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Stromschnellen: Roman (German Edition)

Stromschnellen: Roman (German Edition)

Titel: Stromschnellen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bonnie Jo Campbell
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Kiste steigst, frag sie, ob sie noch weiß, wie –«
    »Lass ihn in Ruhe!«, schrie Margo. Ihre Stimme hallte über den Fluss. Sie ging hinter einem Busch wieder in Deckung.
    »Bist du das, Maggie? Warum kommst du nicht her und redest mit mir, Süße?«, fragte Paul. Seine Stimme klang sonderbar schrill. Er war high.
    Margo rührte sich nicht.
    »Nein, Margaret Louise«, rief Michael. »Tu das nicht!«
    »Oh, jetzt heißt du also Margaret ? Margaret Louise … Sehr hübsch. Warum kommst du nicht raus und redest mit uns? Dann erzähl ich dir, wie du das Leben von meinem Bruder zerstört hast.«
    Sie hätte ins Haus laufen, sich ihren Rucksack schnappen, abhauen und die beiden Männer sich selbst überlassen können. Aber sie konnte sich nur zu gut vorstellen, wie Paul Michael bewusstlos schlug und ins Wasser stieß.
    Als hätte Paul ihre Gedanken gelesen, packte er Michael am Kragen und riss ihn zu sich heran. Dann stieß er ihn weg, und diesmal landete Michael mit dem Rücken und knallte mit dem Kopf auf die Holzplanken.
    »Was willst du überhaupt mit dem kleinen Flittchen?«, fragte Paul und stellte den Stiefel auf Michaels Brust. »Du siehst wie ein anständiger Kerl aus, hast ein schönes Haus und trägst sogar eine Scheißkrawatte zur Arbeit.« Paul drückte die Spitze seines Arbeitsstiefels in Michaels Krawatte. Michael wehrte sich nicht mehr. Er musste husten.
    »Lass ihn los!«, schrie Margo und kam bis auf zehn Schritte heran.
    Michael rief: »Nein, Margaret! Geh ins Haus und ruf die Polizei!«
    »Du weißt, dass du früher oder später mit mir reden musst, Maggie. Irgendwann fährt dein Freund zur Arbeit und lässt dich hier allein.«
    »Bitte geh jetzt!« Margo hob den Gewehrlauf und richtete die Mündung auf Pauls Knie, dann auf die Leiste, den Bauch, das Herz und die Lungen, wie bei einem Hirsch.
    »Gib mir die Knarre, Prinzessin. Du willst doch niemanden erschießen.«
    Paul stieß Michael die Stiefelspitze in die Kehle. Margo stellte sich seine filigranen Knochen dort vor und seinen ausgeprägten Adamsapfel. Mit den schweren Arbeitsstiefeln konnte Paul ihm den Kehlkopf eindrücken.
    »Lassen Sie mich los, Mann!«, quetschte Michael hervor.
    »Du bist wirklich nicht in der Position, mir Befehle zu erteilen.« Paul trat fester zu, und Michael musste würgen. Margo erinnerte sich noch lebhaft an das Gefühl, erdrückt zu werden, keine Luft mehr zu bekommen und dabei Pauls heißen Atem auf sich zu spüren. Sie rückte den Gewehrkolben an der Schulter zurecht und visierte Pauls gesundes Auge an.
    »Sie tun mir weh!«, stöhnte Michael.
    »Ich werde Ihnen gleich noch mehr wehtun«, knurrte Paul. »Und ihr auch.«
    Margo drückte ab.
    Die Winchester sprühte eine geballte Ladung Schrot in Pauls Gesicht, und es kam Margo so vor, als hätte sie ihn bereits getroffen, noch bevor sie den Abzug ganz durchgezogen hatte. Sie stand mit beiden Beinen so fest auf dem Boden, dass sie den Rückstoß kaum spürte. Paul wurde nach hinten geschleudert und landete krachend auf seinem Boot, das unter der Wucht des Aufpralls ebenso wild schaukelte wie das um sein Gewicht erleichterte Floß. Der Rücken war nach hinten durchgebogen, Schultern und Arme hingen ins Boot, die Füße berührten fast das Floß. Blut strömte aus seinem Gesicht, über seinen Körper und auf die Bordwand des Boots und bildete dort einen roten Fluss, der sich in den Stark River ergoss. Margo staunte, wie viel Blut in ihm war. Michael war zwar noch nicht aufgestanden, war aber offensichtlich unverletzt. Er stützte sich auf die Holzplanken.
    Margo ließ das Gewehr sinken und ging zu Michael. Sie betrachtete Pauls Körper, der in einer Haltung erstarrt war, die ein Lebender unmöglich ausgehalten hätte. Der Kopf war nach hinten geknickt, die Brust nach oben gewölbt. Er sah so unnatürlich aus, wie sich ihr Körper unter ihm gefühlt hatte, als er sie gegen ihren Willen festhielt. Über ihrem Kopf kreuzte ein Düsenjäger den Himmel.
    »Margaret, was ist passiert?«, fragte Michael. Er versuchte aufzustehen, musste sich aber wieder hinsetzen. »Ruf einen Krankenwagen. Er blutet ja wie verrückt.«
    Irgendwo kreischte eine Möwe, eine zweite antwortete. Margo versuchte, sich ein Bild von der Lage zu machen.
    »Ich ruf selbst an. Ich sag ihnen, sie sollen sich beeilen.« Endlich schaffte es Michael, aufzustehen.
       Er warf einen Blick auf den leblosen Körper, streckte die Hand nach Margo aus und zog sie wieder zurück. »Er ist doch nicht tot,

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