiel einer Interessensammlung :
a)
Sachverhalt
Herr M führt ein mittelständisches Unternehmen in der Textilbranche mit 100 Mitarbeitern. In letzter Zeit kommt es zu einer hohen Fluktuation der Mitarbeiter und zu einer deutlichen Erhöhung der Krankheitstage der Mitarbeiter. Innerhalb der einzelnen Abteilungen ist es zu persönlichen Auseinandersetzungen zwischen den Mitarbeitern sowie zwischen einzelnen Vorgesetzten und den Mitarbeitern gekommen.
b)
Interessensammlung
Mitarbeiter:
Gewogene oder gleiche Balance
Anerkennung der Arbeitsleistung: finanziell, Urlaubstage und gleitende Arbeitszeit
Anerkennung einer langjährigen Betriebszugehörigkeit
Entwicklungschancen und im Hinblick darauf regelmäßige Personalgespräche
Gerechtigkeit
Klare Aufgabenverteilung
Klare Hierarchie auf Seiten des Unternehmers
Unternehmensleitung:
Engagement der Mitarbeiter
Effiziente Arbeit
Ergebnisse, Kreativität der Mitarbeiter
Eigeninitiative der Mitarbeiter
Maximierung des Gewinns
2.5 Lösungssuche in der Phase IV
Sobald die Mediationsbeteiligten gemeinsam in Phase III der Mediation zu der Überzeugung gelangt sind, dass alle relevanten Aspekte des Konflikts angesprochen und die sich hieraus ergebenden Interessen erarbeitet wurden, wird in Phase IV der Mediation dazu übergegangen, Lösungsvorschläge zur Beilegung des Konflikts zu sammeln. Dabei gibt die in Phase II gestaltete Thesensammlung die Reihenfolge vor, in der man sich mit der Lösung der Probleme beschäftigt.
Die Phase IV kann in zwei Abschnitte untergliedert werden:
2.5.1 Sammlung von Lösungsvorschlägen
Die Parteien werden dazu aufgefordert, Lösungsvorschläge zur Beilegung des Konflikts zu machen. Der Mediator visualisiert die Vorschläge, indem er sie für alle Beteiligten sichtbar schriftlich (in der Regel auf einem Flipchart) erfasst.
Es handelt sich also um ein sogenanntes Brainstorming , bei dem alle Streitparteien ihren Ideen freien Lauf lassen sollen. Unerheblich ist in diesem Abschnitt der Phase IV, wie sinnvoll und umsetzbar diese Vorschläge sind. Es geht darum, kreativ zu sein und möglichst viele verschiedene Lösungsideen oder Lösungsansätze zu finden.
Erfahrungsgemäß
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