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Stromschnellen: Roman (German Edition)

Stromschnellen: Roman (German Edition)

Titel: Stromschnellen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bonnie Jo Campbell
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Küchenbereich mit den geschmolzenen Kerzenresten auf der Resopaltischplatte wirkte unverändert. Die Matratze im Hauptraum, auf der Junior früher mit seinen Freunden gehockt und Gras geraucht hatte, war durch eine karierte Klappcouch ersetzt worden. Margo spähte ins Schlafzimmer. Darin herrschte Chaos: Auf dem Boden lagen Reste der Matratzenfüllung und Holzsplitter verstreut, und vom hölzernen Bettgestell, auf dem Margo es zum ersten Mal mit einem Jungen getrieben hatte, war nur noch Kleinholz übrig. Sie schloss die Tür.
    Im Lampenschein durchsuchte sie die leeren Schränke. In einem Brotkasten fand sie eine Backmischung für Brownies und in der Schublade unter dem Herd ein rundes Kuchenblech. Sie sammelte in einer Tüte Papier und Holz zum Feuermachen und beförderte sie durchs Fenster nach draußen. Anschließend wagte sie sich ein Stück flussabwärts, bis sie auf den Garten der Slocums stieß. Wenn sie Gemüse nahm, war das Stehlen, das war ihr klar, aber andererseits hatte ihr Vater den Slocums öfter mal einen Gefallen getan – zum Beispiel hatte er ihren Heizkörper repariert, als dieser mitten in einer kalten Nacht den Geist aufgegeben hatte –, und so pflückte sie sich vier Tomaten und eine ordentliche Handvoll Bohnen. Gleich flussaufwärts von der Stelle, wo sie ihr Boot versteckt hatte, machte sie Feuer. Sie verrührte die Backmischung mit Wasser, stellte den Teig in der Kuchenform auf drei große Steine übers Feuer und aß das rohe Gemüse, bis der Kuchen fertig war. Die Brownies waren zwar unten angebrannt, schmeckten aber trotzdem süß und gut.
    Zum ersten Mal seit Tagen war ihr Bauch voll, passend zum Vollmond. Sie war wieder in Murrayville, und das brachte sie dazu, über die vergangenen anderthalb Jahre und ihre Reise den Fluss hinauf und wieder hinunter nachzudenken. Die Fahrt flussaufwärts hatte sie ihrer Mutter nicht nähergebracht, aber zumindest besaß sie jetzt Luannes Adresse und eine Antwort von ihr. Über Paul wollte sie noch nicht nachdenken, sie verdrängte jeden Gedanken an ihn. Zunächst einmal wollte sie sich auf ihren täglichen Überlebenskampf konzentrieren, sich ein Versteck suchen, falls die Polizei auftauchte, und schließlich irgendwo bleiben, wo ihre Mutter Kontakt mit ihr aufnehmen konnte.
    Und sie wollte Junior finden. Vielleicht konnte sie mit ihm über alles reden, was passiert war. Junior musste letzten Monat die Highschool abgeschlossen haben; insofern ging sie davon aus, dass er bald hier aufkreuzen würde.
    Margo rieb sich gründlich mit Insektenschutz ein. Dann legte sie sich mit dem Rücken auf den alten Armeeschlafsack ihres Vaters, um den Grillen zu lauschen und die Sterne zu betrachten. Drei Sterne in einer Reihe bilden den Gürtel des Orion, hatte ihr Großvater gesagt, aber sie konnte sie nicht entdecken. Er hatte auch gesagt, dass sie sich beim Navigieren an den Sternen orientieren konnte, aber wer brauchte das schon? Auf dem Fluss gab es nur zwei Richtungen: aufwärts und abwärts. Eine Schleiereule heulte, und Margo antwortete ihr mit einem so traurigen Klagelaut, dass ihr selbst unheimlich wurde.
    Junior ließ sich am nächsten Tag nicht blicken, und auch in der folgenden Woche kreuzte er nicht auf. Einmal kam er auf der Straße im Auto auf sie zu, aber auf dem Beifahrersitz saß Joanna, und deshalb blieb Margo in ihrem Versteck hinter einem blühenden Busch im Straßengraben. Sollten Junior oder seine Freunde zum Marihuanahaus kommen, wollte sie ihnen anbieten, für sie Fisch zu kochen oder eine Schnappschildkröte zu fangen und zu braten. Wie schön es wäre, für jemanden Essen zu machen und Gesellschaft zu haben! Nach der zweiten Woche beschloss Margo, zum Haus der Murrays zu gehen und Steine an Juniors Fenster zu werfen, wenn er nicht bald kam.
    Sie stahl nur so viel Essbares, wie sie zum Überleben brauchte, und nie zu viel aus ein und demselben Garten. Wasser trank sie aus der Quelle. Ein paarmal sah sie einige von den Slocum-Kindern, darunter auch Julie, zur Quelle kommen, um Kanister und Eimer zu füllen. Gern hätte sie mit Julie geredet, aber falls sie immer noch so ein Klatschmaul wie früher war, würde sie allen erzählen, dass Margo hier war. Hätte sie sich letztes Jahr in Murrayville doch nur einen Ruck gegeben und mit ihr gesprochen! Aber damals hatte sie ihre Wut auf ihre Cousine nicht abschütteln können, weil sie Crane erzählt hatte, was im Schuppen vorgefallen war.
    Der Juli ging in den August über, und im Unterholz

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