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Studio 6

Studio 6

Titel: Studio 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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der Zeit«, sagte der Ministerpräsident.
    Der Pressechef protestierte.
    »Da können wir nicht sicher sein. Keiner weiß, wie so ein Treiben endet.«
    Der Pressemann wusste, wovon er sprach. Früher war er einer der härtesten und erfahrensten politischen Journalisten Schwedens gewesen. Jetzt war es seine Aufgabe, die Berichterstattung im Sinne der Sozialdemokraten zu steuern. Zusammen mit den Wahlstrategen aus den USA hatte er am meisten zu sagen, wenn es um den Wahlkampf der Regierungspartei ging. Der Ministerpräsident wusste, dass er die Liberalen wählte.
    »Ich muss zugeben, dass ich beunruhigt bin«, gestand der Regierungschef. »Ich möchte diese Sache nicht dem Zufall überlassen.«
    Der schwergewichtige Mann erhob sich und ging unruhig zum Fenster hinüber. Der dichte Regen trübte die Aussicht über Riddarfjärden. Der Pressechef störte ihn.
    »Sie sollten da nicht so stehen und grübeln, wo man Sie von der Straße aus sehen kann«, bemerkte er. »Solche Bilder sind ausgezeichnete Illustrationen für eine Regierung in der Krise.«
    Der Ministerpräsident schrak zurück. Seine schlechte Laune wurde noch verstärkt, und er wandte sich verärgert seinem Außenhandelsminister zu.
    »Wie konntest du nur so bescheuert sein?«, brüllte er.
    Christer Lundgren reagierte nicht, sondern starrte nur weiterhin von seinem Platz in der Ecke aus in den bleischwarzen Himmel. Der Ministerpräsident schoss sich auf ihn ein.
    »Wir können nicht einfach in die Arbeit staatlicher Behörden eingreifen, das wusstest du sehr wohl, verdammt nochmal!«
    Der Minister sah zu seinem Chef hoch.
    »Stimmt genau. Weder in die Arbeit der Polizei noch in die anderer, nicht wahr?«
    Die Augen des Ministerpräsidenten wurden hinter seiner Brille zu schmalen Schlitzen.
    »Begreifst du eigentlich, in welche Lage du uns versetzt hast? Sind dir die Konsequenzen deines Tuns bewusst?«
    Christer Lundgren schoss hoch und stellte sich direkt vor den Ministerpräsidenten.
    »Ja, ich weiß genau, was ich getan habe«, rief er. »Ich habe diese verdammte Partei gerettet, das habe ich getan!«
    Der Pressechef griff ein.
    »Wir können nichts ungeschehen machen«, sagte er ruhig. »Wir müssen versuchen, das Beste aus der Situation herauszuholen. In den Papieren im Nachhinein etwas zu verändern würde ein Ende mit Schrecken geben. Das können wir einfach nicht tun. Und ich glaube auch wirklich nicht, dass irgendwelche Journalisten die Abrechnungen finden werden.«
    Er machte eine kleine Runde um die Minister herum.
    »Das Wichtigste überhaupt ist, dass wir mit der Polizei zusammenarbeiten, ohne dass die allzu viel herausbekommt.«
    Er legte dem Außenhandelsminister mit ernster Miene eine Hand auf die Schulter.
    »Christer«, sagte er, »es hängt nun alles an Ihnen.«
    Der Minister schüttelte die Last von seiner Schulter.
    »Ich werde des Mordes verdächtigt«, sagte er erstickt.
    »Ja, Ironie des Schicksals«, erwiderte der Pressechef.
    »Der Tod liegt ja praktisch auf Ihrem Tisch in der Regierung. Denn darum dreht sich doch eigentlich diese ganze Geschichte, oder nicht?«
    Es war Abend, als sie aufwachte. Sven saß auf ihrer Bettkante und schaute sie an.
    »Willkommen zu Hause«, sagte er und lächelte.
    Sie erwiderte sein Lächeln. Sie war durstig und hatte leichte Kopfschmerzen.
    »Du klingst ja gerade, als wäre ich eine Ewigkeit weg gewesen«, meinte sie.
    »Für mich ist es so«, sagte er.
    Sie warf die Bettdecke zurück und stand auf, ihr war schwindelig und übel.
    »Ich fühle mich nicht gut«, murmelte sie.
    Sie stolperte zum Badezimmer, nahm ein Aspirin und öffnete das Badezimmerfenster, um etwas Luft hereinzulassen. Der Regen hatte etwas nachgelassen, aber nicht aufgehört. Sven stellte sich in die Tür.
    »Sollen wir uns eine Pizza holen?«, fragte er.
    Sie schluckte.
    »Ich habe keinen richtigen Hunger«, antwortete sie.
    »Du musst doch etwas essen«, konstatierte er. »Du bist furchtbar mager geworden.«
    »Ich habe viel zu tun gehabt«, erwiderte sie und ging an ihm vorbei in den Flur. Er folgte ihr in die Küche.
    »Die waren anscheinend wirklich supergemein zu dir im Radio«, sagte er.
    Sie holte sich ein Glas Wasser aus dem Hahn.
    »Sieh mal einer an«, sagte sie. »Hast du jetzt angefangen, Nachrichtenmagazine mit Debatten und Analysen zu hören?«
    »Ich nicht, aber Ingela.«
    Sie hielt inne, das Glas am Mund.
    »Der Spermatopf?«, fragte sie fassungslos. »Was hast du denn mit der zu tun?«
    Er wurde böse.
    »Das ist

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