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Stromschnellen: Roman (German Edition)

Stromschnellen: Roman (German Edition)

Titel: Stromschnellen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bonnie Jo Campbell
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hochstieg, und ihr Herz begann in der Brust zu flattern. Margo erschauerte im Strom, den ihr eigener Körper erzeugte, und spürte, wie Karpfen und Kiemensackwelse vorbeipeitschten. Sie stellte sich vor, wie Wasserschlangen und Schwarznattern sich um ihre Beine wickelten. Statt sich jedoch wie eine Gefangene des Flusses vorzukommen, weil sie in ihm vielleicht erfrieren oder ertrinken konnte, fühlte sie sich auf schreckliche und schmerzliche Weise frei. Ohne ihren Vater war sie an niemanden mehr gebunden, und als das Wasser sie umfloss, fühlte sie sich quicklebendig.
    Sie stellte sich den Duft von Kakaobutter in der kalten Luft vor, diesen Geruch, den die Haut ihrer Mutter nie völlig abgelegt hatte, nicht einmal im Winter, weil sie sich nach dem Duschen immer mit Kakaobutterlotion eingecremt hatte. Margo hielt sich am schwimmenden Steg fest, um den rechten Fuß aus dem Schlamm zu ziehen. Genauso mühsam befreite sie auch den linken und vergaß über der Anstrengung für einen Augenblick fast ihren Vater. Dann schleppte sie sich ans Ufer.
    Sie trug die Stiefel in die Küche, in der es bitterkalt war. Crane hatte den Heizkessel abgeschaltet, um Geld zu sparen. Er war der Meinung gewesen, dass sie genauso gut mit Holz feuern konnten. Eigentlich hatte Margo an diesem Tag vorgehabt, Anmachholz zu spalten, aber sie war nicht dazu gekommen,xX und sie war sich nicht sicher, ob ihre eiskalten Finger ein Beil halten oder auch nur Zeitungspapier zusammenknüllen konnten. Sie sah sich in der Küche um. Es gab drei Kiefernholzstühle und einen Kinderstuhl aus Ahorn, der in der Ecke stand. Margo holte die Axt aus dem Windfang und schlug mit der Rückseite der Klinge mehrmals auf den Kinderstuhl. Als die betagten Gelenke des Stuhls knarrend nachgaben, machte sie auf dem Küchenboden Kleinholz aus ihm. Mit diesen trockenen Holzstücken und ein paar Bögen Zeitungspapier gelang es ihr, ein Feuer zu entfachen.
    Sie wärmte sich die Hände an den Flammen und machte sich dann mit der Axt über die anderen Stühle her. Als das Feuer munter knisterte, zog sie ihre nassen Sachen aus und hüllte sich in eine Decke. Das Holz der Stühle entfesselte eine solche Hitze, dass der Ruß im Innern des Kamins weggebrannt wurde. Nach einer Weile holte Margo zwei Holzscheite aus dem Windfang, legte sie auf und schlüpfte ins Bett ihres Vaters. Beim Einschlafen stieg ihr der Geruch von Zigarettenqualm und Schwefelhölzern, von Cranes würziger Rasiercreme und dem Moder ihres Flusshauses in die Nase. Sie roch den Fluss in jedem Winkel des Zimmers, in jedem Molekül der Luft, in jeder Pore ihres Körpers. Selbst das Feuer roch nach Fluss, selbst die Flammen.

5. KAPITEL
    Tags darauf betrat Junior Murray ohne anzuklopfen das Haus, eine Angewohnheit der Murrays, über die ihr Vater sich immer aufgeregt hatte.
    »Es ist schon Mittag durch. Alle machen sich Sorgen um dich«, sagte er und setzte sich zu ihr auf die Bettkante. »Ich bin rübergekommen, um dir zu sagen, dass die Bullen auf dem Weg hierher sind.«
    »Was?«
    »Ricky arbeitet in der Gemeindeverwaltung, deshalb hat er mitgekriegt, dass sie unterwegs sind. Das Geklapper in der Küche – das ist übrigens Ricky.«
    »Und warum kommen sie?« Margo hörte ein Fahrzeug in die Zufahrt einbiegen.
    »Das hört sich nach Polizeiauto an. Wahrscheinlich wollen sie dir noch ein paar Fragen stellen. Außerdem müssen sie nachsehen, ob es dir gut geht. Das Gesetz schreibt ihnen nun mal vor, Leuten auf die Nerven zu gehen, die nichts von ihnen wissen wollen.«
    »Die Bullen sind hier!«, rief Ricky aus dem Nebenraum. Ricky war ihr jüngster Onkel, Cals kleinster Bruder und um die fünfundzwanzig. Er machte gerade eine Ausbildung zum Anwaltsgehilfen.
    Margo zog die Bettdecke an ihren Körper, setzte sich auf und lehnte sich an ihren Cousin. Sie hatte Angst, Junior könnte wieder gehen, wenn sie nichts sagte. Also flüsterte sie: »Du hast mir gefehlt.«
    »Du mir auch, Nympho«, antwortete Junior und legte den Arm um sie. »Alles und jeder hier hat mir gefehlt. Wenn ich nur dran denke, dass ich zurück auf diese Akademie muss, möchte ich mich am liebsten umbringen. Kannst du dir vorstellen, dass ich schon seit Juni dort bin?« An der Haustür klopfte es, und als im Nebenzimmer Stimmen zu hören waren, stand Junior auf. »Zieh dir lieber was über deine hübschen kleinen Titten, bevor du rauskommst.«
    Margo zupfte die Decke zurecht. Kaum hatte Junior den Raum verlassen, zog sie eine von Cranes Jeans, einen

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