Stürmisch verliebt auf Mallorca
teilen, musste sich erst noch zeigen. Denn manchmal, das konnte er nicht leugnen, irritierte es ihn, dass die Beziehung mit ihr mit einer Lüge begonnen hatte. Bald würde er herausgefunden haben, ob sie diejenige war, nach der er suchte. Allerdings brauchte er dafür noch ein wenig Zeit.
Deswegen gab es nur eine Lösung. „Warum bleibst du nicht erst einmal hier bei mir?“, fragte er leichthin.
Lily sah ihn überrascht an. „Einfach hierbleiben?“, wiederholte sie verblüfft, und ihre Augen weiteten sich.
Er strich ihr das wirre, feuchte Haar aus der Stirn. „Ja. Warum denn nicht? Oder wartet etwa doch jemand in London auf dich?“, fragte er provozierend.
Sie sah ihn an und versuchte, in seinem Gesicht zu lesen, wie ernst er es mit ihr meinte. „Nein … natürlich nicht. In London gibt es nur meine Freundin Sophie, von der ich dir erzählt habe. Sonst vermisst mich dort niemand“, sagte sie leise, und eine Sorgenfalte bildete sich auf ihrer Stirn. „Trotzdem weiß ich nicht, wie das gehen soll …“, setzte sie zögernd hinzu.
Ramiro zog sie nah zu sich heran. Wo war das Problem? „Lily, ich weiß, dass du nicht viel Geld hast. Deswegen bist du ganz einfach mein Gast. Ich möchte, dass du den Sommer über bei mir bleibst. Es wird dir an nichts fehlen, denn du wohnst bei mir. Das ist eine Einladung, verstehst du?“
Wieder huschte ein Ausdruck ungläubigen Staunens über ihr Gesicht. Also hatte er richtig gelegen. Natürlich war ihre finanzielle Lage der Grund, der sie zögern ließ. Doch Geld war ja nun wirklich das geringste Hindernis.
„Ach, Ramiro!“ Sie küsste ihn zärtlich auf den Mund. „Ich weiß nicht, ob ich das annehmen kann …“
„Wenn nicht, wäre ich sehr verstimmt.“
Nun erst konnte Lilian glauben, was er sagte. Sie lachte auf und schlang ihm die Arme um den Nacken. Das Urlaubsmärchen wurde immer schöner! Doch dann meldeten sich Bedenken. Ganz so einfach würde sie es sich nicht machen können. „Ich muss trotzdem für ein paar Tage zurück“, sagte sie und ließ ihn los.
„Wieso?“, fragte er.
„Weil ich nächste Woche wieder bei meiner Arbeitsstelle sein muss. So ist es besprochen.“ Sie sah Ramiro fest an. „Mag sein, dass der Beruf einer Verkäuferin nicht besonders hoch angesehen ist, aber ich nehme ihn wichtig. Zuverlässigkeit muss sein. Ich kann nicht einfach wegbleiben! Wenigstens werde ich noch ein paar Tage aushelfen, bis ein Ersatz für mich gefunden ist“, gab sie zu bedenken. „Und meiner Freundin Sophie möchte ich auch lieber persönlich sagen, dass ich nun länger fortbleibe. Immerhin wohne ich bei ihr.“
Ramiros Mienenspiel wechselte von Erstaunen zu Anerkennung. „Das alles hatte ich nicht bedacht“, räumte er schließlich ein. „Aber ich unterstütze dich voll und ganz.“
„Der Sommer hat ja gerade erst angefangen. Ich komme wieder, wenn du das wirklich willst, und das sehr bald. Bestimmt!“, beteuerte sie.
Als Antwort nahm er ihr Gesicht in beide Hände und sah ihr tief in die Augen, die geheimnisvoll und golden schimmerten … Dann küsste er sie und stand auf.
„Ich gehe noch einmal kurz schwimmen. Packst du unterdessen unsere Sachen? Zu Hause können wir dann gleich unserer Lieblingsbeschäftigung nachgehen …“ Er warf ihr einen bedeutungsvollen Blick zu.
Lilian beobachtete, wie er aufrecht davonging und schließlich ins Wasser hechtete. Einen Moment schloss sie die Augen, denn noch immer konnte sie nicht ganz glauben, was eben geschehen war. Sie sollte den ganzen Sommer mit Ramiro verbringen? Das war einfach zu schön, um wahr zu sein!
Doch schon drehten sich ihre Gedanken weiter. Wenn Ramiro ihr ein so großes Geschenk machte, dann bedeutete das, dass er ihr vertraute. Musste sie ihm dann nicht ebenso ihr Vertrauen schenken? Und war es nicht genau das, wonach sie sich am meisten sehnte? Endlich bei einem Mann anzukommen, der sie liebte … und zwar genau so, wie sie war? Doch dann musste er alles von ihr wissen …
Lilian starrte in den feinen Sand, als stünde dort geschrieben, was richtig und falsch war. Auf einmal wurde ihr klar: Sie würde Ramiro von der Diebstahlgeschichte erzählen müssen. Sie durfte sie nicht verschweigen. Es sollte keine Geheimnisse zwischen ihnen geben. Und sie war sich sicher, er würde ihr glauben. Dann endlich konnte auch die Verletzung heilen, die George ihrer Seele zugefügt hatte …
Ramiro tauchte aus dem erfrischenden Wasser auf und blickte zum Ufer. Seltsam, Lily saß immer noch
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