Stürmisch verliebt auf Mallorca
beide hier, bis die Polizei kommt und zu Protokoll nimmt, was Isabel da eben erzählt hat“, sagte er nur.
Ein Ausdruck des Entsetzens zuckte über Benitas Gesicht, der Aufschrei blieb ihr in der Kehle stecken, und sie rang nach Luft. Doch all das war nichts, so kam es Ramiro schmerzlich in den Sinn, verglichen mit der Verzweiflung, die er in Lilys Zügen erkannt hatte, als sie von ihm des Diebstahls bezichtigt worden war.
Ramiro sah an dem unscheinbaren Haus empor. Hier also lebte Lily … Er wartete, bis die Haustür aufging, und trat ein. Der Hausflur war dämmrig und die Atmosphäre darin ähnlich bedrückend wie draußen, wo ein bleigrauer Gewitterhimmel über der Stadt lag. Langsam stieg Ramiro die Treppen hinauf, überprüfte an jeder Tür die Schilder. Dann, im zweiten Stock, fand er, was er suchte: „Connelly“ stand dort in kleinen Buchstaben unter einen anderen Namen geschrieben. Ramiro hielt sich den großen Strauß roter Rosen vors Gesicht und klingelte. Er wollte Lily überrumpeln. Dann war die Chance, dass sie ihm rasch verzeihen würde, am größten.
Er wartete und klingelte nochmals. Als er in der Wohnung Geräusche hörte, hielt er die Luft an. Die Tür wurde geöffnet, und er blinzelte durch die Rosen hindurch. Enttäuscht ließ er die Blumen sinken. Eine fremde junge Frau stand in der Tür und sah ihn fragend an. Das musste Sophie sein …
„Ist Lilian zu Hause?“, erkundigte er sich höflich.
„Nein. Wer sind Sie?“
„Ramiro Cantellano.“ Er streckte die Hand aus.
Die junge Frau stieß einen Pfiff aus. „Sie haben ja Mut!“
Ramiro lächelte. „Sie sind sicherlich Sophie, Lilians Freundin, habe ich recht?“
„Die bin ich.“
Sophie machte keine Anstalten, ihm die Hand zu schütteln, also ließ er sie wieder sinken. „Ist Lilian zu Hause?“, fragte er nochmals.
Sophie verschränkte die Arme vor der Brust. „Sie ist nicht da, tut mir leid. Aber selbst wenn sie da wäre, würde sie Sie nicht sehen wollen. Das kann ich beschwören.“
Ramiro seufzte leise. „So etwas habe ich mir schon gedacht. Da gab es ein furchtbares Missverständnis …“
Sophie musterte ihn immer noch kritisch. „Es ist besser, sie nehmen Ihre Blumen und verschwinden wieder. Lilian hat eine schlimme Zeit hinter sich, und erst seit Kurzem geht es ihr ein bisschen besser. Machen Sie ihr das Leben nicht noch einmal so schwer.“
Ramiro durchzuckte ein Stich. Was hatte er erwartet? Dass Lily ihn sehnsüchtig und mit offenen Armen empfing, nachdem er ihr so viel angetan hatte? Er erkannte, auf welch dünnem Eis er sich befand. Dennoch – er musste sie sehen.
„Ich muss sie sprechen. Ich habe in den letzten Tagen zig Mal versucht, sie zu erreichen, doch offensichtlich hat sie ihre Nummer geändert. Wann also kommt sie wieder?“
Sophies Blick wurde abschätzig. „Menschen mit Geld glauben immer, dass sie im Leben alles bekommen. Dem ist aber nicht so.“
„Was soll das heißen?“, fragte Ramiro nun leicht verärgert.
„Das soll heißen, dass Lilian, solange Sie hier herumstehen, überhaupt nicht auftauchen wird. Denn ich werde sie anrufen, und ihr sagen, dass Sie da sind. Und glauben Sie mir, sie wird nicht kommen. Tun Sie ihr besser den Gefallen und gehen Sie wieder. Gehen Sie zurück in Ihr Leben und lassen Sie uns in Ruhe. Es ist besser so.“
Und schon schloss sich die Tür.
Fassungslos stand Ramiro da. Er hatte gewusst, dass sein Unterfangen nicht einfach würde, doch dass er bereits an Sophie gescheitert war, traf ihn hart. Einen Moment blieb er unschlüssig stehen, dann legte er den Rosenstrauß auf die Fußmatte und ging. Die resolute Freundin hatte keinen Zweifel daran gelassen, dass sie Lily beschützen würde – fast so, als wäre er ein Verbrecher. Da musste er sich etwas anderes einfallen lassen. Nur was?
Lilian bog in ihre Straße ein, als ihr Handy klingelte. Es war Sophie, wie ihr die Nummer auf dem Display verriet. Sie meldete sich.
„Komm nicht nach Hause!“, warnte ihre Freundin sie.
„Warum?“ Lilian blieb stehen.
„Er ist hier!“
„Wer?“ Eine sonderbare Ahnung befiel Lilian. Doch das konnte und durfte nicht wahr sein …!
„Er hatte einen riesigen Rosenstrauß dabei und wollte dich sprechen. Ramiro Cantellano! Er sieht wirklich großartig aus. Ich habe ihn fortgeschickt. Das war doch richtig so, oder?“
„Natürlich!“, rief Lilian aufgeregt und lehnte sich gegen eine Hauswand. „Wann war das?“
„Eben gerade! Wo bist du? Vielleicht steht er
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