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Strom der Sehnsucht

Titel: Strom der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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wurde ruhiger und schlief kurz darauf ein.
    Sie lag still da und spürte, wie die Hitze seines Körpers ihr unter die Haut drang. Nach Gustavs Erzählung wurde er von seinem Volk verehrt, seine Untergebenen folgten ihm blindlings, und die Frauen liebten ihn.
    Zumindest einige Frauen, nicht alle. Ich selbst, dachte Angeline, bin davon ja durch Gottes Gnade verschont geblieben. Die Verwirrung der Sinne, die sie in seiner Nähe spürte, war schließlich nur die Folge von Zorn, Mißtrauen und einer verständlichen Unruhe dem Mann gegenüber, der in ihr das Wissen um die Geheimnisse ihres Körpers geweckt hatte. Daß er sie attraktiv fand ; ja im Moment sogar begehrenswert, steigerte noch ihre Verwirrung. Sie wäre dumm, würde sie ihre natürliche Reaktion auf die Ereignisse für etwas Dauerhaftes halten.
    Bald würde es ihm wieder gutgehen, er würde von Claire erfahren, was er wissen wollte, und könnte alles zu seiner Befreiung arrangieren. Er würde sich in seine Heimat einschiffen und aus ihrem Leben fortsegeln. Nichts konnte das ändern, nichts ihn zurückhalten. Sie wollte es auch nicht, nein, keineswegs. Die heißen salzigen Tränen, die sie hinunterschlucken mußte, waren letztlich nur eine Folge der Anspannung der letzten Tage.

12
    Nach einer unruhigen Nacht brach der nächste Tag an. Angeline war immer wieder in ihrem nervösen Schlaf gestört worden: Von fern erklangen zornige Stimmen und Hundegebell, ein wildes Schwein grunzte vor dem Blockhaus, und die Balken ächzten in dem kalten Wind, der nach dem Regen aufgekommen war. Soweit das überhaupt möglich war, fühlte sie sich schlechter als vor dem Zubettgehen. Nach der säuerlichen Antwort auf ihre Frage, wie es ihm gehe, zu schließen, war Rolf in derselben Verfassung. Das Fieber war nicht zurückgegangen. Seine Lippen waren rissig. Er trank noch einmal das Wasser mit dem aufgelösten Schlafpulver, das sie ihm verabreichte, und sein Mangel an Widerstand gefiel ihr gar nicht.
    Als er wieder eingeschlafen war, legte Angeline das lilagraue Morgenkleid an, das Rolf für sie erstanden hatte, und verließ das Schlafzimmer. Sie durchquerte das Wohnzimmer, wo noch Männer in ihre Decken gewickelt schliefen, und machte sich auf die Suche nach dem Räuberhauptmann, der sich McCullough nannte.
    Er saß am Frühstückstisch. Er aß Gebäck und Schinken, und neben ihm saß Claire und knabberte an einem großen Stück Kuchen. An dem rohen Holztisch saßen außerdem Meyer, Leopold und einige Mitglieder der Räuberbande. Sie schauten auf, als Angeline an den Schotten herantrat.
    »Guten Morgen, guten Morgen«, rief McCullough leutselig aus. »Und wie geht’s Seiner Hoheit?«
    »Darüber würde ich mich gerne mit Euch unterhalten«, erwiderte Angeline.
    Er brummte zustimmend und biß dabei genießerisch in den Schinken. Dennoch hörte er ihr aufmerksam zu, ebenso Claire und die anderen am Tisch.
    »Es geht ihm alles andere als gut. Wäre es möglich, einen Arzt zu bemühen?«
    »Mein liebes Fräulein«, erwiderte der Schotte, legte den Schinken auf den Tisch und schluckte gewaltig, »so was wie 'nen Arzt gibt’s hier in fünfzig Meilen Umkreis net, und selbst wenn, würd er sich net ins Niemandsland trauen und sich den Teufel ums Geld scheren.«
    Angeline streckte bittend die Hand aus. »Aber was tut Ihr, wenn einer der Männer angeschossen wird?«
    »Der muß von selber wieder auf die Beine kommen oder hoffen, daß unsere Morning Star hier ihm hilft.« Er nickte zu der Indianerin hin, die sich gerade vor der Feuerstelle aufrichtete, wo sie eine schwere gußeiserne Pfanne von den Kohlen genommen hatte, aus der sie noch mehr Gebäck auf eine Holzplatte gleiten ließ. Angeline sah das Mädchen an, das ihren Blick kühl erwiderte.
    »Soll ich se dem Prinz rüberschicken?« erkundigte sich McCullough in schwerfälliger Ironie.
    Meyer räusperte sich und warf ein: »Ich halte es für schicklicher, wenn sich die Leibwache um Rolf kümmert. Es wird mir eine Ehre sein, seine Wunden zu versorgen.«
    Angeline sah den breitschultrigen Mann an. »Ich persönlich wäre darüber erleichtert, aber ich muß Euch vorwarnen. Ich bin mir nicht sicher, ob er es zulassen wird.«
    Meyer lächelte. »Solange er es noch verhindern kann, braucht er den Arzt nicht sehr dringend.«
    Der Gedanke, Rolf zur Annahme ungebetener Hilfe zu zwingen, gefiel Angeline zwar nicht, aber es mußte etwas geschehen. Sie konnte nur zustimmen.
    »Gut«, sagte McCullough und schlug mit der flachen Hand auf den

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