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Stromschnellen: Roman (German Edition)

Stromschnellen: Roman (German Edition)

Titel: Stromschnellen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bonnie Jo Campbell
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einem Fach unter der Rückbank zerrte Margo eine zusammengefaltete blaue Plane und breitete sie über Pauls Körper. Sie bedeckte auch die Blutlache, die sich um ihn herum bildete und den Rasenteppich durchtränkte, mit dem der Bootsboden ausgelegt war.
    »Rede mit mir«, verlangte Michael. »Sag mir, dass du begreifst, was du einem anderen Menschen gerade angetan hast.«
    Margo bedauerte in diesem Moment nur eins, und das war Michaels Verhalten: Er rückte von ihr ab, während sie ihn brauchte.
    »Niemand wird es erfahren.«
    »Margaret, du kannst nicht klar denken! Wir müssen die Sache melden. Die Behörden werden verstehen, dass du mich beschützt hast.«
    Margo drehte den Schlüssel im Zündschloss, und der Bootsmotor sprang sofort an. Laut Anzeige war der Tank mehr als halb voll. Sie stellte den Motor wieder ab, sah sich um und war erleichtert, als sie niemanden entdecken konnte und in den umliegenden Häusern keine Lichter angingen. Sie kramte im Werkzeugkasten nach Arbeitshandschuhen und zog ein Paar aus brauner Baumwolle an. Damit rieb sie das Gewehr von oben bis unten ab, um ihre Fingerabdrücke zu entfernen. Danach legte sie es zur Leiche und deckte alles mit der Plane zu.
    »Margaret, Liebes, wir erzählen ihnen, dass er dich vergewaltigt hat. Wir erzählen ihnen, dass er gedroht hat, mich umzubringen. Du hast selbst gesagt, dass ich einen Abdruck an meiner Kehle habe.« Er griff sich an den Hals und befühlte ihn. »Los, wir rufen sie jetzt sofort an.«
    »Ich komme ins Gefängnis, stimmt’s?«
    »Ich weiß es nicht«, gestand Michael. »Mein Gott, du bist noch so jung, zu jung für so etwas! Zu jung, um so einen Mann überhaupt zu kennen. Als ich dein wahres Alter erfahren habe, hätte ich dich nach Hause schicken sollen.«
    Margo musste an Billy denken und daran, wie die Polizei ihn mitgenommen hatte, und Billy war ein Murray. Und die Murrays konnten sich sonst so gut wie alles erlauben, ohne dafür bezahlen zu müssen.
    »Sie werden dich sicher vernehmen wollen«, sagte Michael. »Und mich auch. Uns beide. Lass uns jetzt in den Jeep steigen und zur Polizei fahren. Ihnen die ganze Geschichte erzählen.«
    Margo blinzelte flussabwärts in die untergehende Sonne. Oft senkte sich die Dunkelheit herab, ohne dass sie es merkte, und plötzlich waren die Ufer schwarz. Heute war sie froh, dass die Nacht hereinbrach.
    »Sag was, Margaret. Du machst mir Angst.«
    »Du musst dir keine Sorgen machen«, sagte Margo.
    »Du hast ja keine Vorgeschichte. Sie werden schon nicht so hart mit dir sein. Aber ich möchte mir lieber nicht ausmalen, was sie über mich denken, wenn sie rauskriegen, dass ich mit einer Siebzehnjährigen zusammenlebe.«
    Margo widerstand dem Drang, ins Haus zu gehen und ihre Büchse zu holen, denn sie hatte Angst, sie könnte es sich anders überlegen oder das Zutrauen zu ihrem Plan verlieren. Sie wollte gar nicht mit Pauls Leiche den Fluss hochfahren, sie wollte bei Michael bleiben, ihn beruhigen und ihm klarmachen, wie gefährlich Paul und dass er kein Mensch wie jeder andere gewesen war. Sie hatte Michael das Leben gerettet, aber das wollte er einfach nicht wahrhaben.
    Sie atmete ein paarmal tief durch und nahm die Bewegungen des Flusses durch Füße und Beine in sich auf. Die Fische, die Schildkröten und die Wasservögel waren wohl eher ihre Familie als die Menschen, auch wenn sie etwas zu essen und ein Bett, eine warme Dusche oder den Liebesakt als tröstlich empfand. Schon damals, als sie noch mit ihrem Vater zusammengewohnt hatte, hatte der Fluss jeden Morgen klarer zu ihr gesprochen als er, im Sommer wie im Winter.
    Sie setzte sich auf den Fahrersitz, ließ den Motor an und studierte die Instrumententafel. Am Bootsheck sprühte das Benzin fächerförmig aufs Wasser und schimmerte im schwindenden Licht in psychedelisch anmutenden Farben. Margo prägte sich ein, was sie im Boot alles anfasste, damit sie ihre Fingerabdrücke später abwischen konnte.
    Als sie in der sich vertiefenden Dunkelheit den Fluss hochfuhr, machte es hinter ihr Ratsch! . Cleo hatte das Fliegengitter in der Aluminiumtür zerrissen. Sie sprang durch das Loch, lief hinunter zum Fluss und aufs Floß. Margo warf einen letzten Blick zurück: Michael saß im Schneidersitz auf dem Boden und hielt den fischenden Hund im Arm.
    Als sie kurz vor fünf Uhr morgens zu Fuß zurückkehrte, stand Michael gerade unter der Dusche. Sie nahm ein T-Shirt aus ihrem Rucksack, zog es an und vergewisserte sich, dass ihre Jeans trocken war,

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