Stürmische Begegnung - zauberhafte Eroberung
wenig barsch war! Wenn sie ihn je in Aktion gesehen hätten … Wie ein Teufel hatte er sich auf Lionel gestürzt, um sie zu verteidigen!
Wenn sie Nein sagte, würde er es bei den beiden versuchen. Was für ein schrecklicher Schlag für sein Ehrgefühl, drei Körbe hintereinander zu bekommen … Sie zwirbelte eine Locke zwischen den Fingern.
So tief, wie sie in seiner Schuld stand, konnte sie ihn einer solchen Schmach nicht aussetzen. Hätte er sie nicht gerettet, so hätte Lionel sie die Treppe hinaufgeschleppt und vergewaltigt – und danach hätte sie nicht weiterleben können. Lionel hatte gehöhnt, dass sie danach keine andere Wahl gehabt hätte, als ihn zu heiraten, aber da kannte er sie schlecht. Sie hätte schon einen Weg gefunden, der permanenten Erniedrigung zu entkommen und zu verhindern, dass er an ihr Geld gelangte.
Sie rappelte sich auf und zwang sich, das Bett anzusehen. Sie verdankte Lord Lensborough so viel – konnte sie ihm da wirklich die einzige Bitte ausschlagen, die er je an sie richten würde? Konnte sie seinen Stolz so sehr verletzen, nachdem er ihre Ehre mit aller Macht verteidigt hatte?
Sie suchte am Bettpfosten Halt. Wahrscheinlich würde er gar nicht viel von ihr erwarten. Sie musste nur einen zufriedenen Eindruck machen und ihm Kinder schenken.
Sie ließ das Bett los, als habe sie sich daran verbrannt, und ging ans Fenster, um zu den Stallungen hinabzusehen. Sobald sie schwanger wäre, könnte sie ihn bitten, sich eine Geliebte zu nehmen. Wahrscheinlich hatte er längst eine – oder mehrere. Sie war sich sicher, dass er Verständnis haben und diskret vorgehen würde. Er würde sie in Ruhe lassen und zu einer anderen Frau gehen, wenn ihn das Bedürfnis überkam.
Seltsamerweise ließ gerade die Gewissheit, dass er sich auf ein solches Arrangement einlassen würde, sie in Tränen ausbrechen.
Am nächsten Morgen war Hester zwar nicht weniger unglücklich über ihre Verlobung mit Lord Lensborough, aber sie wollte ihm endlich gegenüberstehen und die Sache hinter sich bringen. Den Moment so lange wie möglich hinauszuzögern, zerrte nur an ihren Nerven. Mehrmals ging sie zur Tür, doch sobald ihre Hand auf den Türknauf lag, verließ sie der Mut.
Am späteren Vormittag brachte Emily ihr ein Tablett mit Tee und Gebäck. Sie war ins Pfarrhaus zurückgekehrt, sobald deutlich geworden war, dass ihre Freundin nicht schwer erkrankt war, und Hester hatte das Gefühl, sie seit Ewigkeiten nicht gesehen zu haben.
„Emily – ich bin ja so froh, dich zu sehen!“
Ihre Freundin sah sie kühl an. „Wirklich?“ Sie schenkte Tee ein. „Ich muss dir wohl gratulieren.“
„Oh.“ Natürlich: Meine Eheschließung macht alle Pläne zunichte, die wir beide für die Zukunft geschmiedet haben, wurde Hester klar. „Du bist wohl sehr enttäuscht.“
„Nein: verletzt. Ich dachte, wir wären Freundinnen. Man sollte doch meinen, dass du dich mir anvertraut hättest. Aus Phoebes Mund von deiner Verlobung zu hören statt aus deinem, das war ein echter Schock.“
„Nun, ich habe es aus Julias Mund gehört, und das war auch kein Vergnügen, glaub mir.“
Emily musterte Hester skeptisch. „Soll das heißen, der Marquis hat um deine Hand angehalten und dein Onkel hat eingewilligt, ohne dich zu fragen?“
„So muss es gewesen sein. Und ich kann mich beim besten Willen nicht aus der Affäre ziehen. Ach, Emily! Nun werden wir doch nicht zusammen wohnen.“
Emily blinzelte eine Träne fort und reichte Hester eine Tasse. „Das waren ohnehin nur die naiven Träume zweier Mädchen, die glaubten, sie wären zu seltsam, um einen guten Ehemann abzubekommen. Höchste Zeit, erwachsen zu werden und sich der Wirklichkeit zu stellen.“
„Dann bist du mir nicht böse, weil ich mich nicht gegen diese Ehe wehre? Ich habe darüber nachgedacht.“
„Natürlich nicht. Wenn mir ein Mann einen Antrag machen würde, der nur halb so gut aussähe wie Lord Lensborough oder ein Zehntel von seinem Geld hätte, würde ich sofort Ja sagen, ohne darüber nachzudenken, welche Folgen das für dich hätte. Wir haben uns eingeredet, wir könnten uns sozialen Aufgaben widmen, statt unter der Knute irgendeines Egoisten zu leben, aber in Wahrheit hat eine junge Frau keine andere Wahl, als zu heiraten, wenn sie nicht in Verruf geraten will.“
Energisch setzte sie ihre Tasse auf die Untertasse. „Ach, wie schön wäre es, wenn wir nicht für alles und jedes auf einen Mann angewiesen wären.“ Sie runzelte die Stirn. „Aber
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