Striptease: Roman (German Edition)
erwiderte García. Miklos öffnete die Tür und deutete auf den Teppich: kakaobraun.
»Manchmal bin ich mir selbst unheimlich«, sagte der Detective. Der Gerichtsarzt von Mineral County hatte drei braune Teppichfasern unter Jerry Killians linkem Daumennagel gefunden.
»Was haben Sie sonst noch geträumt?« wollte Miklos wissen.
»Ein Mann namens Killian wurde in diesem Zimmer ermordet.«
»O nein«, sagte Miklos. »Das gibt’s doch nicht.« Er sagte, das Zimmermädchen habe Killians Scheckheft unter dem Bett gefunden.
»Wahrscheinlich hat er es absichtlich dorthin geworfen«, sagte García, »damit die Ganoven es nicht in die Finger bekamen.« Menschen taten seltsame Dinge im Angesicht des Todes.
Miklos sagte: »Ich habe es sofort zurückgeschickt, gleich am nächsten Tag.«
»Sie haben das Richtige getan.«
»Wer hat die Polizei gerufen?«
»Niemand«, sagte Al García. »Ich habe Mr. Killians Post geöffnet. Darin waren das Scheckheft und Ihre Nachricht.«
Miklos runzelte die Stirn. »Ist das denn erlaubt? Seine Briefe zu öffnen?«
»Aber sicher. Ich bin Gesetzesvertreter.« García kniete sich hin und kroch unter das Bett. Seine Finger tasteten den schmuddeligen Teppich auf der Suche nach anderen Spuren ab. Alles, was er fand, waren ein steinhartes Stück Pizza und eine Zehncentmünze. García stand auf und wischte sich die Staubflusen von der Hose.
Miklos sagte: »Seitdem ich hier arbeite, starben sieben Menschen. Es ist furchtbar traurig. Sieben Menschen in sieben Monaten.«
»Gäste?«
»Ja, Sir. Drogen, Pistolen, Messer, Herzprobleme. Die Polizei ist sehr oft bei uns. Ständig ersetzen wir Teppiche und Bettlaken.«
»Vielleicht ist es die Lage«, sagte García, wobei er seine Stimme über das Getöse eines landenden Jets erhob. Er holte eine Fotografie von Jerry Killian hervor.
»Ich habe ihn noch nie gesehen«, sagte Miklos. »Sie sagen, dieser Mann wurde hier ermordet?«
»Ja. Ich tippe auf die Badewanne.«
»Wir säubern die Badezimmer dreimal in der Woche.«
»Donnerwetter«, sagte García. »Ihre Lysolrechnung muß ja enorm sein. Darf ich mal nachsehen?«
Miklos ließ sich auf das Bett sinken und wartete. Er hörte, wie der Detective sich an den Armaturen der Badewanne zu schaffen machte. »Mr. Miklos, wo ist der Heißwasserknauf abgeblieben?«
»Den hat jemand abgebrochen.«
»Wie?«
»Keine Ahnung. Es ist etwa vor zwei Wochen passiert.«
Der Detective kam heraus und trocknete sich die Hände an einem Handtuch ab. Ein weiterer Düsenjet heulte über sie hinweg. García sagte: »Es sieht so aus, als habe jemand das Ding mit einem Tritt abgerissen.« Der ertrinkende Jerry Killian hatte sich heftig gewehrt.
Miklos sagte: »Sie reden von Mord, aber das Zimmermädchen hat keine Leiche gefunden.«
»Aber nur, weil der Mörder den Toten nach Montana gebracht und dort in einen Fluß geworfen hat.«
»Weshalb?«
»Um mir den Urlaub zu verderben«, sagte Al García. »Darf ich mal einen Blick ins Gästeverzeichnis werfen?«
Miklos ging mit ihm ins Büro, das nicht viel größer war als das Badezimmer. Killians Name tauchte auf den Meldeformularen nicht auf. García wäre auch geschockt gewesen, wenn er ihn dort gefunden hätte. Er machte sich Notizen über jeden, der während der vergangenen beiden Wochen Zimmer 233 bewohnt hatte. Ein Name tauchte gleich fünfmal auf.
»Ein hiesiger«, sagte Miklos.
»Wie das?«
»Er ist Geschäftsmann«, erklärte Miklos. »Hat manchmal Gäste.«
»Aha«, sagte García. »Sie meinen, er ist Zuhälter.«
Miklos wand sich. »Mein Gott, das weiß ich wirklich nicht.«
Der Detective fragte, ob irgendwelche anderen Gäste in 233 einen besonderen Eindruck hinterlassen hätten. Miklos sagte ja, ein Mann habe einen Koffer mit lebendigen Rennmäusen und eine Videokamera bei sich gehabt.
»Und das finden Sie ungewöhnlich?« García lächelte. »Weiter.«
»An einem anderen Abend waren es drei Jamaikaner. Ich erklärte ihnen, in dem Zimmer stehe nur ein einziges Bett, aber sie erwiderten, das sei okay. Mann, drei ziemlich große Kerle in diesem Zimmer – Sie haben ja gesehen, wie klein es ist.«
García klopfte auf das Gästeregister. Miklos fand den Namen.
»John Riley.« Ein Allerweltsname. Die Adresse war ein Postfach ausgerechnet in Belle Glade. Am Lake Okeechobee.
»Große, kräftige Burschen«, berichtete Miklos. »Sie sind noch vor Mitternacht wieder ausgezogen.«
»Bestimmt haben sie bar bezahlt, oder?«
»Wir bekommen selten
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