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Streitfaelle außergerichtlich loesen

Streitfaelle außergerichtlich loesen

Titel: Streitfaelle außergerichtlich loesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Depré
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gefunden, die sich entweder stichwortartig oder in wenigen Sätzen formulieren ließen. Es handelt sich also beim Pool der „Lösungen“ um eher vage Ideen oder Vorstellungen. Erforderlich ist aber am Ende ein Lösungsvorschlag, zu dem die Parteien „Ja“ oder „Nein“ sagen können. In diesem Licht müssen die Parteien die Lösungsvorschläge sehen und ausformulieren.
    Notwendigerweise werden in der Folge die Lösungsvorschläge reflektiert und danach bewertet, welche hiervon in Betracht kommen. Nicht jede der gefundenen Lösungsideen wird realisierbar sein und auch nicht jede der grundsätzlich realisierbaren Ideen wird dem Interesse beider Parteien dienen.
    Um die Ideen bewerten zu können, müssen sie jedoch zunächst geordnet werden. In der Vielzahl an Lösungsvorschlägen, die in Phase IV gefunden und fixiert wurden, werden viele sein, die zum Beispiel nur Teilaspekte eines Konflikts und nur einen Konflikt unter mehreren regeln. Bei einer Vielzahl von Beteiligten werden einige Lösungsvorschläge auch nicht immer alle Beteiligten betreffen. Andere Lösungen wiederum werden eine Gesamtlösung betreffen. Schließlich muss bei der Ordnung berücksichtigt werden, dass sich einzelne Lösungsvorschläge sofort umsetzen lassen, andere sind vom Eintritt gewisser Bedingungen oder Voraussetzungen abhängig.
    Alle diese Faktoren müssen mit Unterstützung des Mediators – der den Vorteil der Sicht eines neutralen Dritten hat – gesehen und den Beteiligten vermittelt werden. So kann eine Ordnung der Lösungsansätze in verschiedene Klassen durchgeführt und zur Bewertung der Lösungsideen übergegangen werden.
    Die Bewertungskriterien sind vielfältig und stark von den Interessen der Parteien abhängig, sodass eine abschließende Aufzählung nicht möglich ist. Wichtige Punkte sind die Realisierbarkeit des Lösungsansatzes, die Effizienz der Lösung und die Frage danach, ob die Lösung gerecht ist. Schließlich ist auch von Bedeutung, ob die Lösung für die Parteien „interessant“ im Sinne einer neuen Wertschöpfung ist.
    Auch dieser Verfahrensabschnitt muss visualisiert und transparent dargestellt werden. Wie dies geschieht, ist den Parteien und dem Mediator überlassen. Der Kreativität sind auch hier keine Grenzen gesetzt. Man kann sich Karteikarten oder eines Flipcharts bedienen. Sinnvoll kann auch die Führung einer Pro- und-Kontra-Liste sein.
    Hat man im Sinne der vorgenannten Ausführungen eine Ordnung und erste Bewertung durchgeführt, stellt sich die Frage, welche Lösung am besten die Interessen der Parteien abdeckt. In diesem Zusammenhang müssen auch die Interessen der Parteien bewertet werden, denn nicht alle Interessen werden die Parteien für sich selbst gleich gewichten. So kann ein Beteiligter ein Interesse daran haben, einen möglichst großen Teil der Erbschaft zu bekommen. Am wichtigsten ist ihm jedoch die Ferienwohnung im Schwarzwald und weniger wichtig das Elternhaus in Karlsruhe. Es kann sich daher ein Punktesystem anbieten, bei dem jeder der Beteiligten eine gewisse Anzahl an Punkten erhält, die er nach seiner persönlichen Gewichtung der Lösungsoption, weil sie mehr oder weniger seiner Interessengewichtung entspricht, verteilen kann. Ergibt sich auf diesem Weg eine Lösungsvariante, die viele Punkte auf sich vereinigt, weil alle Beteiligten sie hoch bewertet haben, ist die gesuchte Lösung des Problems nahe.
    Am Ende der Phase IV steht daher eine Lösung, die die Parteien selbst gefunden haben und die aus beider Sicht für sie die jeweils beste Alternative zu den Nichteinigungsvarianten ist. Die Tatsache, dass den Beteiligten die Lösung nicht von außen, durch einen Dritten, auferlegt wurde, führt zu einer hohen Akzeptanz und damit zu einer hohen Wahrscheinlichkeit, dass sich die Beteiligten auch bei der Umsetzung an den eingeschlagenen Weg halten. Mit anderen Worten: Dieser Kompromiss ist besonders nachhaltig und hat im besten Fall auch weitere Konfliktpotenziale für die Zukunft entschärft.
    2.6 Abschlussvereinbarung (Phase V)
    In der fünften und letzten Phase der Mediation geht es darum, die gefundene Lösung detailliert und rechtlich auszuarbeiten sowie die Art und Weise der Umsetzung zu fixieren. Ein nur vermeintlich kleiner Schritt in Anbetracht dessen, was die Parteien und der Mediator vom Anfang der Mediation bis zur Phase V erarbeitet haben. Aber der Teufel steckt bekanntlich im Detail.
    Die Parteien werden, insbesondere wenn es sich um Wirtschaftsmediation handelt,

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