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Strom der Sehnsucht

Titel: Strom der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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Cognacflamme erlosch. Angeline betrachtete das Schlachtfeld auf der Tafel, und plötzlich überfiel sie ein Gefühl der Dankbarkeit - auch wenn sie es sofort unterdrückte - gegenüber dem Mann, der der Sache ein Ende gemacht hatte.
    »Eine schöne Sauerei«, murmelte sie.
    »Sarus kümmert sich schon darum. Ich schlage vor, daß wir ihm das Feld räumen.«
    Rolf schritt ans Kopfende des Tisches und nahm seinen Cognac -
    Schwenker und die Karaffe, die daneben stand. Er zuckte nicht zusammen, als ihm das Glas in die verletzten Finger schnitt, sondern hielt nur einen Moment den Atem an.
    »Ihr habt Euch verbrannt, und das ist kein Wunder.« Angelines Ton war scharf vor Erleichterung. »Was habt Ihr Euch nur dabei gedacht?«
    »Um balgende Hunde zu trennen, überschüttet man sie mit Wasser. Es stand keines zur Verfügung.«
    »Das sind keine Hunde, es sind Männer.«
    »Wie Ihr meint. Es sind Männer, die zum Kampf ausgebildet wurden und die nichts als eine Fata Morgana haben, um ihre Fähigkeiten anzuwenden. Es sind Männer der Tat, die zur Untätigkeit verdammt sind. Und nach langen Wochen der Reise für eine Sache, die sie nichts angeht, stehen sie am Rande der Erschöpfung. Sie hungern nach einer Gelegenheit, ihre aufgestaute Energie loszuwerden, und können sie nur gegeneinander wenden.«
    »Und Ihr wollt das nicht zulassen.«
    »Ich werde es nicht zulassen. Wir haben keine Zeit für kleinliche Fehden und Geschmolle.«
    »Und warum habt Ihr ihnen nicht gleich befohlen, mit dem ganzen aufzuhören?« fragte sie.
    »Was wäre das Ergebnis gewesen?« fragte er zurück und zuckte ungeduldig die Achseln. »Gehorsam um den Preis von unterdrückter Wut, unterschwelliger Zorn und der Verdacht der Bevorzugung, weil ich erst in den Ring stieg, als Oskar hineingezogen wurde? Ihr müßt länger überlegen, Angeline, bevor Ihr mir Ratschläge über die Führung meiner Leute erteilt.«
    Sein scharfer Ton trieb Angeline die Röte in die Wangen. Sie preßte die Lippen zusammen und stand auf. »Habt Ihre irgendeine Salbe für Eure Hände?«
    »Ich brauche keine.«
    »Es geschähe Euch recht, wenn Ihr eine Blutvergiftung bekämt. Es kann leicht geschehen. Dieses Klima fördert Infektionen.«
    Er blickte sie kühl an. »Ich sagte schon, ich brauche nichts.«
    »Ich bin davon überzeugt«, erwiderte sie fest, »daß Ihr bei weitem zuviel getrunken habt, um den Schmerz noch zu spüren.«
    »Wäret Ihr auch davon zu überzeugen, daß der Zustand bewußt gewählt ist und wahrscheinlich eine Weile anhalten wird?«
    »Wie Ihr wünscht. Mir kann es ja gleichgültig sein. Wie, wann und wo Ihr umkommt, ist Eure Sache.«
    »Und wenn es ein schmerzhafter Abgang wäre, würdet Ihr das Schauspiel bestimmt genießen«, spottete er. Ein Lächeln umspielte seine Lippen, und er bedeutete ihr mit der Cognacflasche, ihm auf der Treppe voranzugehen.
    »Wie scharfsinnig Ihr doch seid.«
    Hocherhobenen Hauptes stieg sie hinauf. Sie zuckte ein wenig zusammen, als er an ihr vorbeiging, um ihr die Schlafzimmertür aufzuhalten, und war nicht überrascht, als er sie hinter sich zuknallte.
    Das Bett war zurückgeschlagen. Im Kamin flackerte ein neu entzündetes Feuer, und ein Kerzenleuchter stand auf dem Tischchen in der Mitte des Zimmers. In dem Lichthof, der ihn umgab, waren einige Leinenstreifen und eine Salbenbüchse zu sehen. Angeline warf einen Blick darauf und sah Rolf mit hochgezogenen Brauen an.
    »Sarus ist der perfekte Leibdiener, schweigsam und effizient. Er kocht gut und kann Eure Bedürfnisse vorausahnen...«
    »Er gibt sich zuweilen große Mühe.«
    »Wenn er weniger eifrig wäre, würde das bei Euch keinen Beifall finden. Seid Ihr denn nie zufriedenzustellen?«
    »Früher tatsächlich nie. Jetzt... ich weiß nicht.« Ohne ihr Zeit zum Überlegen zu geben, was er damit hatte sagen wollen, fuhr er fort: »Würde es Euch Freude machen, an meinen selbstverschuldeten Wunden zu rühren, oder möchtet Ihr die Krankenschwester spielen und Euch über das ungezogene Kind auslassen, das - so glauben ja wohl die meisten Frauen - in jedem Manne stecken soll? So oder so: Ich stehe zur Verfügung.«
    Er stellte die Karaffe auf den Tisch und das Glas daneben. Geschmeidig setzte er sich hin, stützte die Ellbogen auf und streckte Angeline die Hände mit den Handflächen nach oben entgegen.
    Daß er es sich plötzlich anders überlegt hatte, verwirrte Angeline. Sie starrte ihn eine ganze Weile an. Was hatte er vor?
    »Nur Mut«, sagte er sanft, »oder hat die

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