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Strom der Sehnsucht

Titel: Strom der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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hin.«
    »Mich auch«, fügte Oskar hinzu.
    »Ich hätte auch nichts gegen einen Happen zu essen«, sagte Gustav trotz seiner bekümmerten Miene.
    Sie gingen hinaus und ließen Angeline und Meyer zurück. Kurz darauf sagte er: »Eure Kusine tut mir leid. Ganz gleich, was sie mit Maximilians Tod zu schaffen hat, ich wünsche keiner Frau, sich in ihrer jetzigen Lage zu befinden.«
    »Was für eine Lage?«
    »Als Maitresse - wenn man ihr diese ehrenvolle Bezeichnung überhaupt geben darf - unseres Freundes McCullough.«
    »Ihr meint, daß sie... daß das aus ihr geworden ist?«
    »Ich weiß es. Der Mensch hat es am Frühstückstisch nur allzu deutlich gemacht, bevor Ihr eingetreten seid; wahrscheinlich, damit ihm die anderen nicht ins Gehege kommen.«
    Angeline hatte wenig Zweifel daran, daß er die Wahrheit sprach. Sie fand es nur merkwürdig, dieses Thema offen mit einem Mann zu erörtern. Mit belegter Stimme murmelte sie: »Die arme Claire.«
    »Es scheint das Schicksal Eurer Kusine zu sein, an Männer zu geraten, die nur dies eine von ihr wollen. Maximilian hatte etwas mehr Schliff, aber das Resultat war dasselbe. Warum sie etwas anderes erwartete, ist mir ein Rätsel. Sie hätte wissen müssen, daß er ihr nicht mehr geben konnte, wenn sie ihren Verstand benutzt hätte.«
    »Claire hat sich meines Wissens nie die Konsequenzen überlegt, wenn... wenn sie ihren Kopf durchsetzte.«
    »Ihr meint, wenn sie tat, was sie wollte? Ein weniger stures Mädchen hätte erkannt, daß Maximilian sich unter den europäischen Dynastien nach einer Braut umsehen mußte. Seine Stellung verlangte das, ganz zu schweigen von seinem Vater.«
    »Ja, das scheint auf der Hand zu liegen.« Wie es ebenfalls auf der Hand lag, daß das auch für Rolf galt, wollte Meyer ihr wohl vor Augen führen. Es war nett von ihm, sich darüber Gedanken zu machen, aber sie war schon von selbst darauf gekommen. Nur änderte das nichts an ihrer gegenwärtigen Situation. Sie hatte keine andere Wahl, als bei Rolf zu bleiben.
    »Es tut mir leid für Mademoiselle de Buys. Ich wollte, ich oder die Garde könnten etwas unternehmen, aber ich wüßte nicht, was. Unser schottischer Gastgeber wird wahrscheinlich nicht auf die Forderung eingehen, die Dame nicht mehr zu belästigen, wie höflich wir sie auch Vorbringen, und wir können ihr nicht mit Waffengewalt Nachdruck verleihen.«
    »Claire erwartet bestimmt nichts dergleichen«, erwiderte Angeline stirnrunzelnd.
    Darin hatte sie unrecht. Nach weniger als einer halben Stunde suchte Claire sie auf. McCullough hatte Meyer kommen lassen, vermutlich wollte er ihn über die Aussicht auf Lösegeld ausfragen. Angeline saß allein im Wohnzimmer und kämpfte gegen den dringenden Wunsch, zur Schlafzimmertür zu schleichen und hineinzuspähen. Lediglich der Gedanke an Rolfs bissige Kommentare, wenn er sie dabei entdeckte, schreckte sie ab. Als ihre Kusine mit fliegendem Schal und fest zusammengepreßten Lippen hereinfegte, sah Angeline auf.
    »Du mußt etwas unternehmen!« rief Claire aus. »Wenn dieser Rüpel mich noch einmal anfaßt, werde ich vor Ekel wahnsinnig!«
    »Du... du meinst McCullough?«
    »Wen sonst? Er betatscht mich wie ein schwerfälliger Bär den Honig und küßt mich, bis ich keine Luft mehr bekomme. Er ist ein Stier, brutal, nicht zu befriedigen und, was das schlimmste ist, ich bin mir sicher, daß er gestern nacht schnurstracks von meinem Bett zu seinem heimtückischen Flittchen von Indianerin gegangen ist, zu Morning Star.«
    »Ich weiß, daß es schrecklich für dich sein muß«, erwiderte Angeline, »aber ich verstehe nicht...«
    »Schrecklich? Du kannst es auch nicht verstehen - oder doch? Du meinst wohl, daß mir das, was ich jetzt durchmache, recht geschieht, nachdem ich und Maman dich an Rolf ausgeliefert haben? Ich hätte mir denken können, daß du die Sache so siehst!«
    »Ich habe kein Wort davon gesagt.« »Das ist nicht nötig! Ich kann es dir von den Augen ablesen. Du hast noch nie das Talent gehabt, deine Gefühle zu verbergen.« Claire warf den Kopf mit den aufgesteckten feuerroten Locken zurück und erwartete, daß Angeline den Vorwurf leugnete.
    »Denk, was du willst«, entgegnete diese dagegen ruhig, »ich bedaure jedoch, daß das Ende deiner Flucht so aussieht.«
    »Mit anderen Worten, es ist alles meine Schuld«, klagte Claire mit Bitterkeit. »Meine Schuld, daß mein Kutscher umgekommen ist, meine Schuld, daß ich gefangengenommen wurde.«
    »Das ist nicht zu bestreiten, aber es tut mir

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