Studio 6
uns bleibt hier und redet, und der andere geht auf die Jagd nach Bildern von dem Mädchen.«
Annika nickte, das schien sinnvoll zu sein.
»Ich kann an der Einwohnermeldezentrale vorbeifahren und das Passregister checken«, sagte Berit, »und du bleibst hier und redest mit Gösta.«
»Gösta?«
»So heißt er, der Pressesprecher. Bleibst du auch, Bertil?
Ich nehme dann ein Taxi …«
Nach dem
Echo
war Arne Påhlson an der Reihe. Der ihn begleitende Reporter war verschwunden, wahrscheinlich würde Berit ihm bei den Passbildern begegnen.
Arne Påhlson nahm sich viel Zeit, ebenso lange, wie die ganze Pressekonferenz gedauert hatte. Viertel vor elf hatten alle außer Annika und Bertil Strand aufgegeben.
Der Pressesprecher war müde, als Annika sich schließlich in einer Ecke des leeren Raumes neben ihn setzte.
»Finden Sie das anstrengend?«, fragte Annika.
Gösta schaute sie erstaunt an.
»Was meinen Sie?«
»Sie müssen sich doch wahrscheinlich unglaublich viel Mist anhören. Wie halten Sie das bloß aus?«
»So schlimm ist es nicht. Haben Sie noch Fragen?«
Annika blätterte ein paar Seiten in ihrem Block zurück.
»Ich habe das Mädchen oben im Park gesehen«, sagte sie ruhig und wie nebenbei. »Sie trug keine Kleidung, und ich habe auch in ihrer Nähe keine Kleider gesehen.
Entweder ist sie nackt auf den Friedhof gegangen, oder ihre Kleider müssen noch irgendwo sein. Haben Sie sie gefunden?«
Sie schaute den Pressesprecher fest an. Er blinzelte erstaunt.
»Nein, nur die Unterhose«, sagte er. »Aber das dürfen Sie nicht schreiben!«
»Warum nicht?«
»Um die Ermittlungen nicht zu behindern«, antwortete der Pressesprecher.
»Jetzt hören Sie mal«, sagte Annika, »was soll denn das heißen?«
Der Mann dachte einen Moment lang nach.
»Na ja«, erwiderte er, »das können wir schon preisgeben, es macht wahrscheinlich nichts.«
»Wo haben Sie die Unterhose gefunden? Wie sah sie aus? Woher wissen Sie, dass es ihre war?«
»Sie hing in einem Busch in der Nähe, rosa Polyester.
Wir haben sie identifizieren lassen.«
»Natürlich«, sagte Annika. »Es ging sehr schnell, ihre Identität festzustellen. Wie haben Sie das gemacht?«
Der Pressesprecher lehnte sich zurück.
»Ja, das stimmt«, sagte er, »sie wurde, wie ich schon sagte, von ihrer Mitbewohnerin identifiziert.«
»Wie alt?«
»Ein junges Mädchen, genau wie sie.«
»War Josefine als vermisst gemeldet worden?«
Der Pressesprecher nickte.
»Ja, von ihrer Mitbewohnerin.«
»Wann?«
»Sie ist heute Nacht nicht nach Hause gekommen, und als sie dann auch auf der Arbeit nicht auftauchte, hat ihre Freundin um halb sieben die Polizei angerufen.«
»Also wohnten und arbeiteten die Mädchen zusammen?«
»Offensichtlich.«
Annika machte ein paar Notizen und überlegte dann eine Weile.
»Und die restlichen Kleider?«, fragte sie.
»Wir haben sie nicht gefunden. Sie sind in einem Radius von fünf Häuserblocks um den Tatort nicht zu finden. Die Papierkörbe am Fridhemsplan sind leider am Vormittag geleert worden, einige unserer Leute suchen im Moment auf der Müllhalde.«
»Was hatte sie an?«
Der Pressesprecher steckte die Hand in die rechte Tasche seiner Uniform und zog eine kleine Kladde heraus.
»Kurzes schwarzes Kleid«, las er, »weiße Turnschuhe und blaue Jeansjacke. Vermutlich eine Schultertasche der Marke Roco-Baroco.«
»Sie haben nicht zufällig ein Foto von ihr? Vom Abitur vielleicht?«, fragte Annika.
Der Pressesprecher strich sich übers Haar.
»Es ist wichtig, dass die Leute wissen, wie sie aussah«, meinte er.
»Brauchen Sie es heute Nacht?«
Annika nickte.
»Ein Abiturfoto? Ich werde sehen, was ich tun kann«, sagte er. »Noch Fragen?«
Sie biss sich auf die Lippen.
»Da hatte etwas an der Leiche genagt«, sagte sie. »An der einen Hand.«
Der Pressesprecher sah erstaunt aus.
»Da wissen Sie mehr als ich«, meinte er.
Annika ließ den Block auf ihren Schoß sinken.
»Wer war sie?«, fragte sie leise.
»Wir wissen es nicht«, antwortete er. »Wir wissen nur, dass sie tot ist.« »Wie hat sie gelebt? In welchem Restaurant hat sie gearbeitet? Hatte sie einen Freund?«
Der Pressesprecher stopfte seine Kladde wieder in die Tasche zurück.
»Ich werde versuchen, ein Bild zu beschaffen«, sagte er und stand auf.
Berit schrieb gerade an einem Text, als Annika und Bertil Strand in die Redaktion zurückkamen.
»Sie war richtig süß«, sagte Berit und zeigte nach hinten zu Bild-Pelle.
Annika ging zum
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