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Strom der Sehnsucht

Titel: Strom der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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Tisch. »Wo das jetzt geregelt wär, wollt Ihr net was mit uns frühstücken? Eure Kusine wär sicher froh um Eure Gesellschaft.«
    Angeline sah zu Claire hinüber. Die rothaarige junge Frau versuchte vergeblich zu verhindern, daß ihre Hand von der massigen
    Pranke des Mannes am Kopfende des Tisches festgehalten wurde. Der Schotte fing Angelines Blick auf und lachte.
    »Ihr wundert Euch, daß ich von der Verwandtschaft Wind bekommen hab? So was ist leicht rauszukriegen. Erstens einmal hab ich Augen im Kopf und kann die große Ähnlichkeit von Euch beiden sehn. Und außerdem hat mir’s Claire heut nacht gesagt, und noch einiges andere mehr.«
    Angeline erinnerte sich an die Rufe und Schreie, die sie während ihres unruhigen Schlafes gehört hatte. Der Räuberhauptmann und ihre Kusine mußten sich gestritten haben. Und was hatte sich sonst noch zwischen den beiden abgespielt?
    Angeline sagte kühl: »Danke, ich werde mein Frühstück auf meinem Zimmer einnehmen.«
    »Ihr werdet Euch selbst drum kümmern müssen«, gab er zurück. »Morning Star hat genug Arbeit, auch ohne rumzurennen und Leute zu bedienen, die für sich selber sorgen können.«
    »Selbstverständlich.« Angeline drehte sich um. Gleichzeitig stand Meyer auf, ebenso Leopold. Sie holten sie in der offenen Halle ein. Mit Sorgenfalten auf der Stirn stellte Meyer präzise Fragen über die Größe und Lage der Wunden, die sein Halbbruder erlitten hatte.
    Sie gingen ins Wohnzimmer, in dem Oswald, Oskar und Gustav Karten spielten. Sie legten sie weg und schlossen sich den anderen an. Angeline und Meyer betraten das Schlafzimmer, die Männer der Leibgarde blieben in der Tür stehen.
    Rolf war in Angelines Abwesenheit erwacht und hatte sich im Bett aufgerichtet. Seine Augen glänzten fiebrig, aber sie funkelten klar vor Entrüstung. »Eine gewaltsame Invasion? Wie schmeichelhaft und wie überflüssig! Wesentlich sinnvoller wäre es, wenn ihr, ihr alle, diese primitive Festung und ihre Verteidigungsanlagen auskundschaften würdet.«
    »Wir wollten nur sichergehen, daß es Euch gutgeht«, sagte Meyer und blieb stehen.
    »Ihr seht mich munter und wohlauf«, erwiderte sein Anführer mit Schärfe, »und jetzt hinaus mit Euch!«
    »Ich gehe, aber erst will ich mir Eure Wunde ansehen.«
    »Ich schlage nicht gerne ein Privileg ab, aber ich würde es vorziehen, wenn du meine Intimsphäre respektiertest.«
    Meyers Gesicht wurde hart. »Wir sind von Euch abhängig, Rolf. Wenn Euch etwas zustößt...«
    »Erspart mir doch Eure unermeßliche Geduld. Es wird dir nichts nützen, ich lasse es nicht zu.«
    »Seid doch vernünftig, bitte. Eure Verletzungen...«
    »... sind unbequem, aber nicht gefährlich. Was die Vernunft betrifft, wozu brauche ich so etwas? Ich bin der künftige König von Ruthenien.«
    Er sagte das ironisch und mit einer gewissen Bitterkeit. Angeline trat an ihn heran und stemmte die Hände in die Hüften.
    »Meyer kann Euch vielleicht behilflich sein. Ihr müßt ihn gewähren lassen.«
    »Ich bedarf keiner Hilfe«, erwiderte Rolf und sah sie mit seinen strahlenden Türkisaugen an. »Ich wünsche nichts, und ich brauche nichts, von keinem, schon gar nicht von einer freundlichen Botin voll falschen Kummers und tränenreichen Flehens. Ihr könnt mit den anderen hinausgehen.«
    Angeline verließ das Schlafzimmer, trat ans Feuer im Wohnraum und hielt die Hände über die Flammen. Meyer und Leopold schlossen sich ihr an.
    »Ich hätte Euch gleich sagen können«, sagte Rolfs Cousin, »daß er keinem gestattet, ihn zu verarzten. Er war schon immer so.«
    Meyer seufzte. »Er ist ein Dickschädel.«
    »Er hält sich gern für unbesiegbar, und er ist es ja auch beinahe«, erwiderte Leopold.
    »Er ist ein Mensch wie jeder andere«, entgegnete Meyer. »Ich glaube allerdings nicht, daß er sich vor dem Ausbrennen der Wunden fürchtet, das gegen die Infektionsgefahr dringend nötig wäre. Stolz ist sein größter Fehler, ein Stolz, der ihn dazu veranlaßt, jede Hilfe abzulehnen.«
    Leopold sah mit undurchdringlichem Gesichtsausdruck auf Meyer. »Ich glaube nicht, daß Stolz die Hauptrolle spielt. Eher die Bewahrung seiner persönlichen Würde. Doch welchen Grund er auch immer hat, wir sind für den Augenblick schachmatt gesetzt.
    Ich werde einmal nach den Pferden sehen, wenn ich unsere Bewacher dazu überreden kann, mich weiter als bis zum Frühstückszimmer gehen zu lassen.«
    »Es gibt Frühstück?« fragte Oswald, als Leopold sich zur Tür begab. »Führt mich

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