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Strom der Sehnsucht

Titel: Strom der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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Hexe mit dem Messer in Schach hält. Sie war ganz schön gemein. Ich bin über und über grün und blau, weil sie mich gekniffen hat, und ich schwöre, dafür wird sie mir bezahlen.«
    »Ich kann Euch nur empfehlen, net mit der da aneinanderzugeraten. Des is ’ne Wildkatze«, grinste McCullough.
    »Oh, ich habe keineswegs die Absicht, mit ihr handgemein zu werden. Da gibt es ganz andere Methoden.«
    »Das wer’n wir mit der Zeit schon sehn, und wir wer’n auch sehn, warum Ihr mich auf die Jagd nach ’ner Fata Morgana geschickt habt. Kann gut sein, daß er net mal ’n richtiger Prinz is’, und sechs von meinen besten Leuten sind draufgegangen für nix und wieder nix.«
    Während der Schotte sprach, spürte Angeline Rolfs Hand auf ihrer Schulter; es war nur eine leichte Berührung, als wolle er lediglich das Gleichgewicht halten. Daß er diese Unterstützung suchte, zeigte deutlich, wie schwach er war. Leise sagte sie: »Sollen wir hineingehen?«
    Rolf durchquerte das Wohnzimmer, zog den Kopf ein und ging ins angrenzende Schlafgemach. Er trat an die rohe, hölzerne Bettstatt, die außer einem Schemel und einer primitiven Waschkommode das einzige Möbelstück im Raum war. Dort setzte er sich auf die schlichte Steppdecke, die auf der Strohmatratze lag. Dann verlor er das Bewußtsein und kippte langsam vornüber auf das Kissen.
    McCullough bot seine Dienste an, um ihn ins Bett zu bringen, aber Angeline lehnte ab. Sie wollte nicht, daß Rolfs Wunde, deren Blutung sie erst vor kurzem hatte stillen können, durch rauhe Behandlung wieder aufbrach. Der Räuberhäuptling entfernte sich daraufhin, vermutlich, um sich um seine anderen Gefangenen zu kümmern, während sich die Garde auf einer Seite des Wohnzimmers zusammendrängte. Der Schotte schickte Angeline an seiner Statt die Indianerin, die sich als ruhig und sachkundig erwies.
    Sie zogen Rolf die verdreckte, klamme Uniform aus und breiteten die Steppdecke bis zum Kinn über ihn. Angeline bat darum, ihre Sachen aus der Kutsche bringen zu lassen, darunter auch das Holzkästchen mit dem Schlafpulver, das ihr Rolf besorgt hatte. Sie gab etwas davon in ein Glas Wasser, um es dem Prinzen zu verabreichen, sobald er erwachen würde, setzte sich auf den Bettschemel und wartete. Die Indianerin nahm die blutbefleckte Uniform mit, um sie zu säubern.
    Die Zeit kroch dahin. Vielleicht war erst eine halbe Stunde, vielleicht aber auch mehr vergangen, als Rolf auf dem derben Leinenkissen den Kopf wandte und die Augen aufschlug. Angeline stand sofort auf und griff nach der Medizin, die seine Schmerzen lindern sollte.
    »Da«, sagte sie und legte ihm die Hand unter den Kopf. »Trinkt.«
    »Was ist das?«
    Sie erklärte es ihm und war überrascht, wie vital seine Stimme klang, obwohl er nicht laut sprach.
    Seine klaren, strahlenden Augen begegneten ihrem Blick. »Werde ich jetzt eingelullt und mit Drogen vollgestopft wie ein Säugling, damit ich alle viere von mir strecke? Weg damit.«
    »Es ist dasselbe, was Ihr mir gegeben habt.«
    »Ihr hattet in Eurer Lage aber auch nicht Euren Kopf so nötig.«
    »Wirklich nicht? Ich war eine Gefangene...«
    »Wie ich jetzt? Sprecht es lieber gleich aus, statt es nur anzudeuten.«
    »Das wollte ich nicht sagen. Nicht ganz.«
    »Ich bin nicht für halbe Sachen, meine liebe Angeline. Sprecht ruhig aus, daß ich hilflos und Euch sowie unserem schottischen Freund vollständig ausgeliefert bin.«
    »Ja, und so wird es auch bleiben, wenn Ihr weiterhin die Hilfe zurückweist, die Ihr nötig habt, um wieder auf die Beine zu kommen!« erwiderte sie.
    »Ja, so ist’s recht«, murmelte er mit leiser Ironie. »Wollt Ihr mich auch noch dazu bringen, einen Brief an meinen Vater zu schreiben und ihn um eine Schatzanweisung zu bitten, damit ich freikomme? Er würde es Euch nicht danken. Von ihm ist ebenso wenig Milde und sanfte Gefügigkeit zu erwarten wie von mir.«
    »Wovor fürchtet Ihr Euch? Daß Ihr, wenn Ihr benommen seid, weder befehlen noch führen könnt? Das ist im Augenblick sowieso nicht möglich. Daß Ihr die Kontrolle über die Leibgarde verliert? Gegenwärtig ist das ohnehin nicht Euer Problem. Daß Ihr während des Schlafs nicht wißt, was vor sich geht? Ihr könnt sowieso nichts daran ändern.«
    »Und Ihr meint, daß ich aus all diesen Gründen die Ruhepause ruhig genießen soll, die Ihr mir bietet?«
    »Ja, warum nicht?«
    Er verzog den Mund zu einem Lächeln, das seine Augen jedoch nicht erreichte. »Wart Ihr es dermaßen leid, von mir

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