Stürmisch verliebt auf Mallorca
rührte, breitete sich ein Triumphgefühl in ihm aus. Er hatte es geschafft! Er hatte sie gefunden! Nun würde nichts und niemand mehr den Lauf der Dinge aufhalten.
Auf einmal fühlte sich Lilian beobachtet. Sie hob den Kopf und schlug sich erschrocken die Hand vor den Mund. Das konnte doch nicht wahr sein! Ihre Sinne mussten ihr einen Streich spielen. Kerzengerade saß sie da und starrte durch das Fenster nach draußen, doch die Gestalt, die zu ihr hereinsah, löste sich nicht in Luft auf. Es war Ramiro. Er stand unbewegt vor dem Schaufenster, und der Blick seiner dunklen Augen ruhte auf ihr, als sei es das Normalste der Welt.
Träumte sie? Wie hatte er sie gefunden? Doch was Lilian am meisten verwirrte, war sein Blick, mit dem er sie förmlich zu streicheln schien, so, wie er es in den wenigen wunderbaren Tagen, die ihnen auf Mallorca vergönnt gewesen waren, schon einmal getan hatte – und es war ein herrliches Gefühl. Dazu sein tiefgründiges Lächeln … als habe es nie ein Zerwürfnis zwischen ihnen gegeben!
Nun hob Ramiro die Hand. Komm heraus, bedeutete er ihr.
Lilian schüttelte langsam den Kopf und verschränkte die Arme vor der Brust, als könnte sie sich dadurch schützen. Tränen schossen ihr in die Augen. Ramiro wiederzusehen verursachte Freude und Schmerz zugleich. Sie senkte den Kopf und blieb eine Weile so sitzen. Als sie den Blick wieder hob, stand Ramiro immer noch da. Sein breites Lächeln entblößte seine blendend weißen Zähne. Wie unglaublich gut er aussah! Doch er konnte nicht so tun, als sei nichts gewesen. Wieder schüttelte Lilian den Kopf und zwang sich, woanders hinzusehen.
Ramiro war amüsiert. Lily glaubte wohl, sie würde die Begegnung mit ihm verhindern können, wenn sie wie ein trotziges kleines Mädchen sitzen blieb. Einen Augenblick überlegte er, zu ihr zu gehen, doch dann beschloss er, sie herauskommen zu lassen. Auch das würde ihm gelingen. Nichts war mehr unmöglich. Und so fing er an, vor dem Café auf und ab zu laufen. Sie würde wissen, was sie davon zu halten hatte – so einfach gab er nicht auf. Immer noch lächelnd, griff er in seine Tasche, nahm die kleine samtbezogene Geschenkbox in die Hand. Und wenn sie gleich herauskam …
Lilian begriff, dass Ramiro sie nicht einfach vom Haken lassen würde. Es brachte nichts, wenn sie stundenlang hier sitzen blieb. Sie überlegte einen Moment, dann stand sie auf. Also gut. Sollte er seinen Willen haben. Aber egal, was er zu sagen hatte, sie würde es kurz machen. Er sollte so bald wie möglich wieder aus ihrem Leben verschwinden. Auf keinen Fall wollte sie riskieren, dass sie womöglich die Beherrschung verlor.
Dann stand sie Ramiro gegenüber. Es kostete sie große Anstrengung, nicht gleich davonzulaufen, doch genauso große Anstrengung kostete es sie, sich nicht einfach in seine Arme zu stürzen. Er streckte die Hand nach ihr aus, sie wich ein Stück zurück.
„Nicht“, war alles, was sie mit heiserer Stimme hervorbrachte.
„Lily“, sagte er in vertraulichem Ton, doch sie schlang nur die Arme um ihren Körper und starrte auf ihre Fußspitzen. Sie durfte auf keinen Fall wieder seinem Charme erliegen! Denn seltsamerweise spürte sie weder Wut noch Ärger darüber, dass er sich verhielt, als sei nichts geschehen.
„Lily, es tut mir so leid.“
Sie hob den Blick, ehrlich überrascht. Er wusste also, dass sie unschuldig war?
„Bitte verzeih mir …“
Schnell sah sie beiseite. So einfach wollte er es sich machen? Aber selbst wenn er sich für alles entschuldigte: Es war vorbei. Was er ihr angetan hatte, war nicht mehr gutzumachen …
Doch er sah das anscheinend anders. Plötzlich war er bei ihr und zog sie in seine Arme. Lilian versteifte sich. Was sollte das? Er griff nach ihrer Hand … Was bildete er sich ein? Sie wollte sich losmachen und traute ihren Augen kaum, als sie sah, dass er ihr einen Ring an den Finger steckte.
„Lily, ich liebe dich.“ Er hielt ihre Hand fest.
Ihr stockte der Atem. Wie bitte? Was ging hier vor sich? Wieder machte sie einen Versuch, sich ihm zu entwinden, da gab er ihre Hand frei. Genau in dem Moment brach die Sonne durch die Wolken und ließ die Brillanten, mit denen der prachtvolle Goldreif an ihrem Ringfinger besetzt war, hell aufblitzen.
„Auch dieser Ring ist ein Familienerbstück, und er ist sehr wertvoll. Ich habe ihn aufbewahrt für den Moment, da ich hundertprozentig sicher sein kann, dass ich die Frau, die mir gegenübersteht und den Ring trägt, heiraten
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