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Strengstens verboten

Strengstens verboten

Titel: Strengstens verboten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Carman
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kleinen Bengel nicht aus der Lobby, solange ich fort bin, sonst passiert was.
    Leo ließ den Blick über die Frühstückstafel gleiten und sah, dass alle außer Mr Bump und Mr Yancey anwesend waren. Sein Vater war da. Er trug den Ring an einer Kette um den Hals, was Leo ungeheuer freute. Mrs Pompadore hatte Hainy im Arm, fütterte ihn mit Wurststückchen und sabbelte auf Mrs Yancey, die Frau des Ölmoguls, ein. Die kleine Göre, Jane Yancey, stopfte mit Furcht erregender Geschicklichkeit weiß bepuderte Donuts in sich hinein. Und Mr Phipps stand bei Hauptmann Rickenbacker, trank Kaffee und starrte auf das Puzzle.
    Das Puzzle war von ungewöhnlichen Ausmaßen: Es bestand aus achthunderttausend Teilen, die in pyramidenförmigen Stapeln auf dem längsten Tisch im Hotel lagen (er war genauso lang wie acht Billardtische, um genau zu sein).
    Â»Das wird ja allmählich«, sagte Hauptmann Rickenbacker und starrte auf den langen Tisch.
    Dem konnte Mr Phipps nicht ganz zustimmen angesichts der hohen Stapel und dem geringen Fortschritt des Puzzles während der Zeit, die er hier im Hotel lebte, nämlich seit vielen Jahren.
    Â»Ich hatte gehofft, dass es schon weiter ist«, sagte er. »Aber der Rand sieht ganz nett aus.«
    Er war es gewesen, der mit Merganzers Hilfe vor einem Jahr den Rand des Puzzles geschlossen hatte. Danach hatte Merganzer dem alten Gärtner ein Geheimnis verraten.
    Â»Es sind zweihundertzwanzig Enten in dem Puzzle abgebildet. Und ein Teich. Und ich bin auch drauf.« Er hatte Mr Phipps so fest auf den Rücken geklopft, dass diesem fast die Sommersprossen aus dem gegerbten alten Gesicht gefallen wären, und hinzugesetzt: »Das sollte Sie in die richtige Richtung führen!«
    Mr Phipps liebte Merganzer, gab sich in Bezug auf das Puzzle jedoch keinen Illusionen hin. Mit oder ohne Hinweise – das Puzzle würde nie vollendet werden. Es war einfach zu groß und zu schwierig.
    Â»Enten, sagen Sie?«, fragte Hauptmann Rickenbacker, denn Mr Phipps war das Geheimnis entschlüpft.
    Â»Enten.«
    Â»Sieht das hier wie eine Ente aus?«, fragte der Hauptmann und hielt ein gelbes Puzzleteil hoch.
    Mr Phipps sagte, er glaube schon, dann ging er ans andere Ende des Tisches und überließ es Hauptmann Rickenbacker, allein weiterzupuzzeln.
    Â»Warum sie ihre Zeit mit dem albernen Ding verschwenden, ist mir schleierhaft«, sagte Mrs Sparks und sah die beiden Männer fassungslos an.
    Â»Das ist so eine Art Zen«, erklärte Clarence Fillmore. »Wie Meditation oder ein Steingarten.«
    Â»Was um Himmels Willen meinen Sie?« Mrs Sparks hatte keinen Sinn für jegliche Art von Esoterik. Sie beugte sich über den Tisch, reckte den Kopf und starrte Leos Vater an, wobei ihre Bienenkorbfrisur dem Stapel Pfannkuchen gefährlich nahe kam.
    Â»Ich glaube nicht, dass es darum geht, das Puzzle fertigzustellen«, sagte Mr Fillmore.
    Mrs Sparks blieb völlig unbeeindruckt. »Ich hätte große Lust, dem ganzen Mist mit Pilars Staubsauger zu Leibe zu rücken und den Tisch als Kaminholz zu verfeuern.«
    Da keiner mehr auf Leo achtete, stand er rasch auf, packte einen Teller mit Frühstückssachen voll und sah Remi an, als wolle er sagen: Lass dein Funkgerät an, ich melde mich.
    Remi konnte nur daran denken, dass er den ganzen Vormittag an der todlangweiligen Tür würde stehen müssen und von Robotern und Muffins träumen konnte.
    Wenn doch nur schon Nachmittag wäre!

    Â»Bist du allein?«
    Die Stimme kam aus dem Zimmer von Theodor Bump im vierten Stock.
    Â»Ja«, sagte Leo.
    Â»Reich mir mein Frühstück«, sagte Mr Bump und streckte den Arm durch den schmalen Türschlitz. Leo gab ihm den Teller in die Hand, die Tür ging ein Stückchen weiter auf, dann war der Arm mit dem Teller verschwunden. Einen Augenblick später flog die Tür auf und Theodor Bump packte Leo am Arm. Er zerrte ihn ins Zimmer und schlug die Tür hinter ihnen zu.
    Â»Man kann nicht vorsichtig genug sein, findest du nicht auch?«, fragte er Leo.
    Â»Doch«, stimmte der ihm zu. Er hatte die Erfahrung gemacht, dass kurze, zustimmende Antworten im Whippet Hotel meistens am sichersten waren.
    Die Suite war fantastisch, daran bestand kein Zweifel. Wenn der exzentrische Gast, Theodor Bump, nicht darin gewohnt hätte, hätte sich Leo gerne häufiger dort aufgehalten. Er war schließlich ein kleiner Junge und

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