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Strom der Sehnsucht

Titel: Strom der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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trotzdem leid.«
    »Wie edel«, rief Claire mit einem düsteren Lachen und ging im Raum auf und ab. »Ich kann dir versichern, daß du tausendmal besser dran bist als ich letzte Nacht, wenn Rolf nicht gerade ein Unmensch ist. Ich wurde geschändet, ein anderes Wort dafür gibt es nicht! Dieser großmäulige Hurenbock hat mir die Kleider vom Leib gerissen und mich gezwungen, unter ihm zu liegen, während er sich nahm, was er wollte. Ich werde es ihm heimzahlen, und wenn ich dabei umkomme. Aber erst will ich weg von hier.«
    »Ich glaube, das wollen wir alle.«
    »Bist du da sicher? Ich dachte, zumindest Rolf wird zufrieden sein. Hat er mich nicht endlich zur Strecke gebracht?« Sie wirbelte mit glitzernden grünen Augen herum.
    »Er ist nicht in der Verfassung, darüber zu triumphieren.«
    »Er ist also ernsthaft verletzt? Wie unerfreulich. Ich hatte gehofft, er würde mich freibekommen, besonders für den richtigen Preis.«
    »Du meinst...«
    »Für die Informationen, die er haben will, natürlich«, erwiderte Claire trotz ihrer Niedergeschlagenheit voller Ungeduld.
    »Du weißt also tatsächlich etwas über Maximilians Tod?« Es kostete Angeline nicht so viel Mühe, wie sie gedacht hatte, sich auf diesen neuen Aspekt einzustellen.
    »Was überrascht dich daran so? Ich war schließlich dabei«, erinnerte sie Claire, und ein eigentümliches Lächeln umspielte die schönen Lippen.
    »Davon hast du am Abend der Soiree aber kein Wort verlauten lassen.«
    »Maman, meine liebe Mutter, war schließlich auch im Zimmer. Wer raubt der Frau, die einen geboren hat, schon gerne ohne Not ihre Illusionen?«
    Bei so viel Zynismus überlief es Angeline eiskalt. Sie konnte sich die Situation, auf die Claire anspielte, ihre Rolle als Maitresse von Maximilian, zwar zumindest teilweise ausmalen, aber sprechen wollte sie darüber nicht. »Wovon redest du?«
    Die andere zuckte die Achseln. »Was spielt das nun noch für eine Rolle? Das alles ist lange her. Wir müssen uns überlegen, was wir jetzt tun sollen.«
    »Ich habe dir doch gesagt...«
    »Ja, ja, ich weiß, aber es muß doch eine Möglichkeit geben. Wenn ich auf eigene Faust handeln muß, dann werde ich nach dem schwachen Punkt dieses Schotten suchen. Ich glaube, er macht sich Sorgen über die Stimmung unter den Leuten und über seine Lage hier in dieser gottverdammten Wildnis. Er befehligt eine Art Heerlager -ist dir das nicht aufgefallen? Die Räuber fürchten sich vor etwas, aber nicht unbedingt vor dem Gesetz. Ich habe ein Gespräch aufgeschnappt, das McCullough mit einem seiner Männer führte, und ich glaube, er lebt in Fehde mit einer rivalisierenden Bande. Wäre es nicht wunderbar, wenn er und seine Männer von diesen anderen Schuften, wer sie auch seien, besiegt würden?«
    »Und was soll uns das nützen?« fragte Angeline streng.
    »Ist das nicht egal, solange McCullough ein Schnippchen geschlagen wird? Außerdem können wir in der Verwirrung bestimmt mit Leichtigkeit entkommen.«
    »Wir haben keine Garantie dafür, daß die anderen Räuber uns besser behandeln, wenn uns die Flucht nicht gelingt.«
    »Wir müssen es darauf ankommen lassen.«
    »Nicht mit einem Verletzten, der sich nicht verteidigen kann«, protestierte Angeline.
    »Das muß Rolf schwer ankommen und ist bestimmt eine neue Erfahrung für ihn. Es ist sicher nicht leicht, mit ihm auszukommen. Kein Wunder, daß du hier draußen sitzt.«
    »Also wirklich, Claire«, entgegnete Angeline hitzig, »das geht dich nichts an. Und ich sage dir klipp und klar, daß ich nichts von deinen Plänen halte, auch dann nicht, wenn du irgendwie einen Überfall arrangieren kannst. Es ist Wahnsinn, und du müßtest das auch einsehen, wenn du ernsthaft darüber nachdenken würdest.«
    »Ich muß wahrscheinlich gar nichts dazu tun. Soweit ich verstanden habe, erwarten sie schon seit Tagen eine Attacke. Ich brauche nur für Ablenkung zu sorgen und den richtigen Moment abzuwarten, dann kann ich auf McCulloughs Gastfreundschaft pfeifen. Was habe ich schon zu verlieren?«
    »Es ist idiotisch, Claire«, beharrte Angeline, aber die andere lief auf dem rohen Bretterboden auf und ab und hörte ihr überhaupt nicht zu.
    Den ganzen Tag kam kein Laut aus dem Zimmer, in dem Rolf schlief. Gegen Abend öffnete Gustav die Tür einen Spalt. Rolf schlafe, berichtete er, erbot sich, mit Leopold die Wache zu übernehmen, und schickte Angeline zum Abendessen ins Quartier auf der anderen Seite der Halle.
    Das Essen war noch nicht ganz fertig. Angeline

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